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Wilde Wellen

Wilde Wellen

Titel: Wilde Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Sadlo
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seine suchende Hand fest. So fest, dass er wusste, dass sie nicht wollte, dass sie ihr Ziel fand.
    Â»Was ist?«, murmelte er an ihrem Nacken.
    Â»Ich bin total kaputt. Lass uns einfach nur schlafen.« Ihre Stimme klang, als wäre sie kurz vor dem Einschlafen.
    Â»Ich hab mich nach dir gesehnt.« Er wollte sie. Viel zu lange hatten sie sich nicht gesehen. Hatte sie denn keine Sehnsucht nach ihm?
    Â»Der Abend war irre anstrengend.« Wieso drehte sie sich nicht zu ihm um? Ihr Körper war so angespannt, als würde sie bei der leisesten Bewegung, die er machen würde, aufstehen und weggehen.
    Â»Komm mit mir zurück nach Paris. Es ist nicht gut, dass du mich so lange allein lässt.« Jetzt stand sie tatsächlich auf. Sie zog einen Pullover über das dünne Hemd, das sie zum Schlafen trug, schlang die Arme um sich und sah aus dem Fenster. Wie fern sie war. Als sie sich zu ihm umdrehte, sah er die Trauer in ihren Augen. Jetzt. Jetzt würde sie es ihm sagen. Dass sie nicht mehr zurückkommen würde. Dass es vorbei war. Er wollte das nicht hören. Sie war verwirrt. Es war zu viel passiert in der letzten Zeit.
    Â»Du brauchst Zeit, Marie.« Er stand auf, schlüpfte in seine Hosen, zog sich sein weißes Hemd über. »Aber ich glaube nicht, dass es eine Lösung ist, dass du dich hier vergräbst. Dein Leben ist in Paris. Unser Leben. Wir wohnen zusammen, hast du das vergessen? Wir sind ein Paar. Wir wollen irgendwann heiraten und wahrscheinlich auch Kinder haben.«
    Â»Du lebst in London, Thomas. Und ich würde nie nach England ziehen.«
    Â»Ich könnte mir einen Job in Paris suchen. Der wäre vielleicht nicht ganz so spannend. Und auch nicht ganz so gut bezahlt. Aber wenn es das ist, was du willst, mache ich das.«
    Jetzt endlich sah sie ihn an.
    Â»Ich will nicht, dass du dein Leben meinetwegen aufgibst. Irgendwann würdest du mir das vorwerfen. Und es würde kaputtmachen, was wir miteinander haben.«
    Â»Haben wir denn noch was miteinander?«
    Die Frage stand hart im Raum. Er ging auf sie zu. Wollte ihre Hand nehmen. Doch sie entzog sie ihm. Mit einer ganz leichten Geste strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Man hätte es unabsichtlich nennen können. Doch das war es nicht.
    Â»Als ich deine Mail bekommen habe, dass du noch einmal hierhermusst, hab ich das verstanden. Du hast hier noch so viel zu klären. Aber mir scheint, die Sache mit deinem Vater läuft doch nun ganz gut. Jedenfalls sah es so aus, als ihr da vorher aus dem Auto gestiegen seid.«
    Marie nickte. Und sagte nichts.
    Â»Wenn du noch länger bleiben musst, sag es mir. Aber sag mir auch, wie lange du bleiben willst. Ich muss das wissen. Ich kann nicht in London sitzen und dauernd darüber nachdenken, ob ich überhaupt noch eine Freundin habe.«
    Er hatte ja recht. Es war nicht fair, was sie machte. Aber sie war so verunsichert. Zwei Jahre war sie überzeugt gewesen, dass Thomas der Mann ihres Lebens war. Sicher, sie hatte sich immer geweigert, darüber nachzudenken, wie ihre Zukunft aussehen könnte. Weil sie auf keine Lösung gekommen wäre. Er in London, sie in Paris. Wie lange konnte man so eine Beziehung überhaupt führen? Vor der Katastrophe war sie überzeugt gewesen, dass es gut war, wie es war. Eine leidenschaftliche Wochenendbeziehung zu führen, hatte ja auch etwas für sich. Da war dieses Sehnen gewesen, da war diese Lust, wenn sie sich sahen. Die traumhaften Tage, an denen sie sich ausgehungert aufeinandergestürzt hatten. Es waren immer nur Sonntage gewesen. Lange gemütliche Frühstücke im Bett, Spaziergänge im Bois de Boulogne oder an der Themse. Museumsbesuche. Kino. Theater. Tolle Restaurants. Sie hatten sich Häuser in London angesehen, hatten Stunden damit verbracht, Pläne zu machen, wie sie sie ausbauen, wie sie sie einrichten würden. Und dann war Marie wieder in den Flieger gestiegen, und die Pläne hatten sich über dem Ärmelkanal aufgelöst. Sie hatten geträumt. Und sie hatten gewusst, dass es Träume waren, in die sie sich versponnen hatten. Mit Alltag hatte das nichts zu tun. Aber das war kein Problem gewesen. Marie hatte während der Woche über den Hunderten Fotos, die sie mit ihrem Handy aufgenommen hatte, die Erinnerung an das letzte Zusammensein aufrechterhalten. Sie hatten lange, sehnsüchtige Telefongespräche in der Nacht geführt. Sie hatten Mails

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