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Wilder als der Hass, süsser als die Liebe

Titel: Wilder als der Hass, süsser als die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Erleichterung, daß sie noch immer verheiratet waren, noch Ärger, daß er sie absichtlich in die Irre geführt hatte. Statt dessen empfand sie nur Mitgefühl. »Es tut mir so leid, Ross.« Impulsiv legte sie ihre Hand auf seine. »Ich weiß, daß du niemals der Erbe sein wolltest.« Obwohl seine Hand sich nicht bewegte, spürte sie, wie sich die Sehnen anspannten. Sehr vorsichtig, als wäre Ross eine scharfe Mine, zog sie ihre Finger zurück. »Oder hast du deine Ansicht geändert? Das, was wie ein Käfig ausgesehen hat, als du einundzwanzig warst, kann sich inzwischen durchaus in eine Belobung verwandelt haben. Die meisten Männer wären sicher nicht traurig darüber, eine Grafschaft zu erben.«
    »Nein, ich habe meine Ansicht nicht ändert.« Ross seufzte und bedachte sie mit einem resignierten Lächeln. »Du warst der einzige Mensch, der das je verstanden hat. Wenn andere Leute  davon hören, daß ich nun der Erbe bin, gratulieren sie mir immer ganz begeistert, als wäre es eine Leistung von mir, daß ich meinen Bruder überlebt habe.«
    »Es ist schon eine Ironie des Schicksals, daß du nun alles bekommst, obwohl du es nicht wolltest. Dennoch, du wirst das Vermögen und den Einfluß der Windermeres besser einsetzen, als dein Bruder es getan hätte. Er hatte keine große Seele.« Nach einer sehr kurzen Pause, fuhr Juliet fort: »Natürlich ist es jetzt viel wichtiger, daß du einen Erben bekommst. Ich kann es dir nicht verübeln, daß  du das Aufsehen einer Scheidung vermeiden willst. Deshalb:
    Wenn du dir eine andere Frau nehmen möchtest, dann schwöre ich dir, ich werde niemals nach England kommen, um dir in irgendwelcher Hinsicht Ärger zu bereiten.«
    »Du bist zu lange im Orient gewesen, Juliet«, erwiderte er, während er eine Augenbraue hochzog. »Moslems mögen ja mehrere Frauen haben dürfen, aber in England ist das immer noch Bigamie und höchst illegal.«
    »Das meinte ich doch nicht!« rief sie verzweifelt aus. »Du kannst mich für tot erklären lassen. Es würde dir bestimmt nicht schwerfallen, den englischen Behörden eine Art Beweis vorzulegen. Dann wärest du offiziell Witwer und dürftest ohne Skandal wieder heiraten.«
    Er musterte sie nachdenklich. »Mein Vater hat immer gesagt, daß Frauen hemmungslos praktisch veranlagt sind, und er hat recht damit. Ehrlich gesagt, selbst wenn ich frei wäre, wieder zu heiraten, hätte ich weder den Mumm noch den Optimismus, es zu tun. Der alte Titel der Windermeres und das Vermögen kann meinetwegen auf einen meiner Vettern übergehen, wenn es soweit ist.« Er nickte düster. »Dennoch, ich danke dir für das Angebot. Wenn auch ziemlich verdreht, war es doch großzügig gemeint.« Juliet kam sich plötzlich mächtig albern vor, als ihr einfiel, welche Konsequenzen aus ihrem impulsiven Vorschlag zum Beispiel für ihre Familie entstehen würden. Sie holte die Kaffeekanne und goß in beide Tassen etwas nach. »Und was hast du jetzt vor? Gehst du zurück nach Teheran? Nicht nach Herat, hoffe ich. Afghanistan ist im Moment sogar noch gefährlicher als gewöhnlich.«
    »Weder noch.« Er wählte ein luftiges Stück Gebäck, das nach  Kardamom duftete, und biß hinein. »Köstlich. Du hast wirklich eine gute Küche hier.« Mit einem zweiten Bissen verschlang er das Gebäck. »Tatsächlich ist mein Ziel Buchara.«
    Sie starrte ihn an. »Ich hoffe, das sollte ein Scherz sein. Für Europäer ist das der gefährlichste Fleck der Welt. Wenn du wirklich tiefer nach Zentralasien reisen mußt, dann begib dich nach Kokand oder Chiwa, wo du eine realistische Chance hast, lebendig nach Hause zurückzukehren.«
    »Unglücklicherweise muß es Buchara sein.« Er wischte sich die Finger an der Serviette ab. »Das ist keine Vergnügungsreise,  Juliet. Hast du etwas davon gehört, daß der Emir einen britischen Armeeoffizier gefangenhält?«
    »Ich habe tatsächlich diverse Gerüchte gehört, aber auch, daß der Mann hingerichtet worden ist.«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Wie auch immer, ich will die Wahrheit herausfinden und dann zusehen, ob ich etwas unternehmen kann.«
    Juliet biß sich betroffen auf die Unterlippe. »Das ist aber doch Sache der britischen Regierung, nicht deine. Du hast doch keinen offiziellen Status, oder?«
    »Nein, was das betrifft - ich bin als Privatmann unterwegs.«
    »Du mußt verrückt sein«, sagte sie direkt. »Wenn du einfach in den Palast reinmarschierst und den Emir bittest, seinen Gefangenen freizulassen, wirst du nur selber im

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