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Wilde Wellen

Wilde Wellen

Titel: Wilde Wellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Sadlo
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irgendwie romantisch aussehen. Sie wollte gerade wieder wegjoggen, da sah sie Merlin mit großen Sprüngen durch die Dünen jagen. Stirnrunzelnd blieb sie stehen. Und tatsächlich, kurz hinter dem Hund tauchte jetzt Paul Racine aus den Dünen auf. Merlin war schon bei der Ruine. Er jaulte auf. Konnte ein Hund begreifen, was geschehen war?
    Â»Hallo. Guten Morgen.« Paul stand atemlos vor Claire. »Dieser Hund schafft mich. Wenn ich ihn ohne Leine laufen lasse, dauert es nicht lange, und er nimmt Reißaus. Und immer ist dieses Haus sein Ziel.« Er streichelte Merlin über den Kopf. »Begreifst du es jetzt? Es hat keinen Wert, dass du immer hierherrennst.« Der Hund wimmerte leise und wollte mit der Nase in der Asche stöbern.
    Â»Halten Sie ihn fest. Die Asche könnte noch heiß sein.«
    Paul nahm Merlin an die Leine.
    Â»Es ist so ein Jammer.« Claire Menecs, die in ihrem schwarzen Jogginganzug blendend aussah, wirkte bekümmert. »Ich war fassungslos, als ich hörte, dass das Haus abgebrannt ist. Ich hätte mir so gern noch ein Erinnerungsstück an Céline ausgesucht.«
    Â»Haben Sie sie gut gekannt?«
    Â»Jeder hat Céline hier gekannt. Sie war so etwas wie eine lokale Berühmtheit hier. Und«, ihre Stimme stockte, »sie war meine Freundin. Ich weiß gar nicht, was ich ohne sie machen soll.«
    Â»Hoffentlich finden sie wenigstens den Fahrer des Autos.« Pauls Blick schweifte über die Reste des Hauses. Wie gern hätte er es sich angesehen. Vielleicht hätte er etwas über seine Mutter erfahren. Wie sie gelebt hatte. Was sie gelesen hatte. Und wenn es nur ihr Geschmack, was Möbel anbetraf, gewesen wäre.
    Â»Ich frage mich, wer so etwas tut. Einen Menschen anzufahren und dann einfach abzuhauen.«
    Â»Ich habe gehört, die Polizei hat die Akte geschlossen. Ich war auch empört darüber. Aber sie sagen, dass es keine Hinweise gibt. Und dass es oft passiere, dass man flüchtige Fahrer nicht finde.«
    Â»Und wenn es Absicht gewesen ist?«
    Claire sah Paul überrascht an.
    Â»Was wollen Sie damit sagen? Dass jemand Céline umgebracht hat? Aber das ist doch vollkommen absurd. Kein Mensch hatte etwas gegen Céline. Im Gegenteil, wir haben sie alle geliebt. Wie kommen Sie nur auf so eine Idee?«
    Â»Vielleicht hat sie jemandem nicht helfen können und er war sauer darüber. Oder es gab doch jemanden, der sie, aus was für einem Grund auch immer, gehasst hat.«
    Â»Ich sage es Ihnen doch: Wir haben Céline geliebt.«
    Â»Hat sie eigentlich allein gelebt? Ich meine, gab es da keinen Mann in ihrem Leben? Sie war eine schöne Frau.«
    Claire begriff, dass Paul sich nicht so einfach damit zufrieden geben würde, dass seine Mutter tot war.
    Â»Na ja, es gab schon immer wieder mal einen Mann, der sie verehrt hat. Aber sie hat sich nie auf eine feste Bindung eingelassen. Sie war ein ganz eigener Mensch, der gut mit sich selbst zurechtkam. Selbst Michel hat das …« Sie unterbrach sich. Aber Paul hatte aufmerksam zugehört.
    Â»Michel Dumont? Der Wirt vom Café du Port ? Er hatte was mit Céline?«
    Â»Ach was, ich habe das nie geglaubt. Die Leute haben getrascht. Aber sie reden viel in so einem kleinen Ort. Und selbst, wenn es stimmen würde – Michel kann keiner Fliege etwas zuleide tun. Nie im Leben hat er Céline getötet. Das ist vollkommen absurd.«
    Claire nickte Paul noch einmal zu.
    Â»Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag, Monsieur Racine.«
    Und sie joggte mit leichtem Schritt davon.
    Der Gedanke aber, den sie in Pauls Hirn gepflanzt hatte, begann seine Blüten zu treiben. Wenn Céline Michel wirklich abgewiesen hätte? Die Männer in der Bretagne sind stolz. Hatte es ihn gekränkt? Hatte er es nicht ausgehalten, sie täglich zu sehen und täglich daran zu denken, dass er bei ihr nicht hatte landen können? Michel Dumont war ein seltsamer Mann. Das Schicksal hatte ihm übel mitgespielt. War er einmal zu viel gekränkt worden und hatte dann blind um sich geschlagen?
    Als Paul mit Merlin zusammen am Strand entlangging, wo die Wellen ihr ewiges Spiel spielten, wusste er nicht, ob er Marie erzählen sollte, was er erfahren hatte. Vielleicht hatte Claire Menec ja recht und es war ein absurder Gedanke, dass Michel etwas mit dem Tod von Céline zu tun haben könnte. Ein Gedanke, der auf nicht mehr als einem Gerücht basierte. Er

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