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Wilder als der Hass, süsser als die Liebe

Titel: Wilder als der Hass, süsser als die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Obwohl man ihm erlaubte, sich in der Stadt umzusehen, war er stets von drei bewaffneten Kämmerern begleitet, natürlich angeblich zu seinem eigenen Schutz.
    Ross durfte Besuch empfangen, und so lief ein steter Strom von Menschen durch das Haus des Nawabs. Einige Leute hatte er acht Jahre zuvor kennengelemt, und nun wollten sie ihre Bekanntschaft auffrischen. Darunter waren moslemische Mullahs, jüdische Färber und hinduistische Finanziers, und alle genossen ganz offensichtlich das Gespräch mit dem Ferengi. Ein- oder zweimal kamen auch islamische Fanatiker, die versuchten, Ross zu unbedachten Bemerkungen hinzureißen, aber er war geschickt genug, ihre Fallen zu durchschauen.
    Andere Besucher waren Gesandte des Emirs, die endlose Fragen über europäische Technologie und Landwirtschaft (»Es gibt keine Kamele in England?« fragte einer baß erstaunt), Medizin, Kunst, Handel und Geschichte stellten und wissen wollten, ob Königin Victoria jeden exekutieren konnte, den sie wollte. Einmal demonstrierte Ross sogar, wie man einen Spiegel mit einer Silberschicht herstellte und sandte das Ergebnis zu Nasrullah; der Nawab berichtete, der Emir habe das Geschenk mit großem Vergnügen angenommen.
    Obwohl Juliet die meiste Zeit damit verbrachte, Buchara zu erforschen, setzte sie sich gelegentlich schweigend in eine Ecke des Hauptempfangszimmers im Haus des Nawabs und lauschte bei dem, was Ross ironisch seine »Salons« nannte. Sie war fasziniert über die umfassende Breite seines Wissens, denn er war niemals um eine Erklärung verlegen. Eines Tages, als sie schon drei Wochen in Buchara weilten, fand sie überraschend eine Delegation des Emirs vor, die alles über Hexerei in England wissen wollten.
    Ohne mit der Wimper zu zucken, erwähnte Ross die Gesetzeslage, erging sich in Erzählungen über Druiden und mittelalterliche Prozesse mit Folter, bis er schließlich auf die Entwicklung des  angelsächsischen Rechts kam. Er war noch immer mittendrin in seinen Darlegungen, als Abdul Samut Khan auftauchte und Ross freundlicherweise zum Essen entführte.
    Da Ross sehr gefragt war, nahm Juliet die meisten Mahlzeiten mit den Sklaven des Haushalts zusammen ein, die sie wie ein Möbelstück behandelten, um das man herumgehen muß, sonst aber nicht weiter zur Kenntnis nimmt. Da sie keine Lust hatte, an diesem besonderen Abend in die leeren Räume zurückzukehren, blieb sie nach dem Essen bei den Dienern. Einer der Stallburschen erzählte Geschichten, was eine traditionelle und höchst amüsante Art der asiatischen Unterhaltung war.
    Als die Geschichten aber schließlich durch allgemeine Unterhaltung ersetzt wurden, zog sie sich wieder in ihre Räume zurück und ließ sich auf dem Diwan nieder, um Kleidung auszubessern. Sie stellte mit leichter Ironie einmal mehr fest, daß sie sich in der Verkleidung eines Mannes  mehr mit häuslichen Aufgaben beschäftigte, als sie es als Frau getan hatte, aber Langeweile war eine mächtige Triebfeder. Im übrigen fand sie heimliche Befriedigung darin, sich um den Besitz ihres Mannes zu kümmern.
    Zu ihrem Bedauern war die kurze Periode der lockeren Kameradschaft zwischen ihnen vorbei - die Feuersäule zwischen ihnen hatte sie aufgezehrt. Obwohl Juliet sich beschäftigt hielt, weil sie hoffte, daß wilde Aktivität sie zu müde machen würde, um noch Begierde zu empfinden, geschah nichts dergleichen. An heißen Tagen und in rastlosen Nächten wuchs die Spannung unaufhaltsam, wie ein Gewittersturm sich zusammenbraut.-Es war eine Zeit voll angespanntem Schweigen und absichtlichem Distanzeinhalten, und Juliet wußte, daß sich bald etwas ändern mußte, denn es war unmöglich, die Situation viel länger zu ertragen.
    An diesem Abend kehrte Ross von seinem Essen mit dem Nawab relativ früh zurück. Als er eingetreten war und die Tür verriegelt hatte, legte Juliet ihr Nähzeug beiseite und streckte die Arme über den Kopf. »Die Unmenge, die du weißt, erstaunt mich immer wieder«, sagte sie mit der leisen Stimme, die sie sich angewöhnt hatten, um eventuellen Lauschern entgegenzuwirken. »Weißt du denn immer eine Antwort auf alles, was sie dich fragen?« »Meine Ausbildung in Cambridge hat sich als unschätzbar wertvoll erwiesen, aber dennoch muß ich mir manchmal etwas ausdenken«, gab Ross mit einem schiefen Grinsen zurück. »Ich glaube, es ist gefährlich, Unwissenheit zuzugeben, denn die Fragesteller des Emirs würden glauben, ich halte nur absichtlich Informationen zurück. Es scheint mir sicherer,

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