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Wilder als Hass, süsser als Liebe

Wilder als Hass, süsser als Liebe

Titel: Wilder als Hass, süsser als Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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überraschend finde, wenn man bedenkt, daß er angeblich seinen eigenen Vater vergiftet hat. Nun, nachdem er zugab, daß man alte Leute respektieren sollte, fragte er mich in verletztem Tonfall, ob ich Buchara lieber entehrt und unwürdig verlassen wollte oder aber mit seiner Gunst und ehrenvoll.«
    »Natürlich versicherte ich ihm, daß ich es vorziehen würde, mit der Gunst Seiner Majestät zu gehen - es erschien mir am diplomatischsten. Nasrullah antwortete darauf, daß ich ein wenig Geduld haben müßte und bald mit seinem Segen abreisen könnte.
    Dann machte er auf dem Absatz kehrt, verschwand durch die Vorhänge, und meine Audienz war beendet. Shahid war zutiefst enttäuscht, daß er mich wieder herbringen mußte.«
    Juliet vergrub das Gesicht in den Händen. Ihr war kalt, obwohl die Nachtluft warm war. ROSS hatte heute nacht Glück gehabt, aber es klang, als hätte Nasrullah ebensogut seine Exekution anordnen können. Glück hielt niemals ewig an. »Glaubst du, daß der Emir dir wirklich die Erlaubnis zu gehen erteilen wird?«
    Es entstand eine lange Pause, bis ROSS schließlich mit neutraler Stimme antwortete: »Er hat nichts zu gewinnen, wenn er mich gefangenhält.«
    Das stimmte. Aber da die Briten ernsthafte Rückschläge in Afghanistan hatten einstecken müssen, konnte Nasrullah ebenso zu dem Schluß kommen, daß er ebenso nichts zu verlieren hatte, wenn er seinen »Gast« töten ließ - schließlich war es hinreichend bekannt, daß er Europäer verachtete.

    Sie hob den Kopf und bekam ihre Worte kaum heraus:
    »Sag mir die Wahrheit, ROSS. Du glaubst, daß wir hier sterben werden, nicht wahr?«
    Er begegnete ihrem Blick; ohne mit der Wimper zu zuk-ken, und seine Augen verrieten ihr, daß er die Wahrscheinlichkeit seines Todes akzeptiert hatte. »Ich werde fast sicher hier sterben«, antwortete er ruhig. »Aber du und der Rest unserer kleinen Gruppe werdet nicht aufgehalten werden, wenn ihr versucht, die Stadt zu verlassen. Ich denke, ihr solltet mit der nächsten Karawane westwärts ziehen.«
    Vielleicht sollten Saleh und Murad das tun, aber Juliet konnte sich nicht vorstellen, ihren Mann zu verlassen, solange er noch am Leben war. Sie blickte ihn hoffnungslos an, und ihre Kehle zog sich zusammen. Seit dem Zeitpunkt, an dem sie sich in Persien wiedergefunden hatten, wollte Juliet sich von ihm fernhalten, weil sie den Gedanken nicht ertragen hätte, daß er sie unvermeidlich wieder verlassen würde. Es konnte keine Zukunft für sie geben, denn wenn ROSS sie aus irgendeinem Grund doch als Frau zurückhaben wollte, dann hätte sie eine unmögliche Wahl treffen müssen - sie hätte wählen müssen, ob sie eine Lüge leben wollte oder ihm eine abstoßende Wahrheit erzählen sollte, die er ihr niemals vergeben würde.
    Aber nun gab es wirklich keine Zukunft mehr. Der Schatten des Todes hatte die Zeit auf diesen Augenblick, auf diesen kostbaren Moment eingefroren. Was sollten sie noch die Folgen kümmern, wenn sich das Leben nur noch auf Stunden oder Tage reduzierte?
    »Die Zeit rinnt uns durch die Hände, ROSS«, flüsterte sie bebend.
    »Laß uns das bißchen, was wir haben, nicht vergeuden.«
    Die Atmosphäre veränderte sich, wurde so schwer wie die Luft vor einem Sturm. ROSS wurde unglaublich still, seine Augen wirkten schockiert und wachsam.
    Einen Augenblick glaubte Juliet, er hätte ihre Worte nicht begriffen, oder - unendlich viel schlimmer - er wollte zurückweisen, was sie ihm anbot. Sie legte ihren ganzen Stolz ab, als sie sagte: »Du hast jedes Recht, mich zu verachten. Aber wenigstens heute nacht kannst du vorgeben, daß es keine Vergangenheit gegeben hat. Wenn du mich noch willst… aus Leidenschaft, aus Trost oder auch aus Wut…« Sie wußte, daß sie dies genauso für sich selbst wie für ihn tat - und streckte bittend eine Hand aus. »… ich gehöre dir, was immer du mit mir tun willst.«
    Sie wußte nicht, ob sie es ertragen konnte, wenn er sie zurückwies
    … aber er tat es nicht. Statt dessen griff er wortlos nach ihrer Hand.
    Sobald sich ihre Finger berührten, brauste all die Leidenschaft, die zwischen ihnen permanent geschwelt hatte, zu einem unglaublichen Feuer auf. Sie bewegten sich aufeinander zu, Mund zu Mund und Körper zu Körper, und es gab kein Zögern, kein Überlegen mehr.
    Es war verrückt gewesen, die Vergangenheit vergessen zu wollen, erkannte Juliet, und dieses Wissen drohte ihr das Herz aus der Brust zu reißen. Sie hätte seinen Kuß in der dunkelsten Nacht und im

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