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Wilder Engel (German Edition)

Wilder Engel (German Edition)

Titel: Wilder Engel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanette Sanders
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spürte Allister die Anwesenheit einer anderen Person in seinem Rücken. Und dieses Mal hatte er sich nicht getäuscht.
    Ein höllisch gut aussehender Typ stand wie aus dem Nichts beinahe Schulter an Schulter neben ihm.
    Der Kerl zündete sich eben ein Zigarillo an, wozu er eine Hand schützend über die Flamme eines silberblinkenden Feuerzeugs halten musste. Es hatte eine starke Brise vom Meer her eingesetzt.
    Der Mann sah für Allisters Geschmack viel zu gut aus. Unter Garantie flogen auf den alle Mädels von 8 bis 80!
    Dunkler Hauttyp, fast schwarze, gelockte Haare, markante Gesichtszüge, der Anflug eines dunklen Bartschattens, hohe Wangenknochen, lange, geschwungene Wimpern über dunkelgrünen Augen.
    Groß, schlank, gut gewachsen, offenbar mit Muskeln an den richtigen Stellen, aber nicht zu viel, bitte schön, nicht auf die ordinäre Art mit großen Muskelpaketen und dafür erbsenkleinem Hirn. Sondern beschissen sophisticated ! Vermutlich ein Waschbrettbauch unter dem weißen Armani-Shirt, kurz: eine ekelhaft männlich-attraktive Erscheinung.
    Allister fühlte sich unwillkürlich bedroht und wusste noch nicht einmal warum. Er wusste bloß eines: Seine sämtlichen Alarmglocken schrillten bei dem Anblick los!
    Der Kerl paffte jetzt genüsslich ein paar Rauchringe in die warme Inselluft und schlenderte dann, das federleichte, silbergraue Seidenjackett lässig über die Schultern drapiert, beide Hände in den Hosentaschen, das Zigarillo verwegen im äußersten Mundwinkel klebend, ausgerechnet zum Eingang der Edelboutique hinüber.
    Wieso das denn?
    Was wollte DER da?
    FUCK! Doppel-FUCK!
    Wenn die blonde Hexe den sah, würde sie nie mehr mit Allister so nette Wasserspielchen machen, wie im Morgengrauen geschehen. Sie würde nur noch mit diesem, diesem … Höllenhund … So wie Amy mit Tony!
    Nein, das durfte, das würde nicht passieren, nicht noch einmal, nicht diese hier. Die gehört mir!
    Allister nahm all seine Kraft zusammen und versuchte, sich wieder einzukriegen.
    Er sagte sich, dass er übermüdet, überdreht und über... Ach was! Er litt unter akutem Dopaminmangel, das war alles. Er bildete sich jede Menge Unsinn ein,: der in der Realität einfach nicht stattfand.
    Siehe Wolke et cetera. Er hätte einfach letzte Nacht nicht so viel im Dubliner trinken sollen und dafür mehr Schokoladenkuchen essen.
    Bevor er sich aber jetzt in Richtung Sugar-Café aufmachte, wollte er doch noch schnell sehen, was dieser Kerl da drüben in der Edelboutique trieb.
    Allister warf einen Blick ins Schaufenster und sah gerade noch, wie der Mann lässig einige Hundert-Euro-Scheine – fünf, um genau zu sein – auf den Ladentisch blätterte. Einfach so. Und zwar im Rücken der Verkäuferin, die ihn gar nicht bemerkt zu haben schien.
    Das Mädchen telefonierte nämlich immer noch. Man konnte es bis auf die Straße heraus hören, trotz geschlossener Ladentür.
    Allister musterte eingehend und höchst interessiert die ausgestellten Stücke hochwertiger Damenoberbekleidung im Schaufenster. Wieso blätterte der Kerl da drinnen so viele Scheinchen auf die Ladentheke, ohne sichtlich was dafür zu bekommen? Hatte der einen Tick, oder was? Wenn es sich wenigstens noch um einen Laden mit Herrenbekleidung gehandelt hätte, aber so?
    Allister wusste natürlich, dass ihn das eigentlich alles gar nichts anging. Er hatte einfach so ein komisches Gefühl. Ihm war flau im Magen. Er ging wohl besser nach dem Besuch des Sugar direkt in sein bescheidenes Zimmer und haute sich einige Stündchen aufs Ohr. Den Kater ausschlafen. Morgen sah die Welt dann bestimmt gleich wieder ganz anders aus. Wolken- und Engel- und Höllenhund-frei nämlich!
    Der dunkle Typ trat jetzt aus dem Laden auf die Straße heraus.
    Lautlos fiel die Tür hinter ihm ins Schloss. Er schlenderte lässig die Straße hinunter und bog in den Weg ein, der direkt zur Strandpromenade führte.
    Erst in diesem Moment fragte sich Allister, wieso eigentlich die verdammte Ladenglocke nicht angeschlagen hatte? Das Ding hatte doch vorhin einen wahren Höllenlärm veranstaltet, als er selbst wegen der blonden Hexe das Etablissement hatte möglichst geräuschlos entern wollen!
    Verdammte Tücke des Objekts, also wirklich! FUCKFUCKFUCK!
    Drinnen hatte die Verkäuferin jetzt endlich ihr Endlostelefonat beendet. Wahrscheinlich hatte der Akku ihres Handys den Geist aufgegeben.
    Völlig unbeeindruckt zählte die Kleine als Nächstes die Euro-Scheine durch, die da unschuldig vor ihrer Nase lagen.

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