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Wilder als der Hass, süsser als die Liebe

Titel: Wilder als der Hass, süsser als die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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schuldest?«
    Sein Angriff ließ ihre Entschlossenheit zersplittern, und bevor sie sich daran hindern konnte, schrie sie schon: »Wenn ich dir alles sagen würde, dann würdest du mich hassen. Und das kann ich nicht ertragen!«
    Plötzlich wurde er sehr ruhig, und nur die Augen, die seinen Schmerz ausdrückten, schienen in der Maske aus Marmor lebendig. »Also ist da doch noch mehr. Sag mir, was es ist, Juliet, denn ich kann mir nicht eine verdammte Kleinigkeit vorstellen, die mir noch mehr weh tut, als all das andere jetzt schon.«
    Sie ließ sich auf den Diwan fallen, klappte vornüber und vergrub ihr Gesicht in den Händen. »Warum kannst du nicht einfach akzeptieren, daß unsere Ehe vorbei ist?« schluchzte sie verzweifelt. »Ich habe es dir schon gesagt: Laß dich von mir  scheiden. Und dann heirate die Frau, die dich so liebt, wie du es verdienst. Vergiß, daß du mich jemals gekannt hast.« »Glaubst du denn wirklich, das sei so einfach?« fragte er bitter. »Kein Gericht kann das Band lösen, das es zwischen uns gibt -Jahre und Entfernung haben es nicht geschafft, und ein Richterspruch wird es auch jetzt nicht schaffen.«
    »Vielleicht glaubst du das heute«, gab sie müde zurück. »Aber wenn du zurück in England bist, wird dir dieses ganze seltsame Zwischenspiel bald wie ein schlechter Traum vorkommen. Und nun, da du dich nicht mehr fragen mußt, wie und wo ich lebe, kannst du dich endlich von mir freimachen.«
    Er kam durch das Zimmer zu ihr, nahm ihr Gesicht in die Hände und zwang sie, ihn anzusehen. »Also gut, wir können das alles hier und jetzt beenden. Ich weiß, wie einfach eine Scheidung in der islamischen Gesetzgebung ist... ein Mann braucht seiner Frau nur dreimal zu sagen >Ich lasse mich von dir scheiden<. Natürlich ist das nicht wirklich bindend, aber hier- ist deine Chance. Komm, mach schon, laß dich von mir scheiden, wenn du glaubst, es ist so einfach.«
    Als sie ihn verwirrt anstarrte, führ Ross inbrünstig fort: »Sag es, Juliet! Wiederhole es dreimal, und ich verschwinde nach England und finde eine Möglichkeit, es auch in unserem Land legal durchzusetzen.«
    Sie begriff, daß er es ernst meinte, schluckte hart und begann: »Ich . . . lasse mich von dir scheiden.« Dann zog sich ihre Kehle zusammen.
    »Noch einmal, Juliet«, drängte er. »Sag es noch zweimal, und ich akzeptiere, daß es vorbei ist.«
    Sie leckte sich über ihre trockenen Lippen und versuchte es erneut. Nur ein paar Worte mehr, und sie hätte das Richtige getan, sie hätte ihn freigegeben.
    »Ich l ... lasse . . .« Ihre Stimme brach, und sie begann heftig zu zittern. »Ich kann nicht«, keuchte sie. »Ich kann es einfach nicht aussprechen.«
    »Das dachte ich mir.« Er wich abrupt von ihr zurück. Dann erklärte er mit mühevoll unterdrückter Heftigkeit: »Wenn du unsere Ehe nicht beenden kannst, dann erwarte nicht, daß ich dir den Job abnehme.«
    Sie hatte stets gedacht, daß seine innere Kraft grenzenlos war, aber ihre eigene Schwäche hatte ihn tatsächlich bis an seine Grenzen getrieben, und mit qualvoller Klarheit erkannte sie, wie sehr sie ihn verletzte.
    »Also gut, du hast mir demonstriert, wie sehr ich mich in dem Glauben getäuscht habe, daß eine Scheidung die Lösung ist«, gab sie zu. »Aber wenn wir die Ehe nicht beenden können, dann laß uns doch wenigstens in Frieden auseinandergehen.« »Ich fühle mich seltsamerweise vollkommen unfähig zum Frieden.« Er drehte sich wieder zu ihr um. »Du tust so, als würde die Sache nur uns angehen, aber hast du mal darüber nachgedacht, daß du schwanger sein könntest? Das ist kaum unwahrscheinlich, wenn man bedenkt, wie oft wir uns geliebt haben. Wir haben das Thema in Buchara kurz angeschnitten, als ich es für ziemlich sicher hielt, zu sterben. Aber nun, da ich es überlebt habe, bin ich doch persönlich am Ausgang dieser Sache interessiert. Wenn wir ein Kind haben werden, wirst du es hier, Tausende von Meilen von seinem Erbe entfernt, aufziehen? Werde ich seine Zukunft betreffend irgendein Mitspracherecht haben?«
    Das hatte sie nicht erwartet. Juliet schüttelte heftig den Kopf, doch nicht, um seine Frage zu beantworten, sondern als ein unfreiwilliges Zeichen ihrer Unfähigkeit, mit dem Thema umzugehen.
    Ein angespanntes Schweigen folgte. Dann explodierte Ross, und er war wütender, als sie ihn je erlebt hatte. »Ach so! Ich nehme an, du willst mir sagen, das sei sowieso kein Thema. Wie naiv von mir - selbst wenn du aus Versehen Opfer der Biologie sein

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