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Wilder als Hass, süsser als Liebe

Wilder als Hass, süsser als Liebe

Titel: Wilder als Hass, süsser als Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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erbeten, aber er hatte schon viele Geschichten darüber gehört. Von einigen, die hineingegangen waren, hatte man angeblich nie wieder etwas gesehen.
    Die äußere Form des Gebäudekomplexes ähnelte einem europäischen Schloß. Tatsächlich waren die großartigsten der mittelalterlichen Festungen von Steinmetzen gebaut worden, die während der Kreuzzüge sarazenische Architektur studiert hatten.
    Die gewaltigen Außenmauern umschlossen eine kleine Stadt von Gebäuden und geräumigen Höfen, wo sich königliche Diener und Sklaven bei ihren verschiedenen Aufgaben emsig hin und her bewegten.
    Der Großkämmerer winkte nach einem Stallburschen, der die Pferde wegbringen sollte. »Es ist gängig, seinen Sklaven mit in den eigentlichen Palast zu nehmen, aber er muß still sein und darf keinen Ärger machen.«
    Als Ross ein Lederkästchen aus seiner Satteltasche holte, fragte er Juliet auf Tamahak: »Meinst du, du kannst dich benehmen, Sklave? Vielleicht ist es besser, bei den Kamelen zu bleiben.«
    »Ich möchte das auf gar keinen Fall verpassen«, murmelte sie, als sie ihm das Lederkästchen abnahm.
    Das prachtvollste der Gebäude war natürlich der Palast. Eine breite Treppenflucht führte zum Eingang hinauf. Im Inneren schufen hohe Decken und Marmorböden einen kühlen Kontrast zu der flirrenden Hitze draußen. Schweigend führte der Kämmerer sie durch verschiedene Flure bis zu einem Zimmer, wo schon andere Bittsteller auf eine Audienz beim Emir warteten. Die meisten hatten ihre Sklaven dabei, und so fiel Juliet nicht weiter auf.
    Ein noch reicher gekleideter Mann kam auf sie zu. Er war etwa sechzig Jahre alt und schien Perser zu sein. Zu ROSS’
    Überraschung sprach er sie auf Englisch an: »Willkommen in Buchara.« Er verbeugte sich. »Ich bin der Na-wab Abdul Samut Khan, Befehlshaber der Artillerie des Emirs. Ich habe die Ehre gehabt, mit anderen aus Eurer herrlichen Rasse in Afghanistan zu dienen.«
    ROSS erwiderte die Verbeugung. »Die Ehre ist auf meiner Seite.«

    Dann wechselte er die Sprache. »Zwar beherrscht Ihr meine Heimatsprache meisterlich, doch ich bevorzuge es, Persisch zu sprechen, damit alle anderen verstehen und wissen, daß ich nichts zu verbergen habe.«
    »Sehr weise, Lord Kilburn«, sagte der Nawab mit einem billigenden Nicken. »Denn es gibt viele Männer, die die Briten nicht so schätzen, wie ich es tue.« Er stieg ebenso auf Persisch um und setzte hinzu: »Ich bin gekommen, um zu fragen, ob Ihr Euch dem Brauch des Salaam unterwerft, wenn Ihr dem Emir vorgestellt werdet.«
    »Und was ist das Salaam?«
    »Ein Mann, der vor Seiner Majestät erscheint, muß seinen Bart streichen, sich dreimal verbeugen und sagen »Allah Akbar, Salaamat Padisha<.«
    ROSS vermutete, daß es in der Vergangenheit Ferengi8 gegeben hatte, die sich gesträubt hatten, das Ritual zu vollziehen. »Ich würde es, wenn nötig, dreißigmal aussprechen, denn es ist nur recht, zu sagen, daß Gott groß ist und dem König Frieden beschert sein soll.«
    Abdul Samut Khan nickte zufrieden, dann machte er eine Handbewegung zu dem Kästchen, das Juliet trug. »Was ist das?«
    »Ein bescheidenes Geschenk für den Emir, um ihm meine Wertschätzung zu zeigen.«
    Juliet öffnete das Kästchen, und ROSS zog eine flache, hölzerne Kiste mit einer Messingplatte im Deckel heraus. Er öffnete den Deckel und enthüllte zwei wundervoll gearbeitete Steinschloßpistolen in samtausgekleideten Mulden.
    Der Nawab sog scharf die Luft ein, als er die Pistolen sah, denn die Waffen funkelten wie Juwelen. Jeder Zentimeter von Metall und Holz war mit einem erhabenen Muster ziseliert und graviert, und die Schäfte aus Walnuß waren mit Golddraht eingelegt.
    Darüber hinaus waren sie von einem der besten Waffenschmiede Britanniens hergestellt worden, daher würden sie so zielsicher sein, wie sie schön waren. ROSS hatte das Paar in der Annahme gekauft, sie könnten ihm einmal nützlich sein, zum Beispiel als Geschenk für einen arabischen Stammesführer im Orient. Sein Instinkt hatte sich als richtig erwiesen, denn diese Waffen stellten wahrhaftig ein Geschenk dar, das eines Königs wert war.

    Ehrfürchtig nahm Abdul Samut Khan beide Pistolen aus dem Futter und untersuchte, ob sie ungeladen waren, bevor er sie wieder zurücklegte. »Sehr gut«, lobte er, als er Juliet die Kiste zurückgab. »Nun gebt mir Euren Paß und alle Empfehlungsschreiben, falls Ihr welche habt.«
    ROSS übergab ihm seine Reisepapiere und die Briefe, die er seit Konstantinopel bei

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