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Wilder als der Hass, süsser als die Liebe

Titel: Wilder als der Hass, süsser als die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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auf der Liste stand, denn die Bresche, die sie beide trennte, war so gewaltig, daß nur Liebe sie eventuell überbrücken konnte. Und selbst das wäre vielleicht nicht genug -vor zwölf Jahren hatte es jedenfalls nicht gereicht-. Wie immer war das, was ihn wirklich krank machte, die Tatsache, daß er immer noch nicht wirklich begriff, warum sie ihn verlassen hatte. Die Gründe, die sie angegeben hatte, machten zwar durchaus Sinn, aber er konnte sich nicht des Gefühls erwehren, daß sie bloß wie Rauchglas waren, das eine tiefere Wahrheit verdunkeln sollte. Langsam stieß er den Atem aus. Er wußte, daß sich seine  Gedanken einmal mehr in einem altvertrauten Kreis bewegten. Er konzentrierte sich darauf, seine Umgebung wahrzunehmen, und stellte fest, daß die Temperatur angenehm gefallen war. Obwohl die Geräusche der Stadt schwach hörbar waren, hatte Abdul Samut Khans Komplex etwas von ländlichem Frieden. Es war so still, daß es unmöglich war, die schwachen, plätschernden Geräusche im Schlafzimmer zu überhören. Unmöglich, sich nicht vorzustellen, wie sie in die Wanne stieg, erst eins ihrer langen, wohlgeformten Beine hineinschwang, dann das andere. Sich setzte, daß das Wasser bis zu ihren Brüsten reichte. Würde sie zuerst ihr Haar waschen oder erst, nachdem sie den Rest ihres Körpers abgeschrubbt hatte? Die Seife, die über die herrliche samtweiche Haut glitt. 
    Er bemerkte, daß er schneller atmete. Wenn er sich nicht irgendwie in den Griff bekam, würde er vermutlich verschmoren und nur noch ein Häufchen qualmender Asche auf dem Lehmboden hinterlassen.
    Widerwillig grinste er. Das wäre eine einfach Möglichkeit, Buchara zu verlassen, aber noch hatte er seinen Auftrag nicht erledigt. Seine Gedanken wanderten noch einmal zurück zu der Audienz beim Emir, und er analysierte jede Kleinigkeit, jeden Eindruck, den er vielleicht später brauchen würde. Er war noch darin versunken, als Juliet hinter ihm verkündete: »Du bist dran.« »Das ging aber schnell«, bemerkte er, als er den Balkon verließ und zu ihr hereinkam. Sie hielt sich ein gutes Stück vom Türbogen fern, so daß sie von draußen niemand sehen konnte.
    »Deine angedeutete Drohung, was du tun würdest, falls ich das ganze heiße Wasser verbrauche, hat mich entsetzt«, erklärte sie mit ernster Miene. »Ich wasche meine Kleider später. Wenn ich damit nämlich fertig bin, wird das Wasser für menschliche Benutzung nicht mehr geeignet sein.«
    Sie fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, um die Knoten herauszuarbeiten. Dicke rote Strähnen fielen ihr über die Schultern, und selbst naß schimmerten sie wie dunkles Feuer. Es war ein Fehler gewesen, ihr ein Gewand aus leichtem Stoff zu geben, registrierte er. Das Material schmiegte sich an ihre feuchte Haut und zeigte allzu deutlich, daß sie nichts darunter trug. Ob ihr bewußt war, wie teuflisch sexy sie aussah?
    Bevor sein Starren zu deutlich wurde, betrat er hastig das Schlafzimmer, streifte seine Kleidung mit abgehackten, angespannten Bewegungen ab und stieg dann in die Wanne. Das warme Wasser fühlte sich wundervoll an und half ihm, seine verspannten Muskeln zu lockern. Als er begann, sein Haar zu waschen, dachte er selbstironisch, daß kaltes Wasser besser für ihn geeignet gewesen wäre - obwohl vermutlich nicht mal Eisklumpen in seiner Wanne ausgereicht hätten, das Feuer in seinen Adern zu ersticken.
    Nachdem Ross mit dem Baden fertig war, wusch Juliet ihre Kleider, wrang sie aus und hängte sie auf. Bei der knochentrockenen Wüstenluft würde sie sie morgen früh schon wieder tragen können. Dann gesellte sie sich zu Ross ins andere Zimmer. Er hatte sich auf einem Diwan ausgestreckt und lässig die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Auch er hatte sich ein leichtes asiatisches Gewand angezogen, und der gestreifte, dunkelblaue Stoff betonte den Goldschimmer seines gebleichten Haares.
    Als sie den Raum betrat, schenkte er ihr ein kurzes Lächeln, bevor er wieder gedankenverloren an die Decke blickte. Er sah erschöpft aus, was sie nicht überraschte. Auch sie war todmüde, und sie hatte sich nicht einmal mit dem Emir auseinandersetzen oder die nervenaufreibende Befragung des Ministers über sich ergehen lassen müssen.
    Über dem Abend lag eine unwiderstehliche häusliche Atmosphäre, die nahelegte, daß es die natürlichste Sache der Welt wäre, das große Bett zu teilen. Gott sei Dank besaß Ross eine eiserne Willenskraft, denn während sie seinen ausgestreckten, geschmeidigen

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