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Wilder als der Hass, süsser als die Liebe

Titel: Wilder als der Hass, süsser als die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Zwei Sklaven des Nawabs standen draußen mit einem riesigen Wäschereibottich, der sogar noch größer war als ein englisches Sitzbad. Direkt dahinter folgten zwei weitere Sklaven mit einem zusammenfaltbaren Paravent von chinesischer Herkunft, danach kamen eine ganze Reihe von Frauen mit Handtüchern, Seife und großen Kannen dampfenden, heißen Wassers.
    Amüsiert ließ Ross die Prozession an sich vorbeiziehen. Die Wanne wurde in eine Ecke des Schlafzimmers gestellt, der Wandschirm kam davor. Nachdem das  duftende Wasser hineingeschüttet worden war, zogen sich die Diener mit vielen Verbeugungen rückwärts durch die Tür zurück.
    Endlich waren Ross und Juliet allein. Zu allein - die gemeinschaftliche Natur der Fortbewegung in der Karawane hatte ihm Schutz vor seinen eher unbeherrschten Impulsen geboten. Er ließ den Riegel über die Tür fallen und) wandte sich dann endlich zu Juliet um. Mehr als alles andere auf der Welt wünschte er sich, sie in die Arme zu ziehen und sie festzuhalten - nur festzuhalten, nichts weiter.
    Doch wenn sie einmal in seinen Armen lag, würde sich das, was er wollte, ziemlich schnell verändern. Also sagte er bloß: »Du kannst zuerst baden.« Er sprach sehr leise, da es durchaus möglich war, daß sie belauscht wurden. Aber zum Glück war der Nawab wahrscheinlich der einzige im Haus, der Englisch verstand, und Ross nahm an, daß dieser anderes zu tun hatte, als an Türen zu lauschen.
    Juliet saß im Schneidersitz auf dem Diwan, und als er sprach, zog sie den Tagelmoust herunter. Einen kurzen Augenblick vergrub sie müde ihr Gesicht in den Händen. Dann erwiderte sie ebenso leise: »Du hast heute drei gute Taten getan: ein Leben gerettet, einen Sklaven befreit und ein Bad auf europäische Art arrangiert, so daß ich auch etwas davon habe. Und von allen drei Taten, denke ich, hast du für letzteres das meiste Lob verdient.«
    Ross grinste. »Und warum?«
    »Rezas Leben zu retten war etwas, das du nicht nicht versuchen konntest, einen Sklaven zu befreien, den du nicht wolltest, kostet dich nichts, aber den Freuden eines Hammam zu entsagen, war ein echtes Opfer«, sagte sie mitfühlend, und mit Selbstironie fügte sie noch hinzu: »Wenn es sein muß, dann lege ich dir mein Leben zu Füßen, aber ich habe nicht den Großmut, dein Angebot, als erste zu baden, abzulehnen.«
    Ross lachte und ging dann ins Schlafzimmer, wo er in seinem Gepäck wühlte, bis er ein leichtes Baumwollgewand gefunden hatte. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß du deine jetzige Kleidung wieder anziehen willst, bevor sie gewaschen wurde, also kannst du das tragen.«
    »Ein Heiliger«, murmelte sie, als sie ihm das Stück abnahm, ohne seine Finger dabei zu berühren. »Ich bin mit einem Heiligen verheiratet.«
    »Bleib nur nicht so lange drin, daß sich das Wasser zu sehr  abkühlt«, warnte er sie. »Oder du wirst herausfinden, wie sehr du dich in deinem Urteil irrst.«
    »Meine Urteilskraft ist exzellent«, beruhigte sie ihn leichthin. »Es ist nämlich so, daß Frauen eine bessere Menschenkenntnis als Männer haben.«
    Der Teufel übernahm Ross' Zunge, und er murmelte: »Der beste Beweis dafür ist, daß du mich geheiratet hast, und ich dich.« Juliets Augen weiteten sich, dann brach sie in Gelächter aus. »Es ist wahr, alles wahr«, stimmte sie schließlich atemlos zu. »Meine Urteilskraft war ganz hervorragend, deine hingegen fürchterlich.« Warum mußte sie bloß so lachen? Vielleicht hatte Ross gehofft, daß sie durch seine Bemerkung beleidigt sein würde und noch mehr Distanz zwischen ihnen schaffen würde - statt dessen war ihre Fähigkeit, über sich selbst zu lachen, einfach bezaubernd. Mit einem schiefen Lächeln bemerkte er: »Ich weiß zwar nicht, was das Problem bei mir war, aber ich denke, es war nicht meine Urteilsfähigkeit.«
    Plötzlich ernüchtert platzte sie heraus: »0 Ross, ich hab' dich so gern. Wenn nur . . .«
    Als sie nicht weitersprach, hakte er nach: »Wenn nur was?«
    Sie starrte ihn ohne Hoffnung an, dann wandte sie sich plötzlich um und eilte ins Schlafzimmer. Ross wirbelte auf dem Absatz herum und trat durch den Bogen, der zum Balkon hinausführte. Draußen umklammerte er das Geländer, bis seine Knöchel weiß hervortraten, und blickte hinunter, während er tiefe, konzentrierte Atemzüge nahm. Juliet hatte ihn gern. Wunderbar. Sie bewunderte seine Urteilskraft. Wie schmeichelnd. Während des Sandsturms hatte sie zugegeben, daß sie ihn auch begehrte. Wie schade, daß Liebe nicht

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