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Wilder als der Hass, süsser als die Liebe

Titel: Wilder als der Hass, süsser als die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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das Buskaschi?«
    »Daß ich froh sein kann, wenn ich zurück bei der Karawane bin und noch all meine Glieder an den richtigen Stellen habe«, knurrte er.
    Ihr Ziel war eine verstreute Ansammlung von Jurten, runde Zelte aus Filz, die aussahen wie Bienenstöcke mit schwarzen Dächern. Schwärme von Kindern, die nächste Generation Räuber, schwirrten herum. Der größte Teil der Bewohner trug helle Kleidung, wobei Rot die bevorzugte Farbe war. Zu Ross' Überraschung waren die Nomadenfrauen unverschleiert, was im Islam eine Rarität bedeutete. Statt dessen trugen sie hohe edle Kopfbedeckungen, deren Tücher bis zur Taille fielen.
    Als Ross ins Lager ritt, blieb alle Welt stehen und starrte ihn an. Da es inzwischen allgemein bekannt war, daß er ein Europäer war, hatte er sich entschieden, auch europäische Kleidung zu tragen. Sein weißes Hemd und seine glatten, enganliegenden Lederhosen standen im starken Kontrast zu den fließenden, bunten Gewändern der Turkmenen. Sein einziges asiatisches Kleidungsstück stellte der Turban dar, den er zum Schutz gegen die sengende Sonne trug.
    Als er von seinem Kamel stieg, schob sich Dil Assa durch das Gedränge. Der Turkmene trug eine Kappe, die mit Wolfsfell gesäumt war, was das Zeichen des Tschupan-dos', eines anerkannten Buskaschi-Meisters, war. »Ah, mein Ferengi- Freund«, rief er in unverhüllter Unaufrichtigkeit. »Ich bin glücklich, daß du es dir nicht noch einmal überlegt hast. Hier hast du eine Buskaschi-Peitsche. Komm, ich zeige dir dein Pferd.« Er reichte Ross eine kurze Peitsche mit Bleienden, wandte sich um und ging voran bis zum Rand des Lagers.
    Da die Spielzone etwas weiter weg lag, waren die meisten Karawanenmitglieder weitergeritten. Juliet jedoch stieg ebenfalls ab und drückte Murad die Zügel der beiden Kamele in die Hand. Dann folgte sie Ross, wie es sich für einen guten Diener gehörte, so daß sie seinen Rücken decken konnte. Ross allerdings glaubte nicht, daß er in unmittelbarer Gefahr schwebte - wenn Dil Assa beabsichtigte, den Befehl des Kalifen zu mißachten und den Ferengi zu toten, dann würde er es sicher nicht tun, bevor Ross sich beim Spiel lächerlich gemacht hatte.
    Dil Assa führte Ross zu einer Reihe Pflöcken, an der ein Dutzend gesattelte Pferde angebunden waren. »Hier«, sagte der Turkmene und zeigte auf eine ältliche, braune Stute. »Ein gutes, verläßliches Tier, ausgezeichnet für einen Ferengi, der noch nie ein Buskaschi mitgemacht hat.« Ross umkreiste das Pferd mit prüfendem Blick und schüttelte dabei den Kopf. »Hast du keinen Respekt vor dem Alter des armen Pferdes, Dil Assa? Sie würde vor Erschöpfung zusammenbrechen, bevor der Nachmittag verstrichen ist.« Er klopfte freundlich den knochigen Leib. »Ich würde es sehr bedauern, der Grund für das Dahinscheiden dieser würdigen alten Dame zu sein.«
    Dil Assa runzelte unwillig die Stirn. »Ich habe sie ausgewählt, weil ich dachte, ein Ferengi, der wie ein Sack Korn im Sattel sitzt, könnte-mit ihr am besten zurechtkommen. Aber wenn du glaubst, du kannst ein echtes Buskaschi-Pferd beherrschen, dann suche dir eins von den anderen aus.«
    Nachdenklich schritt Ross an der Reihe entlang und untersuchte jedes Pferd mit fachmännischem Blick. Sie sahen der legendären Rasse ähnlich, die die Chinesen blumig die >Himmlischen Pferde von Fergana< nannten. Mehr auf Ausdauer als auf Geschwindigkeit gezüchtet, fehlte ihnen die elegante Statur der Araber, doch die besten von ihnen konnten gut sechshundert Meilen in weniger als einer Woche bewältigen.
    Eine Reihe anderer Turkmenen sammelte sich um sie. Keiner davon gab sich so feindselig wie Dil Assa, vielmehr schien jeder begierig darauf, seinen Kommentar zu den Pferden anzubringen. Ross kannte die Sprache nicht gut genug, um alles der schnellen Unterhaltung zu verstehen, doch er fing Sätze auf wie: »Ein Buskaschi-Pferd muß schnell wie ein Falke, trittsicher wie eine Ziege und mutig wie ein Löwe sein ..  . aus dem vollen Galopp abrupt stehenbleiben .. . braucht Geduld, Verstand, Kampf geist. . .«
    Die meisten der Pferde sahen aus, als könnten sie all diese Anforderungen erfüllen, doch Ross' Wahl fiel schließlich auf einen großen, weißen Hengst, der der spritzigste von allen zu sein schien. Die Augen des Schimmels glitzerten mit wilder Intelligenz, und seine leichten, ungeduldigen Bewegungen ließen die Silberbeschläge an seinem Zaumzeug aufblitzen.
    Ein Tier, das eine Herausforderung bedeutet, dachte Ross, aber

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