Wilder als der Hass, süsser als die Liebe
auch eines, das die Mühe wert ist, es beherrschen zu wollen. »Ich nehme dieses!«
Hinter ihm keuchte Dil Assa empört auf. »Rabat ist mein bestes Pferd. Ich reite ihn heute.«
»Ah, dann bitte ich um Vergebung.« Ross hob abwehrend die Hand. Die Qualität des Hengstes war deutlich erkennbar. »Ich möchte dir keinesfalls das Pferd abnehmen, das du für deinen Sieg brauchst.«
Der Turkmene funkelte Ross an, aber sein Stolz war stärker. »Ich brauche Rabat nicht, um zu gewinnen, Ferengi. Du kannst ihn reiten . . . wenn er dich läßt!«
»Du bist sehr großzügig«, antwortete Ross und unterdrückte ein Grinsen. »Ich nehme an, Rabat ist speziell auf Buskaschi-Manöver trainiert. Was muß ich wissen, um ihn richtig zu reiten?«
Glücklichweise halfen ihm sofort fünf oder sechs Manner mit Ratschlägen aus, denn Dil Assa schien nicht antworten zu wollen. Nachdem er eine Weile zugehört hatte, glaubte Ross zu wissen, was er von einem turkmenischen Buskaschi-Pferd zu erwarten hatte.
Um es an seine Stimme zu gewöhnen, verbrachte Ross einige Minuten damit, mit sanften Worten auf das Tier einzureden, während er ihm freundlich den Hals streichelte. Dann prüfte er nach, ob die Gurte richtig fest saßen, verlängerte die Steigbügel und schwang sich schließlich in den Sattel.
Empört über die Frechheit des Fremden, explodierte Rabat augenblicklich in Auflehnung. Alle Muskeln spannten sich an, und er stieg in dem wütenden Versuch, das unerwünschte Gewicht abzuwerfen. Der Hengst verfügte über ein recht beeindruckendes Repertoire an Abwehrbewegungen - Bocken, Drehungen, Seitensprünge -, doch Ross hatte die Warnung in Dil Assas Worten verstanden und war darauf vorbereitet. Während die Zuschauer sich in sichere Entfernung zurückzogen, maßen Mensch und Pferd des jeweils anderen Willenskraft und Entschlossenheit.
Es kostete Ross' ganze Kraft und Konzentration, auf dem Pferderücken zu bleiben und festzulegen, wer von beiden das Sagen hatte, doch als Rabat sich wie ein Wiesel wirbelnd zur Seite drehte, erhaschte Ross einen Blick auf Juliet. Obwohl sie verschleiert war, konnte er ihre Zufriedenheit über seine Darbietung spüren. Ein Punkt für ihn!
Das Pferd hatte nichts wirklich Bösartiges an sich, es besaß nur viel überschüssige Energie und eine Abneigung dagegen, einen Reiter, der sich noch nicht bewiesen hatte, ohne Widerstand zu akzeptieren. Nachdem Rabat sich ein wenig ausgetobt hatte, regte er sich wieder ab und begann, auf Schenkeldruck und Zügel zu reagieren. Da Ross wissen wollte, was dieses Tier leisten konnte, ritt er von den Zelten weg ein Stück in die karge Ebene hinaus. Dann ließ er den Hengst die Gangarten durchexerzieren, während er dabei lernte, wie er es bremste, lenkte und springen ließ. Rabat begriff erstaunlich schnell, was sein Reiter wollte. Er konnte auf der Hinterhand wenden und war das beste Springpferd, das Ross je geritten hatte. Die Fähigkeiten eines neuen Pferdes auszuprobieren, hatte Ähnlichkeit mit dem Testen eines neuen Gewehres, nur war es schwieriger, da ein Pferd einen eigenen Kopf besaß.
Das unvertraute Zaumzeug war ebenfalls gewöhnungsbedürftig.
Es gab nur ein Paar Zügel, und der Sattel war hinten und vorne sehr hoch geformt. Dazu kam, daß am Sattelknauf ein langes Hörn herausragte, was ungewöhnlich war, aber wahrscheinlich dem Reiter in wilden Buskaschi-Manövern wertvolle Unterstützung leisten konnte.
Nach etwa einer Viertelstunde kräftezehrender Übung spürte Ross, daß das Pferd und er sich einigermaßen aufeinander eingestellt hatten. Als letztes Experiment trieb er den Hengst zu vollem Galopp an, griff dann das Sattel-horn und ließ sich so weit aus dem Sattel rutschen, daß das meiste seines Körpers gefährlich dicht über dem steinigen Boden hing. Es war ein riskanter Versuch, denn ein Fehltritt des Tieres würde Ross kopfüber in Höchstgeschwindigkeit in den Boden rammen.
Doch trotz des Ungleichgewichts auf seinem Rücken hielt sich das Pferd unerschütterlich aufrecht, als Ross eine Wüstenblume abpflückte, und sich schließlich wieder in den Sattel wuchtete. Er zügelte das Tier in eine langsamere Gangart und ritt zufrieden zu den aufgeregten Turkmenen zurück. Das Publikum freute sich mit ihm, und viele riefen ihm begeistertes Lob zu, nur Dil Assa hatte in tödlichem Schweigen zugesehen.
Ungerührt von der Miene seines Gastgebers, rief Ross begeistert aus: »Herrlich, Dil Assa! Wenn du das Tier ausgebildet hast, dann macht es
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