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Wilde Wellen

Wilde Wellen

Titel: Wilde Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Sadlo
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haben wollte. Marie hatte sich geweigert, ins Haus zu kommen. So gingen sie am Hafen entlang. Sie war so verletzt. Und gleichzeitig so entschlossen. Sie hätte nicht zurückkommen müssen. Sie hätte einfach so tun können, als würde er nicht existieren. Hätte ihr Leben einfach weiterleben können.
    Â»Keine Lügen mehr, Michel. Das könnte ich dir nicht verzeihen.« Dass sie ihn Michel nannte, tat ihm weh. Aber er verstand, dass es nicht die Zeit für Marie war, ihn Vater zu nennen. Das war etwas, das er sich erst erarbeiten müsste.
    Â»Ihr sprecht euch aus, das ist schön. Marie, du weißt nicht, wie sehr dein Vater darunter gelitten hat, dass du weggegangen bist.«
    Leon konnte sich vorstellen, was gleich passieren würde. Er hatte von Claire erfahren, dass Marie beschlossen hatte, in Concarneau zu bleiben, und hatte sich sofort auf den Weg gemacht, um Michel zu sprechen. Er musste das Schlimmste verhindern. Michel sah Leon ungeduldig an. Wie konnte er es wagen, in diese Situation zu platzen?
    Â»Wenn du uns entschuldigen würdest, Leon.«
    Â»Natürlich. Ich will nicht stören. Ich wollte nur sagen, Marie, du darfst deinen Vater nicht verurteilen. Es war nicht seine Schuld; diese Frau hat ihn einfach überrumpelt.«
    Michel hatte keine Ahnung, wovon Leon redete. Bevor er ihn fragen konnte, sprach Leon schon hastig weiter.
    Â»Carla Besson war wunderschön. Und gerissen. Sie hat sich einfach in Michels Leben gedrängt. Sie hat ihn verführt. Und er konnte sich nicht wehren. Du kannst dir sicher vorstellen, dass deine Mutter sehr verletzt war.«
    Marie sah Leon verblüfft an. Das war es? Sie glaubte plötzlich zu verstehen. So furchtbar einfach war es gewesen? Ihr Vater hatte ihre Mutter betrogen?
    Â»Hast du sie geliebt? Wolltest du uns ihretwegen verlassen?« Ihre Stimme war ganz dünn. Und traurig. Michel wusste nicht, was er sagen sollte. War das die Lösung? Sollte er Leons Lügengeschichte bestätigen? Dass er Monique untreu gewesen war? Die einfachste Sache der Welt. Ein Mann betrügt seine Frau, und die verlässt ihn deswegen. Monique war tot. Sie konnte nicht mehr eingreifen. Und Leon würde niemals verraten, dass er diese Geschichte erfunden hatte. Die Gedanken rasten in seinem Kopf durcheinander. Die Wahrheit. Er wollte die Wahrheit erzählen. Die ihm Monique nicht verziehen hatte. Die ihm Marie aber vermutlich auch nicht verzeihen würde. Leons unverfrorene Geschichte konnte die Rettung sein. So viele Männer betrogen ihre Frauen. So viele Frauen zogen sich danach enttäuscht zurück. Marie würde verstehen. Und sie würde vielleicht verzeihen.
    Â»Ich wollte es nicht«, hörte er sich leise sagen. »Ich weiß, dass das alle Männer sagen, denen so etwas passiert. Und vielleicht … vielleicht stimmt es auch nicht.«
    Als Leon merkte, dass Michel den Faden, den er ihm in die Hand gelegt hatte, weiterspinnen würde, zog er sich mit dem Hinweis auf einen Termin zurück. Er hoffte, dass es klappen würde. Michel schien begriffen zu haben, dass er diesen Ausweg nehmen musste.
    Â»Es war so ein großer Fehler, Marie. Aber ich habe es erst gewusst, als Monique ihre Sachen gepackt hat und einfach weggegangen ist mit dir. Ich habe die Sache mit Carla sofort beendet. Ich habe deiner Mutter versprochen, sie nicht mehr zu treffen. Ich habe sie angefleht, mir zu verzeihen. Aber ich habe alles zerstört.«
    Würde sie ihm glauben? Und, vor allem – würde sie ihm verzeihen? Marie konnte nichts sagen. Sie hasste ihren Vater in diesem Moment. Wie hatte er ihre Mutter nur so verletzen können? Wie hatte er wegen einer Affäre alles aufs Spiel setzen können? Seine Liebe, seine Ehe, sein Leben mit seiner Familie?
    Â»Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich es bereut habe. Ich war so ein furchtbarer Idiot. Ich hätte alles getan, um das Ganze ungeschehen zu machen.« Michels Stimme war voller Traurigkeit. Er wollte Maries Hand nehmen. Doch sie entzog sie ihm.
    Â»Hast du diese … diese Carla geliebt? Mehr als Maman und mich?«
    Â»Nein, natürlich nicht. Mit dir hatte das nichts zu tun. Weißt du, es war zu dieser Zeit nicht ganz einfach zwischen Monique und mir. Ich … na ja, es gab Probleme im Restaurant, ich hatte Angst, dass ich es nicht schaffe. Ich war ständig gereizt und nervös. Ich war ungerecht. Habe euch angeschrien. Wir haben ständig

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