Wilder Engel (German Edition)
Beziehungen zwischen den Geschlechtern zunehmend unharmonisch und chaotisch verlaufen:
Es ist ein verdammt dummer Einfall bzw. schlicht eine einzige Frechheit die Fortpflanzung der Spezies
a) mit dem Sexualtrieb zu koppeln, der andererseits einer der stärksten Triebe überhaupt ist, mit dem die Menschheit ausgestattet wurde
b) denselben Sexualtrieb dann auch noch zu koppeln mit der Übertragung einer Vielzahl von bösartigen gefährlichen Viruserkrankungen, von denen das HIV-Virus, d. h. Aids, ja nur eine ist!
Wen kann es da ernsthaft verwundern, dass Probleme auftreten?
Außerdem wurden die Fortpflanzungsorgane speziell der männlichen menschlichen Wesen in einer Art und Weise konstruiert, die höchst anfällig für mechanische und andere Störungen zu sein scheint!
Man sehe sich nur einmal die Tagebücher von Angela Engel an.
Was das arme Mädchen an der Seite dieses Berthold durchmachen musste, spottet doch jeder Beschreibung. Natürlich ist sie fremdgegangen, welche echte Frau aus Fleisch und Blut wäre an ihrer Stelle nicht auf konkurrierende Angebote hereingefallen? Aber immerhin hat sie sich um Diskretion bemüht und offenbar auch nie aus ihren Seitensprüngen eine längere Affäre werden lassen.
Stattdessen musste sie abertausend Ängste ausstehen, siehe das Kapitel, in dem es um die Folgen jener Liebesnacht in der Karibik geht.
Ein verdammt hoher Preis für das bisschen Sex, oder etwa nicht?
Auch Berthold kann zu diesem Zeitpunkt kein glücklicher Mensch gewesen sein! Immerhin hatte er mit einem heiklen körperlichen und möglicherweise auch psychischen Problem zu kämpfen, das jedem Mann die Freude am Leben gänzlich verderben kann. Wenn das beste Stück nicht steht, wann es soll, aber dafür losgeht, wenn es nicht soll, das nervt!
Es hätte was werden können mit den beiden. Zumindest sieht es, wenn man Angela Engels Aufzeichnungen wirklich aufmerksam liest, ganz danach aus. Sie mochten sich, sie konnten in vieler Hinsicht gut oder sogar super miteinander, hatten in etwa denselben Background, was Herkunft, Erziehung und Bildungsstand anging – und sie bewunderte ihn immerhin für seine Fähigkeit, astreine Kristalle im Chemielabor zu züchten. Was sie nicht konnte. Sie ergänzten sich in diesem Punkt offenbar hervorragend, und dadurch gelang es ihr sogar – wenigstens ein wenig – , zu ihm aufzuschauen. Was nichts schaden kann. Nicht mehr viele moderne Frauen scheinen heutzutage irgendetwas zu finden, wofür sie zu ihrem Mann aufsehen könnten. Sicherlich ein Problemchen, wenn auch nur ein kleines, deshalb die verharmlosende Endung -chen.
Aber immerhin, es sei wiederholt, weil es wirklich wichtig ist an dieser Stelle: Angela bewunderte Berthold für etwas.
Und dann macht er alles zunichte, der arme Kerl, weil er im entscheidenden Moment keinen hochkriegt oder aber zu früh abdrückt, was ebenfalls nicht im Sinne des Erfinders sein kann!
Oder muss man darüber etwa noch diskutieren?
Natürlich, für die reine Fortpflanzung dürfte der letzte Punkt im Allgemeinen noch nicht einmal ein größeres Problem darstellen, wenn man einmal mehr nur die reine Mechanik betrachtet. Für die Beziehung Männlein/Weiblein ist es allerdings ein ganz erhebliches!
Man stelle sich nur mal vor, wie sich das anfühlen muss: Er wird stets 1. Sieger im Wettstreit um den Gipfel! Welche Frau will ausgerechnet bei dem Spiel schon ewig »die Zweite« sein?
Jedenfalls war es für Angela ein erhebliches Problem und damit in der Folge natürlich auch für Berthold und die ganze Beziehungskiste.
Verständlich aber auch, dass er andererseits versuchte, anstatt sich zu verteidigen, lieber gleich in die Offensive zu gehen. Und Angela die Schuld für sein Unvermögen in die Schuhe zu schieben.
Dieses Verhalten ist noch nicht einmal nur typisch männlich, es ist zutiefst menschlich. Und beide Geschlechter zeigen tatsächlich eine erhebliche Tendenz dazu.
Ach ja, noch ein Punkt, der mir aufgefallen ist anhand der Tagebuch-Auszüge, und ehe ich es wieder vergesse: Berthold brachte es eines Nachts sogar fertig, Angela deutlich beleidigt Folgendes zu erklären (ich versuche einfach mal, es so kurz wie möglich und trotzdem sinnvoll zusammenzufassen):
»Das Kreuz mit den heutigen Frauen ist vor allem auch, dass sie mittlerweile über Vergleichsmöglichkeiten verfügen. Früher ist dies ganz anders gewesen, da wurden sie jungfräulich in eine arrangierte Ehe geschickt, wo sie zu verbleiben hatten. Zumindest bis zum
Weitere Kostenlose Bücher