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Wilde Wellen

Wilde Wellen

Titel: Wilde Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Sadlo
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bekommen haben, und wenn er es klug investiert hat …« Er kam mit einem kleinen Löffel Sugo zu ihr. »Probier mal.«
    Â»Wow, das schmeckt großartig. Woher kannst du das?«
    Â»Das Einzige, was ich überall auf der Welt gefunden habe, was mir wirklich schmeckte, waren Tomaten. Ein bisschen Knoblauch, eine Zwiebel, das gibt es überall. Ich sag dir, ich hab damit meine sämtlichen Mitarbeiter beeindruckt.«
    Marie lachte. Sie küsste ihn auf den Mund.
    Â»Du solltest nachforschen, wann die erste Tomatensauce gekocht worden ist. Und ob die Männer die Damen damit willfährig gemacht haben.«
    Â»Soll das heißen, ich mache dich damit gefügig?«
    Es blitzte in ihren Augen, als sie ihn zu sich heranzog. Ihr Kuss schmeckte noch ein bisschen nach Tomaten. Süß, fruchtig, verheißungsvoll. Dass die Sauce nun eine weitere Stunde vor sich hin köcheln würde, machte nichts. Je länger sie auf dem Feuer stand, desto intensiver wurde der Geschmack. Aber daran dachten Marie und Paul nicht, als sie begannen, sich zu lieben.
    Â»Was denkst du, was die Versicherung gezahlt hat für den ollen Fischtrawler?« Paul stöhnte auf. Nicht jetzt, nicht in dem Moment, in dem sich seine Erregung dem Höhepunkt näherte. Er zog Marie enger an sich, doch der Gedanke hatte schon zu sehr Besitz von ihr ergriffen. Sie sprang aus dem Bett, als hätte sie nicht noch vor einer Sekunde wohlig unter seinen Küssen geseufzt, mit denen er ihren Bauch bedeckte und sich zu ihrer Scham hinunterarbeitete.
    Â»Eine halbe Stunde am Tag, ohne an Leon Menec zu denken, oder an deinen Vater oder …«
    Â»An deine Mutter? Willst du damit sagen, dass du tatsächlich nicht mehr an deine Mutter denken willst?«
    Â»Wenn ich mir überlege, dass ich sie überhaupt nicht gekannt habe, dass ich gerade mal ein paar Worte mit ihr am Telefon gewechselt habe … Es mag hart klingen, aber es gibt Stunden, an denen ich nicht an sie denke.« Er berührte ihren rührenden Nacken mit seinem Zeigefinger, fuhr die Linie der Wirbelsäule nach und drängte sich von hinten an sie. Sie lachte leise auf, als sie seine Erektion an ihrem Rücken spürte.
    Â»Nicht ablenken. Ich muss sehen, bei wem Leon die Helena versichert hatte.«
    Wie ein Spürhund hatte sie Witterung aufgenommen. Irgendwas war ihr in die Nase gekommen, und sie musste dem nachgehen. Ihre Finger tippten schnell auf der Tastatur, während Pauls Finger sich in ihrem Haar vergruben. So schnell wollte er nicht aufgeben. Irgendwie musste es ihm doch gelingen, diese beiden Männer Leon und Michel aus seinem Haus zu werfen. Auch wenn sie es sich in Maries Kopf schon recht gemütlich gemacht hatte.
    Â»Da … Universal Assurance Rennes. Hier, in dem Artikel steht, dass sie prompt bezahlt hätten. Ich ruf da mal an.«
    Das war seine Chance.
    Â»Nirgendwo in der Welt wirst du nach siebzehn Uhr noch jemanden in einem Versicherungsbüro antreffen. Das musst du morgen machen. Und bis dahin …«
    Als er sie mit sanfter Gewalt zu sich herumdrehte, wehrte sie sich nur kurz. Sie ließ sich von seiner Erregung anstecken, und tatsächlich gelang es ihm, sie für fünf Minuten von den düsteren Geschehnissen abzulenken, die ihr Leben im Moment dominierten.
    Auch Wochen nach ihrem Tod war Célines Grab immer mit frischen Blumen überhäuft. Ob sie wusste, dass Leon verschwunden war? Dahin, wo sie jetzt war? Die Sonne ging mit großem Getöse im Meer unter. Ein riesiger dunkelroter Ball, der am Rand tief orange zu glühen schien. Der wolkenlose Himmel war von einem gläsernen Türkis, hinter dem man die ewige Dunkelheit des Alls nicht einmal ahnen konnte. Xaviers Schafe fraßen sich die Bäuche am grünen Gras, das saftig an der Friedhofsmauer wucherte, voll. Die beiden Hunde lagen angespannt in der Nähe und verfolgten jede ihrer Bewegungen, während Xavier Céline einen neuen Strauß ihrer Lieblingskräuter brachte.
    Â»Weißt du, was mit ihm geschehen ist?« Wie so oft führte er ein leises Zwiegespräch mit seiner toten Freundin, die er mehr vermisste als er irgendjemandem hätte sagen können. Sie hatten sich oft gesehen in diesen kühlen Stunden des frühen Tages, wenn sie mit Merlin an den Felsen entlanggewandert war, um ihre Kräuter zu sammeln. Sie hatten nicht viel geredet. Es war ein stilles Einverständnis zwischen ihnen gewesen. Nie

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