Wilder Engel (German Edition)
Mädchen eben –, er würde ihm hundertprozentig eins auf die Mütze geben.
Cameron beugte sich jetzt zu der Kleinen und raunte ihretwas ins Ohr. Sie nickte und wanderte dann mit ihrem Tablett weiter. Zuvor schenkte sie dem Iren allerdings noch ein höchst einladendes, ja geradezu verschwörerisches Lächeln. So, als wäre bereits alles klar mit den beiden!
Unfassbar! Wie machte der Mistkerl das bloß?
Allister dagegen streifte sie nur mit einem kurzen, eher mitleidigen Blick.
Ach Süße, du weißt ja nicht, was du versäumst! Fall nur rein auf den Aufschneider, wie einst Amy auf den Tony!
»Und?«, fragte er ungeduldig.
»Ich habe ihr gesagt, du hättest einen Streit gehabt mit deiner Holden, und die sei daraufhin wutentbrannt abgerauscht Richtung Klo und seitdem nicht wieder aufgetaucht. Die Kleine wird gleich mal bei den Damen nachsehen, bald wissen wir mehr.«
Allister hätte jetzt eigentlich zugeben müssen, dass dieser Plan eine gute Idee war, aber es widerstrebte ihm, Cameron den kleinen Gefallen zu tun. Er bestellte lieber noch eine Runde Whisky, damit waren sie dann quitt. Echte Männer verstanden sich auf diese Art von Kommunikation ohnehin besser.
Fünf Minuten später waren sie tatsächlich eine Spur schlauer.
»Eine Kabinentür lässt sich nicht öffnen, die muss von innen abgeschlossen sein«, berichtete die Bar-Maid aufgeregt. »Auf Klopfen oder Rufen reagiert aber niemand. Ich muss die Managerin holen, die regelt das dann im Nu!« Und schon war das Mädel weg.
»Vielleicht ist sie ohnmächtig geworden da drinnen!« Allister klang so besorgt, dass Cameron ihn prompt spöttisch musterte.
»Die doch nicht! Die haut so schnell nichts um. Die ist tough, eine echte Rakete. Viel zu anstrengend im Übrigen. Ein kluger Mann lässt am besten die Finger von so was!«
»Ach …«, sagte Allister. »Bisschen viel Information auf einmal. Woher kommt die wohl so plötzlich? Ich dachte, ihr kanntet euch nicht? Jedenfalls hat sie das behauptet.«
»Sie kann sich bloß nicht erinnern!«, erklärte Cameron ungerührt. »Ich erwähnte das bereits. Außerdem ist sie im Stress zur Zeit. Das legt sich wieder. Dann kommt auch die Erinnerung zurück.«
Allister begann innerlich zu kochen.
Im nächsten Augenblick vergesse ich mich tatsächlich und gebe dem arroganten Schönling vorzeitig aber so eine auf die Nase!, dachte er. Aber schon riss er sich wieder zusammen und griff stattdessen beherzt nach seinem Whiskyglas. Er leerte es in einem Zug.
Allister wusste, es war seine einzige Chance momentan, um die Situation nicht eskalieren zu lassen. Whisky hatte schon von jeher seine Nerven beruhigt, immerhin war er Schotte.
»Noch eine Runde?«
»Klar, Mann!«
Sie leerten auch diese Gläser zügig. Weder von der Managerin noch von der Bar-Maid war etwas zu sehen, also bestellte dieses Mal Cameron die nächsten Whiskys.
Allister wusste natürlich, er sollte jetzt eigentlich mal lieber für ein Weilchen pausieren, vielleicht ein Wasser oder eine Cola zwischendurch trinken, aber – FUCK! – echte Schotten machten so was nicht. Außerdem musste der Ire noch geboren werden, der Allister Fraser unter den Tisch trinken konnte.
Während er wiederum die nächste Runde orderte, hielt Allister sich vorsichtshalber unauffällig an der Bar fest. Sie schien zwar etwas zu schwanken, aber er nahm an, diese wellenförmige Bewegung hatte mit ihm selbst zu tun. Es sei denn, auf Teneriffa fand gerade eben ein mittelschweres Erdbeben statt. Wogegen andererseits die Tatsache sprach, dass kein einziges volles Glas überlief oder auch nur klirrte.
Cameron zeigte sich keine Spur betrunken, noch nicht einmal angeheitert, dafür stellte er jetzt aber so unverschämt blöde Fragen wie: »Du fährst voll auf die Kratzbürste ab, stimmt’s, Mann? Pass bloß auf dich auf, der bist du nicht gewachsen, Allister. Sie wird dir das Herz brechen und dann auf Wolke Numero sieben seelenruhig davonsegeln.«
»Sehr witzig, Mann!«, sagte Allister. »Du fährst doch selber voll auf sie ab! Meinst du denn, ich wüsste das nicht? Ich hab schließlich Augen im Kopf. Los, gib’s schon zu!«
»Ich habe sie gewollt vom ersten Moment an, als ich sie sah! Schon richtig. Trotzdem behaupte ich – sie ist eine Nervensäge, wie sie im Buche steht. Gib ihr eine Rolle auf, und sie wird sie spielen bis zur Selbstaufgabe. Drama-Queen, dekadentes Luder, Diva. Sie hat sie alle drauf. Damit kann kein normaler Mann umgehen, mein Freund. Ich warne dich
Weitere Kostenlose Bücher