Wilder als der Hass, süsser als die Liebe
Abdul Wahab zu entdecken, den einzigen Mann, dessen Autorität den Kampf aufhalten konnte, doch der Kafila-Bashi war noch nicht aufgetaucht.
Plötzlich ertönte ein durchdringendes Kreischen von Metall auf Metall, gefolgt von einem kollektiven Aufkeuchen der Menge. Ross wirbelte wieder zum Kampfplatz herum. Die lange Klingen waren Griff an Griff ineinander verhakt, eine Position, in der Habibs Kraft ihm von Vorteil sein mußte.
So lebhaft, als würde er in Juliets Haut stecken, spürte Ross, wie sich jeder Muskel in ihrem Körper anspannte, um den Dolch des Kameltreibers von sich fernzuhalten, doch unausweichlich drängten die beiden Klingen auf ihre Kehle zu. Sie konnte noch nicht einmal nach ihm treten, ohne den Verlust ihres Gleichgewichts zu riskieren.
Als Juliets Kraft bis an die letzte Grenze getrieben war, drehte der Kameltreiber seinen Dolch mit soviel Druck, daß Juliet ihre eigene Waffe fallen lassen mußte, um sich nicht das Handgelenk zu brechen. Als das Messer klappernd zu Boden fiel, stieß Habib ein Triumphgeheul aus und stürzte voran, um den tödlichen Stoß auszuführen.
Wieder hielt nur Salehs eiserner Griff Ross zurück -am nächsten Tag würde er schwache Druckstellen dort finden, wo sich die Finger des alten Mannes in seinen Arm gegraben hatten. Aber selbst wenn Saleh es ihm erlaubt hätte, sich einzumischen, konnte er tatsächlich nichts tun. Es war an Juliet, sich selbst zu retten.
Unbewaffnet wie sie war, reagierte sie mit einem katzenhaften Rückzug aus Habibs Reichweite. Es war unmöglich, ihren Dolch wiederzubekommen, denn der Kameltreiber stand direkt darüber. Sie bückte sich rasch und packte den vollen Wasserschlauch hinter ihr. Mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung öffnete sie ihn und stieß ihn dem Kameltreiber entgegen. »Wasch dich, Schwein«, knurrte sie.
Die Zuschauer brüllten vor verächtlichem Gelächter, als Habib wutentbrannt aufheulte und zurückstolperte, während er sich mit dem Ärmel das Wasser aus den Augen wischte. Als er endlich wieder etwas sehen konnte, hatte sein Gegner das Messer wieder in der Hand.
Sie hatte ihn lächerlich gemacht. Habib stürzte sich auf sie wie ein wütender Stier. Sie parierte den Messerstoß mit Leichtigkeit, doch diesmal war seine Strategie eine andere. Er rannte wie ein Rammbock in sie hinein, warf sie einfach um und sprang auf sie.
Ross Nägel bohrten sich in seine Handflächen, so fest ballte er die Fäuste. Auch in dieser Position war Habibs Kraft von Vorteil. Und obwohl es augenblicklich von geringerer Bedeutung war, konnte er ihr zudem den Schleier abreißen oder genug von ihrem Körper fühlen, um sie als weiblich zu identifizieren. Gott allein wußte, was dann geschehen würde, aber Ross hatte starke Zweifel, daß Habib plötzlich einem Anfall von Ritterlichkeit unterliegen würde.
Einen Augenblick lag Juliet still da, zu benommen von der Wucht ihres Sturzes. Dann begann sie, sich heftig zu wehren, um aus der Gewalt ihres Gegners freizukommen. Die beiden rollten in einer gewaltigen Staubwolke über den Boden, während Habib ununterbrochen versuchte, irgendwo einen Dolchstoß anzubringen. Als er es endlich schaffte, konnte sie die Klinge gerade noch aus den lebenswichtigen Zonen drängen, doch sie bohrte sich tief in ihren Oberarm. Juliet stieß einen scharfen, schnell erstickten Schmerzensschrei aus, der Ross durchführ, als wäre er ebenfalls getroffen.
Dann machte Habib einen Fehler, wenn auch einen verständlichen. Er hob sein Gewicht ein kleines bißchen von seinem Gegner, um seine Kraft besser einsetzen zu können, und schmetterte dann sein Knie zwischen ihre Beine. Ein Mann wäre sofort bewegungsunfähig geworden.
Die Zuschauer stöhnten in entsetztem Mitgefühl, doch Juliet war nicht außer Gefecht gesetzt, wie ein Mann es gewesen wäre. Den Vorteil ausnutzend, daß Habibs Gleichgewicht einen Moment nicht so stabil sein konnte, wuchtete sie seinen Körper von ihrem. Er landete einen halben Meter weiter auf dem Rücken.
Juliet sprang auf die Füße, was das Publikum davon überzeugte, daß sie auf übermenschliche Art immun gegen Schmerzen sein mußte. Dann beendete sie in einer fließenden Reihe von perfekten Bewegungen den Kampf. Zuerst trat sie Habib das Messer aus der Hand und schmetterte anschließend ihren gestiefelten Fuß in die gleiche, verletzliche Stelle, die er eben bei ihr getroffen hatte. Er brüllte auf und krümmte sich zuckend um seine gequetschten Genitalien zusammen.
Da ihr Gegner
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