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Wilder als der Hass, süsser als die Liebe

Titel: Wilder als der Hass, süsser als die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Kaschmirschal löste, sagte Juliet: »Hier, Liebes, nimm Scheherazade und geh zurück ins Bett.«
    Als Fatima das Tier an sich nahm, drückte Juliet sie herzlich und gab ihr etwas von dem Gebäck auf einer der Platten. Die Kleine blieb am Vorhang stehen und verbeugte sich höflich, wobei ihr Blick noch einmal zu Ross wanderte. Dann huschte sie aus dem Zimmer.
    Als das Kind fort war, fragte Ross geradeheraus: »Ist das deine Tochter?«
    »Lieber Himmel, nein«, antwortete Juliet verdattert.
    »Sie ist Salehs Jüngste.« Nun, Juliet hätte von Ross' Frage nicht überrascht sein dürfen. Schließlich hatte er keine Ahnung, was sie die letzten Jahre getrieben hatte. Oder, in diesem Fall, nicht getrieben hatte.
    Durch den Gedankengang zermürbt, erhob sie sich vom Tisch und räumte die leeren Teller und die Essensreste ab. »Möchtest du Kaffee? Er ist allerdings eher französisch als türkisch oder arabisch.«
    Als er nickte, schenkte sie zwei Tassen aus der Kanne ein, die über einer Kerze warmgehalten worden war, und stellte sie dann auf den Tisch. Sie betrachtete Ross, der im Lampenlicht wie das Musterbeispiel britischer Gelassenheit wirkte. Alles war auf einmal ganz wie die Abende in Chapelgate, wo sie Stunden damit verbracht hatten, beim Kaffee nach dem Essen über jedes erdenkliche Thema zu plaudern.
    Obwohl Juliet sich sehr bewußt war, daß sie Erinnerungen nicht auffrischen sollte, hörte sie sich plötzlich sagen: »Es ist schon seltsam, aber so angezogen und mit dir mir gegenüber fühle ich mich wieder wie Lady Ross Carlisle.« 
    »Aber du bist nicht Lady Ross Carlisle«, entgegnete er ausdruckslos. »Nicht mehr.«
    Juliet erstarrte. In bestimmter Hinsicht war dieser ganze Abend ein größerer Schock, als Ross Carlisle leblos auf der Wüstenstraße zu finden. Obwohl ihr Abschiedsbrief ihren Mann förmlich dazu gedrängt hatte, sich von ihr scheiden zu lassen, war sie egoistischerweise froh darüber gewesen, daß er es nie getan hatte. Über all die Jahre und die große Entfernung hinweg hatte sie immer Trost in dem Wissen gefunden, daß sie immer noch Mann und  Frau waren, daß ein unsichtbarer Faden der Zusammengehörigkeit sie mit Ross verband. Diese Verbindung verloren zu sehen, schmerzte sie mehr, als sie je für möglich gehalten hatte.
    Sie zwang ihre Stimme auf ein emotionsloses Niveau und antwortete: »Also hast du dich schließlich doch scheiden lassen, wie ich es schon seit Jahren erwartet habe. Ich wundere mich allerdings, daß mein Anwalt mich nicht informiert hat, aber es ist ja nicht ungewöhnlich, daß Briefe verlorengehen.« Sie stellte den Teller mit Gebäck auf den Tisch und setzte sich dann wieder, wobei sie ihre Hände im Schoß verbarg, damit er ihr Zittern nicht bemerkte.
    »Ich habe mich nicht scheiden lassen. Das britische Recht hat sich nicht geändert, und der einzige Grund ist immer noch Ehebruch.« Er rührte Zucker in seinen Kaffee, und ohne den Tonfall zu ändern, fuhr er fort: »Deine Reiseroute durch die Mittelmeerländer erzeugte eine Reihe von Gerüchten, und wenn nur ein Viertel davon wahr ist, hast du mir die Qual der Wahl, was die Vielzahl der Ehebrüche betrifft, überlassen. Wie auch immer,  Scheidung ist eine häßliche, sehr öffentliche Sache, und ich wollte meiner Familie und mir so etwas nicht antun. Es hat schon einen stattlichen Skandal wegen unserer Hochzeit gegeben, und ich war Spottobjekt genug.« Obwohl Ross' Stimme immer noch ruhig und sanft war, konnte sie den Schmerz und den Zorn, der unter der Oberfläche pulsierte, heraushören.
    Dies war einer der sehr seltenen Momente in ihrem Leben, in denen Juliet sprachlos war, als die unselige Mischung aus Schock und Schuldgefühl sie durchdrang. Sie holte tief Atem und versuchte sich auf das zu konzentrieren, was er kurz zuvor gesagt hatte.
    »Wenn du dich nicht hast scheiden lassen, wieso sagst du dann, ich wäre nicht mehr Lady Ross Carlisle? Ich kann mir nicht denken, daß du die Ehe hast annullieren können.«
    »Nein, das konnte ich nicht. Vom Gesetz her sind wir immer noch Mann und Frau.« Sein Blick war ironisch, als könnte er den Mahlstrom der Gefühle in ihr lesen, den er ausgelöst hatte. Ja, vielleicht konnte er es tatsächlich. »Mein Bruder starb im letzten Herbst und hat keine Söhne hinterlassen, also bist du jetzt die Marquise von Kilburn. Herzlichen Glückwunsch. Wenn wir beide lang genug leben, wirst du noch zur Duchesse von Windermere.«
    Seltsamerweise war ihre erste Reaktion weder

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