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Wilder als Hass, süsser als Liebe

Wilder als Hass, süsser als Liebe

Titel: Wilder als Hass, süsser als Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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sogar gnädig ein Zehntel unserer Gewinne genommen.«
    »Das ist eine vollkommen andere Angelegenheit«, sagte der alte Mann würdevoll, »denn ein Turkmenenräuber nimmt seinen Gefangenen nicht das Leben, sondern behandelt sie wie ein Vater seine Kinder, da sie tot wertlos sind. Im übrigen sind Perser Schiiten, und sie zu bekämpfen beweist größere Demut als eine Pilgerreise.«
    Murad, der sowohl Perser als auch Schute war, zuckte zurück und schob sich näher an Saleh heran, der wie die Turkmenen ein Sunnit war. ROSS empfand es als Ironie, daß Abd sich einem Christen gegenüber toleranter als einem moslemischen Gefährten gab, war aber zu froh über die Intervention des Kalifen, um auf die kleinen Lücken in der Logik aufmerksam zu machen.
    Abd fuhr fort: »Ich will dein Wort, daß du dem Ferengi. seinen Dienern und seinen Freunden niemals etwas zuleide tun wirst.«
    Sein stechender Blick glitt über die anderen Turkmenen der Gruppe. »Und ich will das Verspi”6’ chen von euch allen und euren Verwandten in euren Zelten haben.«
    Dil Assa schluckte hart. »Ihr habt mein Wort, Majestät, und ich werde Euren Wunsch zu meinem Stamm weitertragen.«
    »Sehr gut.« Die Miene des Kalifen wurde augenblicklich freundlicher. »Es freut mich, daß du Gott fürchtest, Dil Assa, denn ich weiß, daß du keinen Menschen fürchtest.«

    Dil Assas Gesicht erhellte sich ein wenig, denn er nahm die Worte als Kompliment. Doch als er sich wieder an ROSS wandte, war sein Blick immer noch wütend wie der eines räudigen Katers. ROSS
    fühlte sich an die Schulzeit in Eton erinnert, als die Jungen sich verpflichtet fühlten, sich einander zu beweisen.
    Dann funkelte es gefährlich in Dil Assas Augen auf. Sein Blick glitt über die Menge der Zuschauer, die sich schon wieder gesammelt hatten, denn schließlich geschieht im Orient nichts ohne Publikum.
    »Als Geste der Freundschaft will ich den Ferengi einladen, an einer turkmenischen Tradition teilzuhaben.« Er machte um der Dramatik willen eine Pause. »Morgen halten wir ihm zu Ehren ein Buskaschi ab. Und es ist ihm sogar erlaubt, mitzumachen!«
    Bei dem Wort Buskaschi erhob sich ein Murmeln in der Menge.
    ROSS hatte den Ausdruck schon gehört, wußte aber nur, daß es ein Spiel war, das man auf dem Pferderücken spielte. Mißtrauisch fragte er nach: »Was ist Buskaschi?«
    Du Assa grinste wölfisch. »Es ist ein großartiges Spiel, das unsere Vorfahren schon vor undenkbaren Zeiten sPielten. Der Name bedeutet: Ziegenfangen. Männer auf Pferden kämpfen um den kopflosen Körper einer Ziege. “W Kadaver muß um einen weiter entfernten Pflock her-Ulngetragen, dann zurückgebracht und in den Kreis der “ßrechtigkeit geworfen werden. Derjenige, der die Ziege m den Kreis schleudert, ist der Sieger. Natürlich erwartet niemand, daß ein Ferengi gewinnen kann, aber es sei dir’ gestattet mitzuspielen.«
    Man brauchte kein Genie zu sein, um zu ahnen, wieviel Gewalttätigkeit die kurze Erklärung barg. Wenig begeistert sagte ROSS: »Ich fühle mich geehrt, aber ich habe weder ein Pferd noch Verständnis für das Spiel.«
    »Das macht nichts«, antwortete DU Assa großmütig, »Buskaschi ist so einfach, daß es selbst ein Ferengi lernen kann. Und ich leihe dir eines meiner eigenen Pferde.«
    ROSS ließ seinen Blick über die erwartungsvollen Gesichter der anderen Karawanenmitglieder gleiten. Er hatte sich eine Menge Sympathien unter ihnen eingehandelt, aber wenn er sich weigerte, auf Dil Assas barbarisches Spiel einzugehen, konnte einiges davon zunichte gemacht werden. Es gab keinen würdevollen Weg zum Rückzug, denn sogar der Kalif sah zufrieden aus. »Dann wird es mir ein Vergnügen sein.«
    »Herrlich!« Dil Assa schwang sich auf sein Pferd. »Komm morgen zu unseren Zelten, wenn die Sonne sich halb zum Zenit erhoben hat. Und bring deine Freunde mit, damit sie deine Reitkünste bewundern können.« Mit bombastischer Publikumswirksamkeit brachte er sein Pferd zum Steigen, riß es dann herum und galoppierte, gefolgt von seinen Männern, davon.
    Nachdem er sich innerlich zugestanden hatte, daß die Runde an Dil Assa gegangen war, wandte ROSS sich um und verbeugte sich vor dem Kalifen. »Vielen Dank für Eure Intervention, Majestät.
    Gottes Hand lag über dem Zufall, der Euch zu unserem Feuer führte.«
    Abd Urrahmans Augen zwinkerten vergnügt. »Nicht unbedingt Zufall, obwohl du gewiß unter Gottes schützender Hand weilst.
    Heute morgen kam ein Kameltreiber in mein Haus und berichtete mir

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