Wilder Engel (German Edition)
nicht mehr, aber vielleicht hilft es mir trotzdem beim Einschlafen.
Ach ja, etwas habe ich noch vergessen, was ich aber besser ebenfalls festhalte, weil es später einmal, in ein paar Tagen vielleicht, im Rückblick für mich wichtig werden könnte. Also: Ich habe Elke heute natürlich auch von meinem Galerie-Abenteuer berichtet. Damit hat die Story mit Berthold und mir ja immerhin erst ihre dramatische letzte Wendung genommen.
Elke darauf: »Bist du verknallt in diesen Alessandro?«
Ich, wie aus der Pistole geschossen und ohne groß nachzudenken: »Wir hatten Supersex! Und er riecht so gut, überhaupt sieht er phantastisch aus. Weiß sich zu kleiden, ich sage bloß Armani. Außerdem ist er aber verheiratet, ein offensichtlicher Womanizer noch dazu. Flirtet mit jeder hübschen Frau. Andererseits ist er ein überaus begabter Künstler, das muss ich auch neidlos anerkennen. Einer, von dem ich eine Menge lernen könnte. Ich meine, Künstler müssen so sein! Stimmt doch, oder? Seine Zeichnungen sind ungeheuer erotisch, das kann einer doch bloß, wenn er aus Erfahrung weiß, was er da abbildet und vor allem wie, ich …«
»Du bist verknallt bis über beide Ohren«, sagte Elke trocken, ehe ich mich weiter seelisch verausgaben konnte. »Außerdem und andererseits liegt genau da die sprichwörtliche Flinte im Korn. Ich sag dir jetzt mal was, Angela, hör gut zu. Berthold hätte sowieso keine Chance gehabt auf Dauer, selbst mit einer Dauerlatte nicht. Je eher du das erkennst, desto schneller bist du aus deinem momentanen Tief raus. Den Künstlersack kannst du allerdings auch vergessen, aber das weißt du selbst. Er war der Katalysator, der den Prozess der Abnabelung zwischen dir und Berthold voranzutreiben hatte. Um in der Sprache der Chemie zu bleiben, die du ja verstehst.«
Ich glaube, ich sollte Elke jetzt auch noch mein Karibik-Abenteuer vom April erzählen. Aber vorher gehe ich in die Küche und trinke den Champagner leer. Ich fühle mich so elend, ich bringe es sogar noch fertig, Berthold anzurufen und ihn um Verzeihung zu bitten!
Also: Elke hat mal wieder bloß gelacht. Dann hat sie aber auch noch gesagt: »Siehst du, Angela, du hättest dir mit Leichtigkeit ein halbes Jahr Frust und schlechten Sex ersparen können. Damals war bereits Schlussende mit Berthold. Und auch das weißt du ganz genau. Übrigens zieh ich jetzt den Telefonstecker aus der Wand und geh schlafen. Dir rate ich das Gleiche. Sonst rufst du am Ende noch mitten in der Nacht Berthold an und bittest ihn reumütig, zu dir zurückzukommen!«
Woher wusste sie das bloß?
Ich glaube tatsächlich, meine beste Freundin ist eine Hexe. Auf den Schreck hin gehe ich aber jetzt wirklich ins Bett. Morgen ist schließlich auch wieder ein Tag, an dem ich theoretisch Berthold immer noch anrufen könnte.
9
D ie rote Handtasche von Prada dürfen Sie auch noch dazupacken«, rief Angie und winkte der mürrischen Verkäuferin aufmunternd mit ihrer Kreditkarte zu.
Die gut gemeinte Geste half allerdings nicht viel.
»Sí, sí, Madame!« Das Mädchen mit den braunen hochgesteckten Haaren wurde keinen Tick zugänglicher. Ihre ganze Körpersprache drückte aus, was sie von Angie und deren Einkaufsgelüsten hielt: nichts.
Dabei war Angie nun wirklich keine schwierige Kundin. Sie suchte sich die Sachen selbst zusammen, brauchte auch während der Anprobe keinerlei Hilfestellung und war obendrein willens, eine hübsche runde Summe in der Edelboutique zu lassen. Ohne zu klagen oder gar zu feilschen.
»Halt! Die rote Jeans wollte ich eigentlich ebenfalls haben. Und die schwarze Bluse! Wo ist die schwarze Seidenbluse?«
Die Verkäuferin verdrehte genervt die dunklen Kirschaugen, wühlte dann sichtlich gelangweilt und aufreizend langsam in dem Kleiderhaufen neben der Kasse herum und zog schließlich mit spitzen Fingern das gewünschte Teil an Land. Wortlos hielt sie die Bluse mit immer noch spitzen Fingern hoch. Das teure Kleidungsstück baumelte wie ein schlaffer Sack sachte hin und her.
»Genau die, ja!«, bestätigte Angie, die sich allmählich doch ein bisschen zu ärgern begann.
Dabei war sie durch Angela Engels Tagebücher durchaus vorbereitet gewesen auf die häufig pampige Art des einheimischen Personals.
An einer Stelle hatte Angela besonders abgelästert.
Teneriffa ist wunderbar, was landschaftliche Reize und vor allem das Klima angeht! Keine Frage. Allerdings sollte man sich davor hüten, einkaufen gehen zu wollen!
Ob es sich nun um Dinge des täglichen
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