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Wilder als der Hass, süsser als die Liebe

Titel: Wilder als der Hass, süsser als die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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und drückte die Messerspitze leicht gegen das Rückgrat des Kameltreibers. »Der ehrbare Kilburn ist Armenier«, zischte Hussayn. »Du kannst dich doch daran erinnern, Hundehaufen?« Habib erstarrte in seiner Bewegung, und ein Schweißfilm erschien auf seinem Gesicht. »Warum lügst du für einen Ungläubigen?« knurrte er.
    »Warum verfolgst du einen Mann, der dir nichts getan hat?« erwiderte Hussayn. »Rät der Prophet uns nicht Toleranz, besonders den Leuten der Schrift gegenüber?«
    Habib spuckte aus, wagte aber nicht, etwas zu sagen.
    Nachdem eine weitere Minute in Schweigen verstrichen war, schien der Yuz-Bashi sich entschieden zu haben, daß die Anklage gegen diesen Kilburn nichts weiter als neidische Boshaftigkeit gewesen war, und er ging nun zum nächsten Feuer. Als die Turkmenen außer Hörweite waren, steckte Hussayn seinen Dolch wieder in die Scheide. »Komm, Habib, und gesell dich zu mir an mein Feuer.
    Ich will kein Brot und Salz mit einem wie dir teilen, aber ich möchte dich im Auge behalten, bis die Männer aus Chiwa fort sind.«
    Mit wütender Miene gehorchte Habib, doch bevor er fortging, warf er Juliet, der er ganz richtig die Schuld für Hussayns Eingreifen gab, einen haßerfüllten Blick zu. Sie nahm an, daß er im Augenblick nichts unternehmen würde, da Hussayns Einfluß und Macht ihn daran hinderten, aber er konnte durchaus versuchen, sich später an ihr zu rächen.
    Schulterzuckend kehrte sie zum Feuer zurück. Wenn er es versuchte, dann sollte es so sein.
    Die Vergeltung kam später in der Nacht, als die halbe Karawane sich bereits zum Schlafen niedergelegt hatte. Der Brunnen, um den herum sie lagerten, war nur kärglich und schnell erschöpft gewesen. In den letzten zwei Stunden hatte er jedoch Zeit gehabt, sich wieder aufzufüllen, und Juliet machte sich daran, Wasser für den nächsten Tag zu holen.
    Sie hatte gerade ihren Wasserschlauch aufgefüllt, als sie hinter sich leise Schritte vernahm. Aufs höchste alarmiert, wirbelte sie herum und entdeckte Habib nur ein paar Schritte von ihr entfernt. In der Dunkelheit konnte sie seine Miene nicht erkennen, aber der Haß in seiner Stimme war unverkennbar: »Du nimmst mehr Wasser, als dir zusteht, Jalal. Liegt es daran, daß Tuaregs Diebe sind, oder hast du von deinem Ferengi-Herrn gelernt, die Gläubigen zu berauben?«
    »Deine Zunge wedelt wie ein Eselsschwanz«, fluchte Juliet leise in grobem Persisch.
    »Wenigstens erniedrige ich mich nicht, indem ich einem Schwein von Ferengi diene«, höhnte Habib, während er näherkam.
    »Mein Herr mag ein Ungläubiger sein«, sagte sie verächtlich, »aber im Gegensatz zu dir besitzt er eine Ehre.« Sie hob den Wasserschlauch hoch und wollte um den Kameltreiber herumgehen.
    Habib vertrat ihr den Weg. »Kilburn ist ein Ferengi-Schwein, und wenn du ihm dienst, bist du nur ein Floh an seinem Arsch.«
    Juliet hielt an und sah ihm fest in die Augen, während sie die Situation abwägte. Sie war weder hilflos noch eingeschüchtert, aber sie hätte es lieber vermieden, sich mit einem gefährlichen Unruhestifter zu prügeln, der den Kampf liebte und jeden haßte, der anders war. Dummerweise schien es so, als ließe sich eben das nicht vermeiden.
    Provoziert durch ihr Schweigen, knurrte der Kameltreiber: »Was ist los, kleiner Junge, hast du Angst vor mir? Ruf doch deinen Ferengi, damit er dich beschützt.« Er spuckte aus. »Ihr seid nichts als winselnde Hund ohne Mumm, ihr beide.«
    Mit einem innerlichen Seufzen ergab sich Juliet dem Unvermeidlichen, denn wenn sie sich nun nicht mit Habib auseinandersetzte, dann würde sie es zweifellos ein andermal tun müssen. Und trotzdem er gut vierzig Pfund schwerer war als sie, war er doch vor allem dumm.
    »Die Tuareg sind Krieger«, sagte sie gelassen. »Wir beschmutzen unsere Hände nicht an schwanztragenden Kameltreibern, die nach Dung stinken.«
    Ihre Worte waren der Auslöser, den Habib gebraucht hatte. Mit einem wilden Knurren stürzte er sich auf sie. Und als seine Hand durch die Dunkelheit glitt, blitzte die Klinge seines Dolches im Mondlicht auf.
    Ross machte sich bereit, sich in seine Decke einzurollen, obwohl er sich erst dann wirklich niederlegen würde, wenn Juliet vom Brunnen zurückgekehrt war. So unauffällig wie möglich hielt er ein wachsames Augen auf sie, und er hatte den Verdacht, als täte sie dasselbe mit ihm. Es war ziemlich komisch: Sie gingen miteinander um wie zwei jungfräuliche Tanten, die aufeinander aufpaßten.
    Er wollte gerade seine

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