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Wilde Wellen

Wilde Wellen

Titel: Wilde Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Sadlo
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in seinem Bett lag?
    Es fühlte sich gut an. Es fühlte sich absolut super an. Marie war zu ihm zurückgekommen. Das konnte doch nur bedeuten, dass sie ihn liebte. Caspar war wie elektrisiert, als er in der Küche einen Korb mit Leckereien füllte. Champagner, das musste sein. Und Leberpastete und frisches Brot. Lachs, Käse, Obst. Alles, was es für ein luxuriöses Picknick zwischen zwei Liebenden sein musste. Die Apfeltarte, die seine Mutter immer in der Boulangerie kaufte, nahm er im Ganzen mit. Jetzt noch ein paar der feinen Pralinen aus der Schale im Kaminzimmer, und dann hatte er alles beisammen.
    Â»Und du bist dir absolut sicher, dass Marie ihm diese Geschichte abnimmt?«
    Die Stimme seiner Mutter war leise und drängend. Caspar, der gerade den Salon betreten wollte, hielt inne.
    Â»Und viel wichtiger: Du bist sicher, dass Michel bei der Geschichte bleiben wird?«
    Â»Er ist doch nicht blöd. Ich hab ihm die Rettung praktisch auf dem Silbertablett präsentiert. Marie wird ihn ein paar Tage lang hassen, und dann wird sie ihm verzeihen.«
    Â»Er ist labil, das weißt du. Und er hat nie damit abgeschlossen, dass er dich damals gedeckt hat.«
    Caspar lauschte. Worüber redeten seine Eltern? Was hatten sie mit Michel und Marie zu tun? Mit ihrer unglücklichen Geschichte?
    Â»Wenn er zur Polizei geht und denen erzählt, dass es deine Schuld war, dass die Helena untergegangen ist, ist alles aus. Du wirst ins Gefängnis gehen und Caspar und ich können sehen, wo wir bleiben.«
    Â»Er wird nichts erzählen. Weil er sonst auch ins Gefängnis gehen würde. Immerhin hat er einen Meineid geschworen. Nein, Claire, ich versichere dir, die Gefahr ist gebannt. Du kannst dich darauf verlassen, dass Michel Marie nicht die Wahrheit erzählen wird.«
    Die Helena ? Caspar wusste genau, wovon seine Eltern redeten. Er war damals zwar noch nicht geboren gewesen, als das Schiff seines Vaters mit Mann und Maus untergegangen war. Aber er erinnerte sich, dass die Leute darüber geredet hatten. Vor allem im September, wenn sich der Untergang des Schiffs jährte. Seine Eltern hatte ihn viele Jahre in die Kirche mitgenommen, wo in einem feierlichen Akt der Toten gedacht wurde. Sein Vater war immer sehr bedrückt gewesen.
    Aber die Leute waren nach der Messe zu ihm gekommen. Sie hatten seine Hände gedrückt, manche hatten ihn stumm umarmt. Und einige hatten sich bei ihm bedankt. Für das, was er für die Familien der Toten getan hatte. Leon Menec sollte schuld sein am Untergang der Helena ? Caspars Herz schlug schnell. Was für eine interessante Neuigkeit! Und Michel wusste das?
    Sie steckten unter einer Decke? In Caspars Kopf überschlugen sich die Gedanken. Sein toller Vater, dieser Wohltäter, dieser großzügige Mann, den alle bewunderten und achteten, er war ein Verbrecher? Falls Caspar darüber enttäuscht sein sollte, dass das Monument des großen Leon Menec gerade von seinem Sockel stürzte, traf ihn das nicht sonderlich. Im Gegenteil, es war so etwas wie eine klammheimliche Freude, die in ihm wuchs. Er war nicht perfekt, der Mann, den ihm seine Mutter ein Leben lang als Vorbild hingestellt hatte. Er hatte einen ganz großen schwarzen Fleck auf seiner Seele. Und er hatte Angst, dass irgendjemand das herausfinden konnte. Natürlich, wenn ans Licht kam, was er getan hatte, dann würde nichts mehr so sein, wie es war. Er hatte doch sicher damals eine immense Summe von der Versicherung bekommen. Die würde er zurückgeben müssen. Was ihn höchstwahrscheinlich seine geliebte Firma kosten würde, wenn nicht auch sein Privatvermögen. Er würde in den Knast wandern. Sein Leben wäre vorbei. Und auch das Leben von Claire. Caspar ahnte, dass er plötzlich einen wertvollen Schlüssel in der Hand hatte. Den Schlüssel zu einem neuen Leben. Er musste sich nur noch überlegen, wie er ihn verwenden wollte.
6
    Paul hatte ein paarmal versucht, Marie anzurufen. Doch es war immer nur die Mailbox angesprungen. Beim ersten Mal hatte er noch daraufgesprochen. Hatte sie gebeten, ihn doch anzurufen. Sie müssten reden. Doch Marie hatte sich nicht gemeldet. »Ich geh noch mal mit dem Hund raus.« Er konnte nicht einfach mit Sara essen und trinken und so tun, als wäre nichts gewesen. Die kühle Nachtluft, die vom Meer her wehte, tat ihm gut. Zunächst musste er einen klaren Kopf bekommen. Und Marie sehen. Er war so

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