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Wilder als der Hass, süsser als die Liebe

Titel: Wilder als der Hass, süsser als die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Turkmenen. Sie sind alle willkommen, solange sie mit ihren Nachbarn in Frieden leben. Es ist eine ziemlich feudalistische Regierung mit mir als Herrin des Besitzes.«
    Widerwillig mußte Ross sich selbst eingestehen, daß sie sein Geld gut eingesetzt hatte. Es wäre ein leichtes gewesen, die Summe in Europa zu ihrem eigenen Vergnügen zu verprassen, doch statt dessen hatte sie in einem zerrissenen Land eine Insel des Friedens und des Wohlstands geschaffen. Und es bedurfte mehr als Geld, um etwas Derartiges zu regieren - die Männer von Serevan würden ihr nicht gehorchen, wenn sie sie nicht zu respektieren gelernt hätten.
    »Wo wir gerade bei Lady Hester Stanhope waren . . . hast du mitbekommen, daß sie gestorben ist? Vor über eineinhalb  Jahren.«
    »Nein, das habe ich nicht mitbekommen. Aber vermutlich sollte ich nicht überrascht sein - sie war alles andere als jung, Dennoch ... sie war so lange eine Legende, daß ihr Tod schwer zu akzeptieren ist.« Juliet wirkte bedrückt. »Als ich auf Zypern war, hatte ich kurz überlegt, nach Syrien zu reisen, um sie endlich einmal kennenzulernen, wollte dann aber warten, bis ich aus Persien zurückkehrte. Nun, ich bin hier geblieben und werde nie wieder die Möglichkeit haben, sie zu treffen.«
    »Vielleicht ist das gerade gut«, sagte Ross. »Sie war eine  faszinierende Person, aber sie kam mit Männern soviel besser zurecht als mit Frauen. Wahrscheinlich wäre sie recht rüde mit einer jungen Frau umgegangen, die ihr so ähnlich war. Auf diese Weise kannst du dir deine Illusionen erhalten.«
    Juliets Augen weiteten sich. »Du hast Lady Hester Stanhope kennengelemt?« Als Ross nickte, rief sie aus: »Bitte erzähl mir alles über sie.«
    »Nicht heute abend.« Ross teilte den Rest Wein auf ihre beiden Gläser auf. »Warum die Tuareg-Tracht?«
    Sie lächelte. »Sie verleiht mir eine geheimnisvolle Aura. Das ist nicht das Schlechteste in einem Land, wo die Mythen so mächtig wie die Realität sind - oder vielleicht sogar noch mächtiger. Außerdem schützen die Schleier mich vor der Sonne und verbergen die Tatsache, daß ich eine Frau bin. In Serevan weiß es natürlich jeder.«
    »Das hört sich an, als hättest du dir hier ein einmaliges Nest für dich allein aufgebaut.« Ross hielt einen Moment inne, dann fügte er mit weicher Stimme hinzu: »Bist du glücklich geworden, Juliet?«
    Ihre Miene verschloß sich, und sie starrte auf ihren Teller hinunter. »Ich bin zufrieden. Es ist wichtig, etwas Sinnvolles zu tun.« Dann, mit dem deutlichen Versuch, das Thema zu wechseln, fragte sie: »Wie geht es Sara?«
    »Bestens. Sie erwartet im Frühsommer ein Kind.«
    »Hat sie noch andere Kinder? Von der Zeit her könnte sie inzwischen gut zehn haben.«
    »Nicht, wenn man bedenkt, daß sie weniger als zwei Jahre verheiratet ist«, antwortete Ross. »Es ist ihr erstes.«
    »Hat sie denn nicht diesen Mann geheiratet, den sie kurz nach ihrem Debüt so attraktiv fand?« fragte Juliet überrascht. »Sie haben auf mich wirklich den Eindruck gemacht, als wären sie schon auf dem Weg zum Altar. Ich weiß seinen Namen nicht mehr, aber er war irgendein Viscount und sein Vater war Minister im Kabinett.«
    Ross hatte den Namen nicht vergessen, hatte sich aber stets geweigert, ihn auszusprechen. »Nein. Er beschloß, daß er keine Lust hatte, eine Frau zu heiraten, die vielleicht ihr Leben lang verkrüppelt sein würde. Da es keine offizielle Verlobung gegeben hatte, war es leicht für ihn, sich nach Saras Unfall zurückzuziehen. Nicht gerade ehrenhaft, aber einfach.«
    Juliet hatte gerade einen Schluck Wein trinken wollen, doch bei Ross' Worten stellte sie den Kelch hart zurück auf die Tischplatte. »Was für ein Unfall?«
    »Hast du nichts davon gehört? Ich habe angenommen, daß dein Anwalt dir mit den Bankauszügen Nachrichten übermittelte.«
    »Er hatte die Anweisung, sich auf solche Dinge wie Todesfälle in meinem engsten Familienkreis zu beschränken. Von Sara hat er mir nie etwas erzählt.« Dies war eine freiwillige Entscheidung Juliets gewesen, die nicht durch Heimweh nach ihren Freunden und ihrer Familie geschwächt werden wollte. Nun stellte sie erschüttert fest, wie sehr sie alle wirklich vermißte.
    »Nur wenige Wochen, nachdem du aus England verschwunden warst, hatte Sara einen Reitunfall. Sie wäre fast gestorben. Zumindest hätte sie nie mehr gehen können, wenn sie nicht so einen hartnäckigen Charakter besäße. Ihr Pferd mußte getötet werden. Eine hübsche graue

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