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Wilde Wellen

Wilde Wellen

Titel: Wilde Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Sadlo
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rannte durch die Dunkelheit davon.
    Â»Es wird ein geiles Leben. Es wird ein echt geiles Leben.« Seine Stimme verhallte in der Nacht. Céline setzte sich mit einem Seufzer in den Sand. Wo waren die märchenhaften Geschichten geblieben, die ihr das Meer vor langer Zeit erzählt hatte? Die nicht von Verzweiflung und Tod gehandelt hatten und traurigen Geheimnissen?
10
    Paul war früh aufgewacht. Er fühlte sich gut an diesem Tag eins nach seiner Entscheidung. Keine Suche nach einer unbekannten Mutter, kein Versauern am Ende der Welt. Er freute sich darauf, schon am nächsten Wochenende Sara in Paris zu besuchen. Und am Ende des Semesters Brest den Rücken zu kehren. Er musste nur noch den Dekan informieren. Und seinen Mietvertrag kündigen. Die paar Sachen, die er mitgebracht hatte, würden schnell gepackt sein. Und dann würde er dieses unnötige Intermezzo hinter sich gebracht haben. Nur diese Aussicht, die würde er vermissen. Und den Duft des Meers, den ewigen Klang der Wellen. Das Haus von Chantal Miller hätte wirklich sein Haus werden können, wenn er denn hiergeblieben wäre. Aber so? Eigentlich hatte er vorgehabt, endlich die Basisausstattung an Lebensmitteln zu kaufen, die er so brauchte. Kaffee, Zucker, Milch, Salz, Pfeffer, Nudeln, Reis. Er hatte sich darauf gefreut, morgens mit einer Schale Milchkaffee auf der Terrasse zu sitzen und den Schiffen nachzusehen. Und abends vielleicht bei einem Glas Wein Musik zu hören. Oder noch ein wenig zu arbeiten. Eigentlich hätte es doch ein gutes Leben sein können, hier auf der Klippe. Aber da er sich nun mal entschieden hatte, nicht zu bleiben, würde er sich gar nicht häuslich einrichten. Seinen Kaffee würde er auf dem Weg nach Brest in einer kleinen Bar nehmen.
    Vielleicht am Hafen von Concarneau. Er war dort schon ein paarmal vorbeigefahren in den letzten Tagen, auch wenn der kleine Ort nicht unbedingt auf seinem Weg lag. Bestimmt würde er da seinen Kaffee bekommen und ein Croissant auch.
    In den engen Straßen der hübschen kleinen Stadt mit den mittelalterlichen Häusern herrschte reges Vormittagstreiben. Hausfrauen waren auf dem Weg zum Einkaufen, Schulkinder trieben sich vor der Schule noch auf den malerischen Plätzen herum, junge Männer in properen Anzügen waren auf dem Weg ins Büro. Und da war plötzlich dieses Mädchen. Nur ein paar Meter von ihm entfernt kam es aus einer Boulangerie mit einer kleinen Tüte aus der Hand. Paul starrte sie an. War sie es wirklich? War das wirklich Marie Lamare, die Polizistin aus Paris?
    Â»Marie?«
    Er murmelte ihren Namen leise vor sich hin. Bestimmt irrte er sich. Solche Zufälle gab es doch eigentlich nicht.
    Marie wollte gerade in das Croissant beißen, das sie aus der Tüte gefischt hatte, als sie glaubte ihren Namen zu hören.
    Â»Marie?«
    Sie drehte sich um. Aber da war niemand, den sie kannte. Nur dieser Mann mit dem Motorrad, der sie anstarrte. Und jetzt auf sie zukam.
    Â»Sie sind es ja wirklich! Wie geht es Ihnen, Marie? Haben Sie alles gut überstanden?«
    Â»Entschuldigen Sie, ich … ich weiß nicht …«
    Â»Mein Gott, ist das ein Zufall. Sie sehen gut aus. Das heißt wohl, dass Sie die Schießerei gut überwunden haben. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie froh ich darüber bin.«
    Alles begann sich um Marie zu drehen. Das rote Auto, Jeans Stimme, sein Schrei, als der Schuss ihn zu Boden riss, ihre eigene Stimme.
    Bleiben Sie stehen, lassen Sie die Waffe fallen.
    Der Blick aus diesen schwarzen Augen. Die Pistole, die er auf sie richtete. Der Schuss.
    Paul fing Marie auf, als sie in sich zusammensank.
    Â»Ist alles in Ordnung, Marie? Es tut mir leid; ich wollte sie nicht erschrecken.«
    Dieser erschrockene Blick, mit dem sie ihn ansah. Dieses Keuchen. Dieser furchtbare Schreck in ihren Augen.
    Â»Ich war bei Ihnen, als sie angeschossen wurden. Ich habe …«
    Â»Jean. Was ist mit Jean? Geht es ihm gut?«
    Konnte es sein, dass sie nicht wusste, dass ihr Kollege gestorben war? Paul begriff nicht, was hier vor sich ging. Die junge Frau starrte ihn voller Angst an.
    Â»Wir wollten ihn aus dem Verkehr ziehen. Es sah aus, als würde er Amok laufen. Wir wollten doch nur, dass er anhielt. Aber er hat nicht reagiert. Ist einfach immer weitergerast.«
    Die Erinnerung war schlagartig wieder da. Er hatte auf Jean geschossen. Und war weiter gerannt, die Pistole in der Hand. Er war auf diese

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