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Wilde Schafsjagd

Wilde Schafsjagd

Titel: Wilde Schafsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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sich um ihn kümmert, kann ich nicht verreisen.«
    »Geben Sie ihn in ein Tierhotel, in Ihrer Nähe gibt es doch welche!«
    »Es ist ein alter Kater; er ist schwach. Einen Monat Käfigdasein hält er nicht durch.«
    Ich hörte Fingergetrommel. »Und?«
    »Ich möchte, dass Sie ihn nehmen. Sie haben einen großen Garten, und zeitlich und finanziell fällt ein kleiner Kater doch kaum ins Gewicht.«
    »Unmöglich. Der Chef hasst Katzen, außerdem haben wir Vögel im Garten. Die bleiben weg, wenn eine Katze da ist.«
    »Ihr Chef ist doch ohne Bewusstsein, und der Kater ist viel zu unbeholfen, um einen Vogel zu erlegen.«
    Wieder das Getrommel von Fingern auf der Tischplatte, dann war es ruhig.
    »Gut. Morgen früh um zehn holt der Fahrer den Kater bei Ihnen ab.«
    »Katzenfutter und Streusand stelle ich bereit. Der Kater frisst nur ein bestimmtes Futter; kaufen Sie bitte, wenn es ausgeht, wieder die gleiche Marke.«
    »Besprechen Sie die Einzelheiten bitte direkt mit dem Fahrer. Ich sagte es Ihnen schon: Ich habe nicht so viel Zeit.«
    »Ich brauche eine Anlaufstelle. Jemanden, der die Verantwortung übernimmt.«
    »Die Verantwortung?«
    »Wenn der Kater während meiner Abwesenheit verschwindet oder stirbt, bekommen Sie von mir keine Informationen. Selbst wenn ich das Schaf finden sollte.«
    Der Mann atmete durch. »Na, meinetwegen. Ab und zu verschätzen Sie sich ja, aber für einen Amateur machen Sie Ihre Sache erstaunlich gut. Ich schreibe mit, sprechen Sie langsam.«
    »Füttern Sie bitte kein fettes Fleisch. Der Kater erbricht das wieder. Auch nichts Hartes bitte; seine Zähne sind nicht mehr gut. Morgens eine Flasche Milch und eine Dose Katzenfutter, abends ein paar getrocknete Sardinen und Fleisch oder Käsestangen. Das Katzenklo bitte täglich wechseln. Er mag nicht, wenn es verdreckt ist. Er bekommt öfters Durchfall; flößen Sie ihm, wenn der Durchfall zwei Tage anhält, Medizin ein; die bekommen Sie beim Tierarzt.«
    An dieser Stelle horchte ich gespannt auf die Geräusche in der Leitung: Am anderen Ende ließ der Mann seinen Kugelschreiber übers Papier fliegen.
    »Ist das alles?«, sagte der Mann.
    »Er leidet unter Ohrmilben. Säubern Sie ihm bitte einmal täglich mit in Olivenöl getränkten Wattestäbchen die Ohren. Er mag das nicht und wehrt sich dagegen; achten Sie bitte auf die Trommelfelle. Wenn Sie befürchten, dass er Ihnen die Möbel zerkratzt, schneiden Sie ihm einmal in der Woche die Krallen. Eine gewöhnliche Nagelschere genügt. Flöhe hat er keine, glaube ich, aber sicherheitshalber schlage ich vor, ihn ab und zu mit Antiflohshampoo zu shampoonieren. Das bekommen Sie in jeder Tierhandlung. Nach dem Baden bitte gut abtrocknen, das Fell bürsten und dann fönen. Sonst erkältet er sich.«
    Kugelschreibergeräusche. »Noch etwas?«
    »Das ist alles.«
    Der Mann wiederholte, was er notiert hatte. Es fehlte nichts. »Das ist alles, ja?«
    »Sehr schön, ja.«
    »Auf Wiederhören!«, sagte der Mann. Dann legte er auf.
    Draußen war es schon dunkel. Ich verstaute Kleingeld, Zigaretten und Feuerzeug in der Hosentasche, zog meine Tennisschuhe an und verließ das Haus. Ich ging in meine nahe gelegene Stammkneipe, bestellte ein Hähnchenschnitzel mit Weißbrot und trank, bis das Essen kam, ein Bier. Im Hintergrund lief die neueste Platte von Brothers Johnson. Danach kam Bill Withers. Zu Bill Withers aß ich mein Hähnchenschnitzel. Danach trank ich zu Maynard Fergusons Star Wars einen Kaffee. Das Gefühl, gegessen zu haben, hatte ich nicht.
    Als die Tasse abgeräumt wurde, ging ich zu dem rosa Münztelefon, warf drei Zehn-Yen-Stücke ein und wählte die Privatnummer meines Partners an. Sein ältester Sohn nahm ab. Er ging zur Grundschule.
    »Guten Tag«, sagte ich.
    »Guten Abend«, verbesserte er. Ich schaute auf meine Armbanduhr. Er hatte Recht.
    Etwas später war mein Partner am Apparat.
    »Wie war’s?«, fragte er.
    »Können wir reden? Oder seid ihr vielleicht gerade beim Essen?«
    »Wir essen gerade, aber das macht nichts. Erstens gibt es wie immer nichts Besonderes, und zweitens verspricht das, was du zu erzählen hast, interessanter zu sein.«
    Ich berichtete kurz von der Unterhaltung mit dem schwarz gekleideten Mann. Von dem großen Auto, der großzügigen Residenz, dem im Sterben liegenden alten Mann. Nur das. Von dem Schaf sagte ich nichts. Er hätte mir die Geschichte kaum geglaubt, und außerdem war sie zu lang. Mein Bericht machte deshalb natürlich nicht den geringsten Sinn.
    »Ich

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