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Wilde Wellen

Wilde Wellen

Titel: Wilde Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Sadlo
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wieder bei ihm zu sein. Und so ging sie davon. Er sollte die Hoffnung, sie wiederzusehen, schnellstens begraben. Er ließ den Motor an, um wegzufahren. Und da geschah es doch: Marie drehte sich um. Ihr Blick suchte ihn. Und als sie ihn sah, lächelte sie, hob sie die Hand ganz leicht. Ihr Mund formte sich zu einem unhörbaren »Merci«. Paul winkte lächelnd. »Au revoir, Marie«, sagte er leise. Und er glaubte in diesem Moment, dass es dieses Wiedersehen geben musste.
    Als Marie noch einmal auf ihn zugeeilt kam, dachte er schon, sie wolle ihm ihre Telefonnummer geben. Oder ihn nach seiner fragen.
    Â»Ich weiß gar nicht, ob ich mich bei dir bedankt habe«, sagte sie atemlos. »Danke für alles. Vor allem dafür, dass du mir mein Leben zurückgegeben hast.« Sie drückte ihm einen hastigen Kuss auf die Wange. Drehte sich um – und eilte davon.
    Marie, wollte er rufen. Warte.
    Doch jetzt verschwand sie endgültig hinter der gläsernen Tür.
    Schade, dass sie keine Indianerin ist , dachte Paul wehmütig. Dann wäre es selbstverständlich gewesen, dass sie sich nicht aus den Augen verloren hätten. Sie hätte diese Verbindung, die auf dem Pflaster der Pariser Straßen entstanden war, als er verzweifelt versucht hatte zu verhindern, dass sie starb, als eine Verpflichtung angesehen. Als ein Zeichen des Schicksals. Sie hätte sich auf ewig mit ihm verbunden gefühlt. Eine Vorstellung, die Paul in diesem Moment sehr gefiel.
4
    Leise sphärische Töne schwebten durch das Schloss. Es war das Zeichen dafür, dass sich Claire zu ihrer Qi-Gong-Übung in den spartanisch eingerichteten Raum im westlichen Seitenflügel zurückgezogen hatte, den sie sich vor ein paar Jahren eingerichtet hatte. Sie hatte die fernöstlichen Übungen auf einer Reise nach China für sich entdeckt, wo sie in Peking auf einer ihrer morgendlichen Joggingrunden eine Gruppe von Männern beobachtet hatte, die, in Businessanzügen, ganz in ihre Übungen versunken, sich auf ihren Arbeitstag vorbereitet hatten. Es hatte eine ungewöhnliche Ruhe und Konzentration über dem kleinen Park gelegen, in dem sich die Männer, wie sie bald herausfand, jeden Morgen trafen, um Geist und Körper in Einklang zu bringen. Fasziniert hatte sie sich einen Lehrer gesucht, der sie in diese fremdartigen Übungen eingewiesen hatte. Und zog sich seitdem fast jeden Tag für eine Weile zurück, um sich ganz auf sich zu konzentrieren. Leon hatte Claires neue Leidenschaft anfangs belächelt. Dass seine umtriebige Frau sich einen Raum der Stille zulegte, fand er zwar interessant, aber im Geheimen erwartete er, dass ihr die langsamen, behutsamen Übungen schnell zu langweilig werden würden. Doch das Gegenteil war der Fall gewesen. Claire war der Kunst des Qi-Gong verfallen. Sie konnte sich schon lange nicht mehr vorstellen, dass es einmal eine Zeit gegeben hatte, in der sie sich nicht damit beschäftigte. In dieser Stunde am Tag war sie ganz bei sich. Sie fühlte, wie der Druck nachließ, wie die Probleme, die sie beschäftigten, wenigstens für eine Weile in den Hintergrund traten. Dass Leon und Caspar sie belächelten, focht sie nicht an. Jeder musste seinen eigenen Weg finden, mit seinem Leben zurechtzukommen. Und sie hatte ihren gefunden. Der stille Raum, in den sie sich zurückzog, war so etwas wie ein Zufluchtsort für sie geworden. Jeder im Schloss wusste, dass sie hier nicht gestört werden durfte. Nur sehr selten kam es vor, dass sie nicht abschalten konnte, sobald sie den stillen Raum betrat. Normalerweise fühlte sie sich in dem Moment, in dem sich die schwere Tür hinter ihr schloss, wie befreit. Ihre Schultern entspannten sich. Ihre Haltung wurde unwillkürlich aufrecht. Ihr Atem wurde regelmäßig und tief.
    Heute allerdings hatte Marie es geschafft, sich mit in den Raum zu drängen. Claire hatte, kurz bevor sie sich ihren Übungen widmen wollte, von ihrer Köchin Mimi erfahren, worüber schon der ganze Ort redete. Michels Tochter war nach Paris zurückgegangen.
    Claire war erleichtert gewesen. »Sehr gut. Ein Problem weniger.« Doch sie wusste, dass es so einfach nicht sein würde. Da war zum einen Michel, dem sie nicht zutraute, dass er seine Tochter ein zweites Mal aus seinem Leben entschwinden ließ. Und da war Caspar. Der sich offensichtlich in Marie verliebt hatte. Claire konnte nicht einschätzen, wie ernst es Caspar

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