Wilder als der Hass, süsser als die Liebe
ruhiger Atem war wie eine zärtliche Liebkosung an ihrer Schläfe. In der Ruhe, die dem Liebesspiel gefolgt war, erkannte Juliet mit tiefem Schuldgefühl, daß sie ihm ein wertvolleres Geschenk als nur einfache Lusterfüllung gemacht hatte. Für einen Mann mußte es ein gewaltiger Schlag gegen seinen Stolz sein, wenn seine Frau ihn verließ - wie stark auch immer sein Selbstvertrauen war und welche Gründe auch immer die Frau gehabt haben mochte. Und sie hatte Ross kaum Gründe angegeben, vor allem nicht den entscheidenden. Aber wenn er je an seiner Fähigkeit, sie zu befriedigen, gezweifelt hatte, dann war das nun ein für allemal vorbei.
Als sie ihre Lippen an seine Wange preßte, sprach sie ein stilles Dankgebet. Indem sie sich die Zeit genommen hatten, sich neu zu entdecken, hatten sie nicht einfach eine kleine Kerze entzündet, die schnell zu löschen und zu vergessen war. Sie hatten ein Feuerwerk begonnen, das hell genug brannte, um die unvermeidliche Nacht herauszufordern.
Kapitel 19
Ross wachte langsam auf und glitt in den tiefsten Frieden hinein, den er je empfunden hatte. Nach der Hochzeit mit Juliet hatte er diesen Frieden noch nicht richtig schätzen können, denn als Einundzwanzigjähriger war ihm die Einöde seelischer Leere nicht bekannt gewesen -die hatte er erst kennengelemt, nachdem sie ihn verlassen hatte. Und der Schmerz der vergangenen Jahre ließ ihm nun die wundervolle Ruhe nur noch wertvoller erscheinen.
Die Lampe war heruntergebrannt, aber das schwache Zurückweichen der Dunkelheit kündigte die baldige Dämmerung an. Er und Juliet lagen aneinanderkuschelt auf der Seite, ihr Rücken schmiegte sich an seinen Bauch, sein Arm schlang sich um ihre Taille, sein Bein um das ihre. Er war froh, daß die Nacht kühl genug war, um diese Nähe ertragen zu können - mehr noch, er hatte das Laken über ihre feuchten Körper gezogen, bevor sie eingeschlafen waren.
Die unglaubliche Leidenschaft der vergangenen Nacht war zutiefst befriedigend gewesen . .. und viel schöner, als er es in Erinnerung gehabt hatte. Doch wenn er die Zeit hätte aufhalten können, dann hätte er einen Augenblick wie diesen gewählt, einen Moment, in dem beide in absoluter Harmonie entspannt waren.
Er fragte sich, wie viele solcher Augenblicke ihnen noch gewährt werden würden. Obwohl er von der Audienz mit dem Emir recht locker berichtet hatte, war er zu diesem Zeitpunkt sicher gewesen, daß er den Palast nicht mehr lebend verlassen würde. Mit Ausnahme vielleicht der wenigen Minuten, die die kurze Strecke zum Schwarzen Brunnen einnahm, in dem Ian Cameron vor sich hinvegetiert hatte, bevor man ihn endlich durch Exekution aus seinem Elend erlöst hatte. Ross war nicht sicher, warum der Emir ihn zum Haus des Nawab hatte zurückkehren lassen, aber er hatte den Verdacht, daß Nasrullah einfach gerne mit ihm spielte, ihm Hoffnung machte, nur um sie ihm dann wieder zu entreißen.
Ross dachte, daß er in gewisser Hinsicht nach der letzten Nacht glücklich sterben würde, denn er und Juliet hatten endlich ihren Weg zueinander zurückgefunden. Aber er wollte nicht sterben. Er wollte leben, mit seiner Frau nach England zurückkehren, Kinder aufziehen und das Institut aufbauen, wo Wißbegierige und Abenteurer aus vielen Ländern sich treffen und voneinander lernen konnten. Aber das Wichtigste von allem: Juliet und er konnten dort einfach sein und jeden einzelnen kostbaren Tag genießen.
Bald mußten sie sich mit den Möglichkeiten der Flucht beschäftigen, doch im Augenblick war er zufrieden, die Tatsache auszukosten, daß Juliet wieder in seinen Armen lag, wieder wirklich seine Frau war. Es würde mehr als eine Nacht dauern, um das Verlangen nach ihr zu stillen ~ tatsächlich zweifelte er daran, daß ein ganzes Leben genügen würde. Wenn die zwölf vergangenen Jahre ihm etwas beigebracht hatten, dann dies: Er konnte die seltene Leidenschaft zwischen ihnen mehr als jeder andere schätzen.
Sie atmete laut aus und kuschelte sich enger an ihn. Sein Körper reagierte augenblicklich mit erwachendem Interesse. Ross hatte immer das müßige Liebesspiel in den frühen Morgenstunden geliebt - es war die einzige Aktivität, zu der er vor dem Frühstück fähig war.
Kein Nachtkleid konnte jemals so verführerisch sein wie Juliets glatte, weiche Haut. Er legte eine Hand auf ihre Brust und streichelte die Spitze mit dem Daumen und freute sich darüber, wie sie sich von seidigweich zu knospenhart unter seinem sanften Streicheln
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