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Wilder als der Hass, süsser als die Liebe

Titel: Wilder als der Hass, süsser als die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Stute.« Ross' Gesicht verhärtete sich. »Ich habe oft darüber nachgedacht, ob der Unfall geschah, weil sie durch die Sorge über dich und mich abgelenkt war. Ich weiß, daß sie über alles, was geschehen war, sehr unglücklich war, und es sah Sara noch nie ähnlich, unvorsichtig zu sein, am wenigsten auf einem Pferd.«
    Juliet keuchte bei der angedeuteten Anschuldigung auf. Sie wollte protestieren, aber sie konnte es nicht, denn Ross hatte recht: Es sah Sara nicht ähnlich, unvorsichtig zu sein.
    Juliet schluckte hart. All die Jahre, in denen sie ihre Freundin für glücklich gehalten hatte, war Sara vielleicht verzweifelt gewesen, hatte Schmerzen gelitten und den Verlust des Mannes, den sie liebte, betrauern müssen -und einen nicht unbeträchtlichen Teil der Schuld dafür konnte sie, Juliet, sich vermutlich selbst zuschreiben. Jede Handlung verursachte Reaktionen, und Juliet würde niemals alle Konsequenzen ihrer verrückten Flucht aus England erfahren.
    Mit gepreßter Stimme fragte sie: »Und wie geht es Sara jetzt?«
    Ross' Miene wurde wieder weicher. »Es könnte ihr nicht besser  gehen. Sie hat einen Freund von mir geheiratet, und die beiden sind reichlich wild aufeinander. Mikhal paßt weit besser zu ihr als dieser aufgeblasene junge Narr, der sie im Stich gelassen hat.« Also waren die Folgen von Juliets überstürzten Taten vielleicht letztendlich doch nicht so übel. Und mit dem Fatalismus, den sie sich in den langen Jahren im Osten angeeignet hatte, setzte Juliet in Gedanken hinzu, daß sie vielleicht auch nur ein winziges Glied in Saras Schicksalskette gewesen war. Wenigstens war ihre Freundin jetzt glücklich. Gedankenverloren wie sie war, konnte Juliet nicht schnell genug reagieren, als sie eine vertraute Bewegung im Augenwinkel wahrnahm. Mit einem einzigen anmutigen Satz sprang eine schwarze Katze auf den Tisch. Das Leinentuch rutschte unter dem Gewicht des Eindring lings, so daß die Katze über die Oberfläche glitt, mit beiden Vorderpfoten auf der Lammplatte landete und mindestens so überrascht wie Ross wirkte.
    Peinlich berührt rief Juliet aus: »Scheherazade!« und nahm die Katze auf ihre Arme. »Entschuldige, Ross. Wenn ich schreibe, schläft sie gewöhnlich bei mir hier mitten auf dem Tisch. Ich nehme an, sie dachte, ich arbeite, und wollte mir nur Gesellschaft leisten. Ich kann mir nicht denken, daß sie unbedingt auf dem Lamm landen wollte, denn sie läßt mich gewöhnlich in Frieden, wenn ich auf orientalische Art esse.«
    Er lächelte über Scheherazades begeistertes Interesse an den Dingen auf dem Tisch. »Vielleicht war das nicht ihre Absicht, aber offensichtlich ist sie durchaus flexibel.« Er nahm ein kleines Stück Fleisch, beugte sich über den Tisch und bot es der Katze an, die es gierig akzeptierte.
    »Du verdirbst ihre Erziehung«, tadelte Juliet wehmütig, als sich die Katze in ihren Armen wand. »Wenn sie anfängt zu glauben, daß sie für Störungen am Tisch noch belohnt wird, dann entwickelt sie sich bestimmt unmöglich.«
    Die Gelöstheit, die Ross' Gesicht vorübergehend erhellt hatte, erstarb, und er lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Es tut mir leid.«
    Juliet biß sich auf die Unterlippe und wünschte, sie hätte nichts  gesagt. Den ganzen bisherigen Abend hatte Ross  seine distanzierte, höfliche und durch und durch formelle Art  aufrechterhalten. Und nun, als er endlich ein wenig entspannt gewesen war, hatte sie mit wenigen unbedachten Worten alles zerstört.
    Glücklicherweise wurden sie in Gestalt der sechsjährigen Fatima, Juliets Lieblingskind, unterbrochen. »Tut mir leid, Gul-i Sahari«, rief die Kleine, als sie in den Raum platzte. »Scheherazade ist mir entwischt.« Dann blieb das Kind wie angewurzelt stehen und starrte mit weit aufgerissen Augen auf die seltsam gekleidete Frau. »Gul-i Sahari?«
    »Ich bin es wirklich, Fatima«, versicherte Juliet ihr amüsiert. »Ich trage zu Ehren des Mannes hier, Lord Ross Carlisle, eine Tracht meines Volkes. Er ist... ein alter Freund aus meiner Heimat.«
    Der Blick des Mädchens wanderte zu Ross. Plötzlich wurde die Kleine feuerrot und zog den Schleier über den unteren Teil ihres Gesichts, so daß nur noch ihre leuchtenden Augen zu sehen waren. Fasziniert stellte Juliet für sich selbst fest, daß Ross wohl auf alle weiblichen Wesen einen derartigen Effekt hatte. Man hatte das Gefühl, sich vor ihm schützen zu müssen, wollte man ihm nicht ganz und gar verfallen.
    Während sie die Katzenkrallen aus ihrem

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