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Wilder als der Hass, süsser als die Liebe

Titel: Wilder als der Hass, süsser als die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Körper betrachtete, hätte Juliet auf ihre keinen halben Penny gewettet.
    Sie setzte sich ein Stück von ihrem Ehemann entfernt auf den Boden und stopfte bescheiden den Stoff ihres Gewandes um Füße und Knöchel. Der dicke, rotgemusterte Teppich unter ihr war ein Traum; nach einem kurzen prüfenden Blick entschied sie, daß er vom Stamm der Tekke- Turkmenen gewebt worden sein mußte. Sie mochten ja üble Plünderer sein, stellten aber herrliche Teppiche her. Abwesend begann sie, ihr feuchtes Haar in der schwachen Hoffnung zu  kämmen, daß diese Behandlung die wilde Lockenpracht etwas glätten konnte. »Was hältst du von dem, was der Emir vorhin gesagt hat?«
    Ross runzelte die Stirn. »Nasrullahs Gründe, Ian zu exekutieren, waren aufgemacht. Er war ganz sicher als britischer Offizieller zu erkennen, und nur Gott weiß, was der Emir als Spionieren ansieht.«
    »Ich kann mir vor allem nicht vorstellen, daß Ian zum Islam übergetreten ist«, meinte Juliet traurig. »Ich denke, sie haben sich einfach etwas ausgedacht, um seine Ermordung zu rechtfertigen.« »Vielleicht kann mir der Nawab morgen mehr sagen. Aber ich vermute, daß die wahren Gründe in den letzten Niederlagen der Briten in Afghanistan liegen«, überlegte Ross. »Der Emir hat wahrscheinlich entschieden, daß er auf Ferengis keine Rücksicht mehr nehmen muß, wenn die britische Armee im Rückzug begriffen ist, und hat sich kurzerhand von Ian befreit.« Er seufzte. »Das ist wirklich Ironie. Wenn die Briten gesiegt hätten, wäre dein Bruder wahrscheinlich noch am Leben.«
    »Also hat Ian den Preis des Empire bezahlt«, erwiderte Juliet bitter. »Dieses verdammte britische Empire.«
    »Eine große Verschwendung«, bemerkte Ross ruhig, »aber Ian wußte genau, was er tat. Habe ich dir erzählt, daß ich ihn vor ein paar Jahren in Indien getroffen habe? Er nahm sich einen Monat frei, und wir verbrachten die Zeit, indem wir zusammen im Hügelland herumstromerten. Er liebte die Armee, und er akzeptierte die Risiken, die sein gewähltes Leben mit sich brachten.«
    »Er wäre besser Offizier geblieben, als sich auf eine diplomatische Mission schicken zu lassen.« Ihr Mund verzog sich. »Du hast ihn wenigstens noch einmal getroffen. Obwohl ich mich freiwillig in Serevan vergraben habe, ist mir niemals die Idee gekommen, daß ich ihn nie wiedersehen würde. Ich war immer sicher, daß wir uns eines Tages treffen und uns all den Unsinn erzählen würden, in den wir wieder hineingeraten sind. So wie früher . . .«
    Einen Augenblick brach ihre Stimme. Dann schüttelte sie heftig den Kopf. Sie war selbst schuld, daß sie Ian so viele Jahre nicht gesehen hatte, und sie hatte kein Recht, Ross mit ihrem Kummer  noch mehr zu belasten. Mit Mühe zwang sie sich zu einer ruhigeren Stimme. »Was wird jetzt geschehen?«
    Ross zuckte die Schultern, ohne daß sein abwesender Blick den Punkt an der Decke verließ. »Der Emir wird mich in ein oder zwei Wochen zu einer weiteren Audienz beordern. Wenn wir Glück haben, gibt er Ians Leiche frei, und wir verschwinden so schnell wie möglich aus Buchara.«
    »Und wenn wir kein Glück haben?«
    »Dann weigert er sich, uns den Körper auszuliefern, was bedauerlich, aber nicht katastrophal wäre«, antwortete er mit emotionsloser Stimme. »Katastrophal wird es dann, wenn uns der Emir die Erlaubnis verweigert, wieder zu verschwinden.«
    Juliet nickte still; alles, was er sagte, bestätigte ihre eigenen Gedanken. »Und was dann?«
    »Darüber machen wir uns Sorgen, wenn es soweit ist.« Ross setzte sich auf und schwang seine Beine auf den Boden. »Willst du das Bett haben? Es macht mir nichts, auf dem Boden zu schlafen.«
    »Mir auch nicht.« Sie lächelte und wies zu dem Lager, das sie sich an einer Wand gemacht hatte. »Als treuer Sklave ist mein rechtmäßiger Platz neben der Tür mit dem Dolch in der Hand, um meinen Herrn notfalls zu verteidigen.«
    Ein Dolch war auch nützlich, ihre Tugend zu verteidigen, dachte Ross trocken. Er gab sein Bestes, um einen direkten Blick in Juliets Augen zu vermeiden, als er ihr gute Nacht wünschte und ins Schlafzimmer hinüberging. Es würde schwierig genug werden, mit dem Wissen einzuschlafen, daß sie nebenan war - es brachte nichts, noch mehr Öl aufs Feuer zu gießen.

Kapitel 17
    Als der klagende ruf des Muezzin durch die Dämmerung schallte, wachte Ross erfrischt und munter auf. Es war wirklich ausgesprochen wohltuend, wieder einmal in einem Bett zu schlafen, und das Wissen um Ju-liets

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