Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wilde Wellen

Wilde Wellen

Titel: Wilde Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Sadlo
Vom Netzwerk:
fürchterlichen Verdacht. Das ist grauenvoll.«
    Â»Du glaubst also nicht, dass Michel und Céline eine Affäre hatten?«
    Leon lachte auf.
    Â»Absurd. Vollkommen absurd. Sie hätten es niemals geheim halten können. Wir sind hier in einer kleinen Stadt. Jeder beobachtet jeden. Wenn Michel und Claire sich auch nur einmal getroffen hätten, hätte es jeder gewusst. Egal, wie geheim sie es hätten halten wollen. Und außerdem, selbst wenn Michel Céline geliebt und sie ihn nicht erhört hätte – man kann deinem Vater viel nachsagen, aber damit hätte er umgehen können.«
    Leon sah die Erleichterung in Maries Gesicht. Und einen Moment lang stieg in ihm ein Gefühl des Neides auf. Womit hatte Michel diese Tochter verdient? Die ihn liebte. Die sich für ihn einsetzte. Die einfach an seine Unschuld glauben wollte. Dieser Mann, der damals sein Kind einfach aufgegeben hatte. Der sich, im Gegensatz zu ihm, nicht für sein Kind interessiert hatte. Der nichts, aber auch gar nichts für sie getan hatte. Wieso kämpfte diese junge Frau für ihren Vater? Sie hätte allen Grund gehabt, ihn fallen zu lassen. Sich von ihm abzuwenden. Einfach wegzugehen in ihr altes Leben. Jeder, sogar Michel hätte das verstanden. Aber sie blieb bei ihm. Und Caspar, der Sohn, für den er sein Leben gegeben hätte, stellte sich gegen ihn. Das war nicht gerecht.
    Als Leon Marie zunickte und ihr noch einmal versprach, dass alles gut würde, glaubte sie ein Zittern in seiner Stimme zu hören. Da war etwas unter der selbstbewussten Oberfläche, die er zur Schau stellte, das nicht zu ihm passte. Das Lächeln, das aufmunternd sein sollte, hatte einen leisen Anflug von Traurigkeit. Hatte es mit der Erpressung zu tun, die ihm auf der Seele liegen musste? Sie konnte sich nicht entschließen, ihn nach den Geschehnissen am Hafen zu fragen. Falls sie mit ihrer Vermutung recht haben sollte, hatte sich Leon entschlossen, die Sache allein zu regeln. Und in diesem Moment konnte sie nichts anderes tun, als es zu akzeptieren
8
    Die Ereignisse überschlugen sich. Als Paul Marie aufsuchen wollte, hörte er als Erstes von der aufgelösten Violette, was geschehen war. Michel verhaftet? Also doch. Sein Auto war es gewesen, das Céline überfahren hatte. Es hörte sich an, als gäbe es daran nicht den geringsten Zweifel. Er musste Marie finden. Sie würde am Boden zerstört sein. Er wollte sie in die Arme nehmen. Sie trösten. Ihr sagen, dass es ihm leidtäte. Aber tat es ihm wirklich leid, dass Michel verhaftet worden war? Wenn er wirklich für Célines Tod verantwortlich war, war das gerecht. Er musste seine Strafe bekommen. Auch wenn er Maries Vater war.
    Am liebsten hätte er sie gesucht. Doch er wusste nicht, wo er hätte anfangen sollen. Möglicherweise war sie ja schon nach Brest gefahren, um mit dem Staatsanwalt zu reden. Oder hatte sie ihre Sachen gepackt und war vor dieser neuen Ungeheuerlichkeit einfach geflohen? Er wünschte, sie würde sich bei ihm melden. Zuflucht und Trost bei ihm suchen. Wieso hatte sie ihn nicht angerufen? Wieso hatte sie nicht das Bedürfnis gehabt, ihm zu erzählen, was passiert war?
    Die Erklärung stand in der nächsten Sekunde in der Person von Thomas Berger vor ihm. Der das Haus mit einer kleinen Reisetasche verließ und auf den Mercedes zuging, der vor dem Haus geparkt war.
    Â»Richten Sie ihr aus, dass ich zurückfahren musste«, sagte er mit kaum unterdrücktem Ärger zu Violette, die mit ihm aus dem Haus trat.
    Â»Ich hätte mich gern von ihr verabschiedet, aber wenn sie niemandem sagt, was sie vorhat … Sie geht ja nicht einmal an ihr Handy.«
    Â»Sie wird bestimmt bald zurück sein.« Violette versuchte, Thomas zu beschwichtigen. Doch der winkte nur ab. Er ging an Paul vorbei zu seinem Auto. Und fuhr davon.
    Paul hatte sofort erkannt, um wen es sich bei dem verärgerten Mann handelte. Das Auto mit der Pariser Nummer, die teure Reisetasche, der elegante Mantel, die ganze städtisch selbstbewusste Attitüde. Dazu die offensichtliche Verärgerung über Marie. Das konnte nur Thomas Berger sein, der Banker, mit dem Marie liiert war.
    Thomas Berger war also hier. Wann war er gekommen? Und wieso hatte ihm Marie das verschwiegen? Plötzlich verstand Paul, wieso sie in der Nacht nicht zu ihm gekommen war. Wie hätte sie das können, wenn der Mann, mit dem sie zusammenlebte, in

Weitere Kostenlose Bücher