Wilder als der Hass, süsser als die Liebe
ehrt dich, Kilburn«, erwiderte Hussayn. »Nichtdestoweniger hast du dein Leben für das meines Vaters riskiert, und das werde ich nicht vergessen.« Schließlich wandte er sich um und stützte seinen Vater, als sie gingen.
Ross warf einen Blick auf Abdul Wahab. »Es tut mir leid. Ich hatte nicht vor, auf diese Art Aufsehen zu erregen, aber ich hatte keine Wahl. Glaubst du, daß es Ärger geben wird?«
Der Kafila-Bashi schüttelte den Kopf. »Nicht, wenn du das Leben eines Gläubigen rettest. Ich werde die anderen wiesen lassen, warum du nach Buchara willst. Es wird dir nur noch mehr Respekt verschaffen.« Nachdenklich blickte er dem Händler hinterher.
»Du hast übrigens nicht nur selbstlosen Mut bewiesen, sondern dir auch nebenbei einen mächtigen Freund geschaffen. Obwohl sie sich bescheiden kleiden, wenn sie reisen, sind die Kasems doch eine der wohlhabendsten Familien in Buchara. Vielleicht kann ihr Einfluß dir auf deiner Suche nützlich sein.« Mit einer leichten Neigung des Kopfes machte Abdul Wahab kehrt, um seinen Pflichten nachzukommen.
Saleh gesellte sich nun zum Rest der Gruppe. Er führte alle fünf Kamele, die hintereinander angeleint waren. Vier der Tiere zogen in Richtung Wasser, doch Julietta, die ihre Artgenossen führte, hatte mehr Interesse an ihrem Herrn und Meister. Als sie Ross endlich sah, beschleunigte sie ihren Schritt, bis sie bei ihm stand. Dann senkte sie - eher wie ein Pferd als wie ein Kamel - den Kopf und stupste ihn gegen die Brust.
Eine Geste der Zuneigung von einem Tier, das so groß wie ein Kamel ist, läßt sich nur schwerlich ignorieren, und Ross wäre fast umgeworfen worden. »He, laß das«, lachte er, als sie begann, seine nasse Tunika zu beknabbern. Während er ihre Nase streichelte, sagte er: »Ich vermute, es gefällt dir, daß ich vollkommen durchnäßt bin.«
Hinter ihm ertönte ein Murmeln: »Du bist selbst schuld. Hirnlose Frauen lieben Helden.«
Ross grinste. In der Zeit, die sie zusammen waren, hatte seine Frau ihn gelegentlich beschuldigt, sich übermäßig beschützend zu gebärden, aber sie war noch viel schlimmer, als er je gewesen sein konnte. Es schien tatsächlich so, als sei die Sorge um das Wohlergehen des anderen noch einer der unlösbaren Fäden, aus dem ihre Ehe bestand.
Saleh meldete sich zu Wort: »Kilburn, du und Jalal seid beide naß und braucht etwas zu essen und ein warmes Feuer. Wenn ihr beide die Kamele tränken und die Wasserschläuche füllen würdet, können Murad und ich brennbares Material suchen und ein Feuer anzünden.«
Nach einem zustimmenden Nicken führten Ross und Juliet die Kamele am Ufer des Wadi entlang, bis sie ein flaches Becken am Rand fanden, wo die Tiere sicher trinken konnten, ohne zu riskieren, in den immer noch reißenden Fluß zu stürzen. Glücklicherweise waren sie nicht extrem durstig, denn sonst wären sie wohl schwer zu kontrollieren gewesen. Dennoch drängelten sie wie ungeduldige Schuljungen, als sie ins Wasser wateten.
Während Ross auf die Kamele aufpaßte, löste Juliet die fast leeren Wasserschläuche vom Gepäck und begann, sie wieder aufzufüllen. Das Wasser war trübe, aber der meiste Sand würde sich setzen. Im übrigen machte die Wüste solche Unannehmlichkeiten unbedeutend.
Kein Mensch war nah genug, um sie verstehen zu können, wenn sie ihre Stimmen gedämpft hielten, und Juliet nutzte diese Tatsache aus. »Das war ein verdammt hohes Risiko, das du da auf dich genommen hast, Ross. Ich kann auch gut schwimmen, aber bei einer solchen Strömung hätte ich es niemals gewagt.«
»Das ist einer der Fälle, wo bloße Kraft und körperliche Größe zählen, Juliet«, meinte er sanft. »Ich hätte es nicht versucht, wenn ich es für lebensgefährlich gehalten hätte.«
»Möglich, aber für mich sah es ganz so aus, als hättest du die Gefahr falsch eingeschätzt. . .« Als sie erkannte, daß sie wie ein altes Fischweib zeterte, klappte sie den Mund wieder zu, zitterte jedoch immer noch. Sie hatte nackte Angst verspürt, als Ross' Kopf so lange unter der Wasseroberfläche verschwunden war.
Mit all seiner Kraft zerrte Ross am Zügel eines Kamels, das gerade einen seiner Kumpanen schikanieren wollte. »Hättest du denn gewollt, daß ich Muhammad Kasem ertrinken lasse?«
Sie zögerte einen Moment und gab dann widerwillig zu: »Vermutlich nicht, besonders, da es ja gut ausgegangen ist. Aber ich hätte mir nicht gewünscht, daß du dein Leben wegwirfst, und am wenigsten für einen
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