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Wilder als der Hass, süsser als die Liebe

Titel: Wilder als der Hass, süsser als die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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mitbekommen hatte, bestand die Möglichkeit, daß das Wadi mit plötzlicher, tödlicher Kraft geflutet wurde, wenn weiter oberhalb des Flußlaufes genug Wasser gefallen war. Es war typisch für die Wüste, daß man in einem Moment durch Wassermangel gefährdet war, sich im nächsten jedoch bereits vor einem Zuviel des kühlen Naß retten mußte.
    Obwohl der Sturm entfernt genug zu sein schien, daß Ross die Gefahr der reißenden Flut als gering einschätzte, zog er am Zaumzeug seines Kamels, um es anzutreiben. Geschafft! Bereits nach ein paar Minuten konnte er das steile Ufer an der anderen Seite erklimmen.
    Während sich ein ständiger Strom von Menschen und Tieren in den sandigen Kanal ergoß, suchte Ross die Menge nach seinen Gefährten ab. Das Kamel mit Saleh und  Murad hatte es fast bis zum Ufer geschafft. Juliet dagegen befand sich immer noch in der Mitte des Wadis, weil ihr Packkamel plötzlich störrisch geworden war.
    Wenn Ross und Abdul Wahab gedacht hatten, die Gefahr sei gering, so wurden sie jetzt eines Besseren belehrt. Während Juliet noch mit ihren Kamelen kämpfte, schoß eine schmutzigbraune Welle um die Biegung herum. Innerhalb von Sekunden behinderte ein rasch fließender, knöcheltiefer Strom das Vorankommen der Leute, die sich noch im Wadi befanden. Von der erhöhten Position des Pferderückens aus brüllte der Kafila-Bashi: »Schnell! Es kommt noch mehr!«
    Alle, die sich bereits in Sicherheit befanden, stellten sich augenblicklich oben am Ufer auf, um dem drohenden Drama zuzusehen. Kalte Angst durchfuhr Ross, als er sah, wie Juliets Kamele den Kopf senkten, um von dem Wasser zu trinken, das um ihre Hufe strömte. Sie konnten sich jeden Moment niederlegen, um sich zu wälzen, wie Kamele es oft in Wasserlöchern taten.
    Er wollte gerade zur Hilfe eilen, als es Juliet gelang, ihre Tiere in Bewegung zu setzen, indem sie skrupellos mit ihrer Peitsche auf sie einschlug. Selbst über dem Rauschen von Wasser und den aufgeregt rufenden Stimmen konnte er sie in einer farbenprächtigen Mischung aus verschiedenen Sprachen fluchen hören.
    Wütend brüllend ergaben sich die Kamele ihrem stärkeren Willen und ließen sich das steile Ufer in Sicherheit hinauftreiben. Als sie endlich oben waren, hatte der Wasserstand bereits Kniehöhe erreicht und stieg sehr schnell weiter an. Eine zweite Welle wälzte sich um die Biegung und füllte das Wadi bis auf Taillenhöhe, und die Handvoll Männer und Tiere, die sich noch im Flußbett befanden, hatten mit dem Gleichgewicht zu kämpfen. Ein Mann auf einem Esel wäre fast fortgespült worden; glücklicherweise wurde das kleine Reittier lange genug gegen den gewaltigen Höcker eines Kamels gedrückt, daß es wieder Boden unter die Hufe bekam.
    Einer nach dem anderen quälten sich Menschen und Tiere durch das wirbelnde Wasser und wurden von den Männern oben am Ufer in Sicherheit gezogen. Schließlich war nur noch ein älterer, usbekischer Teehändler im Wasser, der weit zurückgefallen war. Ross hatte sich einmal mit Muhammad Kasem unterhalten und hatte die Mischung aus ruhiger Würde und Verschmitztheit außerordentlich angenehm gefunden.
    Als der alte Mann nur noch eine Armeslänge von dem sicheren Ufer entfernt war, bemerkte Ross, daß er den Atem ausstieß, den er unwillkürlich angehalten hatte. Doch plötzlich - nur noch Zentimeter von den helfenden Händen entfernt - stolperte Kasems Esel und stürzte, wobei er seinen Reiter mit sich ins Wasser zog. Zur gleichen Zeit schwappte eine weitere Welle durch das Flußbett und wälzte sich donnernd heran. Im Handumdrehen war der  Wasserstand über Menschenhöhe angestiegen.
    Der schrille Angstschrei des Händlers war im Donnern der Fluten kaum zu hören. Sein Turban war fortgerissen worden, und sein rasierter Schädel wirkte beängstigend verletzlich in den schwarzen wirbelnden Wassermassen. Dann zog ein Strudel ihn unter die Oberfläche, und ein kollektiver Seufzer ertönte aus der Menge der hilflosen Zuschauer.
    »Vater!« Der furchtbare Schrei kam von einem Mann, der am Rand des Ufers hockte, und aus seiner verzweifelten Miene schloß Ross, daß er wie die meisten Wüstenbewohner nicht schwimmen konnte. Wahrscheinlich hätte er sich jedoch trotzdem in die Fluten gestürzt, Wenn zwei andere Männer ihn nicht rechtzeitig gepackt hätten. Niemand sonst versuchte, Muhammad Kasem zu helfen, nicht einmal, indem nach einem Seil zum Werfen gesucht wurde.
    Ein Händler neben Ross sagte traurig: »Es ist Allahs Wille.«
    »So

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