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Wilder als Hass, süsser als Liebe

Wilder als Hass, süsser als Liebe

Titel: Wilder als Hass, süsser als Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Stimme. »Und wahrlich, es könnte auch nicht anders sein, denn Gottes Gesetze sind ewig und für alle gültig.«
    Offenbar zufrieden nickte der Yuz-Bashi. »Die Steuer für Christen ist eins zu zwanzig, nicht eins zu vierzig, also müßt ihr noch einmal soviel bezahlen. Wieviel Gold führst du mit dir?«
    »Ich habe zwanzig Goldmünzen. Wartet einen Moment, und ich gebe Euch Eure Steuer.« ROSS zog eine kleine Börse aus seinem Mantel und reichte dem Mann eine Münze. Juliet wußte, daß ROSS
    im Gepäck noch mehr Geld versteckt hatte, aber der Yuz-Bashi akzeptierte die Zahlung ohne Mißtrauen, vielleicht weil ROSS sich so demütig gab.
    Dann wandte er sich um und musterte die lockere Grup-Pe der Zuschauer. »Wer hat behauptet, dieser Mann sei ein Ferengi? Jeder Mann, der gegen ihn zeugen will, soll vortreten und jetzt sprechen.«
    Juliet hielt den Atem an, während sie die Gesichter der Karawanenmitglieder musterte. Jung und alt, Usbeken und Kurden, Perser und Afghanen - sie alle starrten den Yuz-Bashi schweigend an, obwohl alle wußten, daß ROSS ein Europäer war.
    Da seine Herkunft nun offengelegt war, war ROSS in der vergangenen Woche mehr herumspaziert und hatte sich unter den Mitreisenden einige Freunde gemacht. Niemand wollte ihn verraten - außer Habib, der mit gemeiner Befriedigung grinste und nun den Mund öffnete, um zu sprechen.
    Juliet stob vorwärts, um ihn davon abzuhalten, doch Hussayn stand näher und erreichte den Mann zuerst. Eine Klinge blitzte kurz auf, dann schnitt der usbekische Händler durch den Stoff des Gewandes und drückte die Messerspitze leicht gegen das Rückgrat des Kameltreibers. »Der ehrbare Kilburn ist Armenier«, zischte Hussayn. »Du kannst dich doch daran erinnern, Hundehaufen?«
    Habib erstarrte in seiner Bewegung, und ein Schweißfilm erschien auf seinem Gesicht. »Warum lügst du für einen Ungläubigen?«

    knurrte er.
    »Warum verfolgst du einen Mann, der dir nichts getan hat?«
    erwiderte Hussayn. »Rät der Prophet uns nicht Toleranz, besonders den Leuten der Schrift gegenüber?«
    Habib spuckte aus, wagte aber nicht, etwas zu sagen.
    Nachdem eine weitere Minute in Schweigen verstrichen war, schien der Yuz-Bashi sich entschieden zu haben, daß die Anklage gegen diesen Kilburn nichts weiter als neidische Boshaftigkeit gewesen war, und er ging nun zum nächsten Feuer. Als die Turkmenen außer Hörweite waren, steckte Hussayn seinen Dolch wieder in die Scheide. »Komm, Habib, und gesell dich zu mir an mein Feuer-Ich will kein Brot und Salz mit einem wie dir teilen, aber ich möchte dich im Auge behalten, bis die Männer aus Chiwa fort sind.«
    Mit wütender Miene gehorchte Habib, doch bevor er fortging, warf er Juliet, der er ganz richtig die Schuld für Hussayns Eingreifen gab, einen haßerfüllten Blick zu. Sie nahm an, daß er im Augenblick nichts unternehmen würde, da Hussayns Einfluß und Macht ihn daran hinderten, aber er konnte durchaus versuchen, sich später an ihr zu rächen.
    Schulterzuckend kehrte sie zum Feuer zurück. Wenn er es versuchte, dann sollte es so sein.
    Die Vergeltung kam später in der Nacht, als die halbe Karawane sich bereits zum Schlafen niedergelegt hatte. Der Brunnen, um den herum sie lagerten, war nur kärglich und schnell erschöpft gewesen. In den letzten zwei Stunden hatte er jedoch Zeit gehabt, sich wieder aufzufüllen, und Juliet machte sich daran, Wasser für den nächsten Tag zu holen.
    Sie hatte gerade ihren Wasserschlauch aufgefüllt, als sie hinter sich leise Schritte vernahm. Aufs höchste alarmiert, wirbelte sie herum und entdeckte Habib nur ein paar Schritte von ihr entfernt.
    In der Dunkelheit konnte sie seine Miene nicht erkennen, aber der Haß in seiner Stimme war unverkennbar: »Du nimmst mehr Wasser, als dir zusteht, Jalal. Liegt es daran, daß Tuaregs Diebe sind, oder hast du von deinem Ferengi-Herrn gelernt, die Gläubigen zu berauben?«
    »Deine Zunge wedelt wie ein Eselsschwanz«, fluchte Juliet leise in grobem Persisch.
    »Wenigstens erniedrige ich mich nicht, indem ich einem Schwein von Ferengi diene«, höhnte Habib, während er näherkam.
    »Mein Herr mag ein Ungläubiger sein«, sagte sie verächtlich,
    »aber im Gegensatz zu dir besitzt er eine Ehre.« Sie hob den Wasserschlauch hoch und wollte um den Kameltreiber herumgehen.
    Habib vertrat ihr den Weg. »Kilburn ist ein Ferengi-Schwein, und wenn du ihm dienst, bist du nur ein Floh an seinem Arsch.«
    Juliet hielt an und sah ihm fest in die Augen, während sie

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