Wilder Eukalyptus
Garry geholfen. Aber dafür siehst du richtig klasse aus!«
Paige trug eine hellblaue Dreiviertelhose und ein weißes Leinentop. Um ihre Hüfte war ein rotes Seidentuch wie eine Schärpe gebunden.
»Danke. Aber du siehst heute immerhin besser aus als bei unserer letzten Begegnung!«, sagte Paige mit einem Augenzwinkern.
»Das ist wahr. Das Leben ist wieder schön. Komm, ich mache uns einen Kaffee.«
Die Frauen gingen hinüber ins Haus und redeten und redeten. Über alte Zeiten, neue Zeiten, über das Leben nach der Schule. Gemma staunte, wie viel sie mit Paige zu bequatschen hatte. Sie musste Jess unbedingt davon überzeugen, dass sie mal zu dritt essen gingen und sich aussprachen.
»Erzähl mir mehr von Ben«, sagte Paige, als der Nachmittag sich bereits dem Ende neigte. »Er scheint zu gut, um wahr zu sein.«
»Ja, aber er ist genau die Medizin, die ich im Moment brauche! Er ist so sanft, so liebevoll. Und aufmerksam. Ein richtig toller Mann. Und er kennt sich gut mit der Rinderzucht und der Farmwirtschaft aus, was für mich sehr wichtig ist. Seit Adam tot ist, habe ich nämlich niemanden mehr, mit dem ich über solche Dinge reden kann und der meine Begeisterung für das Farmerleben teilt. Ich kann mir einfach keinen schöneren Beruf vorstellen.« Gemma beobachtete, wie Paige aufstand und die Fotos an den Wänden betrachtete.
»Vermisst du Adam?«, fragte sie.
»Ja. Zwar nicht mehr so wie früher, nachdem ich ein
paar schlimme Dinge über ihn erfahren habe, aber das hat nichts geändert an meiner Liebe zu ihm.«
Paige drehte sich plötzlich abrupt zu Gemma um. »Wie ist es dir gegangen, als du von Tims Selbstmord erfahren hast?«, fragte sie unvermittelt.
Gemma zog verwundert eine Augenbraue hoch angesichts des plötzlichen Themawechsels und legte nachdenklich die Stirn in Falten. »Tja, eine furchtbare Sache, nicht wahr? Ich weiß nicht mehr. Ich glaube, das war erst das zweite Mal in meinem Leben, dass ich mit dem Tod in Berührung kam. Claire war der erste Mensch, der mir nahestand und den ich verloren habe. Ich glaube, ihr Tod hat mich mehr getroffen als Tims Selbstmord. Gut, Tim gehörte zwar zu unserer Clique und so, aber ich hatte nicht viel mit ihm zu tun. Verstehst du, was ich meine? Ich war ja damals schon mit Adam zusammen, und Tim war eben einfach… einfach… ich weiß nicht… er war halt einfach da. Trotzdem war das eine schreckliche Geschichte.«
»Hast du mich gehasst?«, fragte Paige leise.
»Nein! Na ja, vielleicht ein wenig. Aber nur am Anfang. Ich glaube, Claires Unfall war für uns alle ein heftiger Schock. Außerdem hat keiner von uns geahnt, dass zwischen dir und Tim was läuft. Ihr habt das ziemlich gut verheimlicht. Hast du wirklich geglaubt, Tim würde Claire für dich verlassen? War das denn was Ernstes zwischen euch beiden?« Gemma lächelte, um ihre Worte abzumildern.
Paige sank auf die Couch und starrte traurig auf ihre Hände. »Ja, zumindest habe ich das geglaubt. Mit der Zeit sind mir natürlich Zweifel gekommen. An dem Tag, an dem abends die Feier im Restaurant war, hatte Tim ein
paar wichtige Entscheidungen getroffen, und offenbar spielte ich darin keine Rolle mehr. Darum habe ich Claire das Foto auf den Tisch geknallt. Ich glaube, ich war einfach stocksauer und wollte Tim eins auswischen.« Paige zupfte an ihren Fingernägeln.
»Hat er mit dir Schluss gemacht?«, fragte Gemma leise.
Paige zupfte weiter an ihren Nägeln, dann hob sie den Kopf, und in ihren Augen schimmerten Tränen. »Ja. Direkt am Morgen vor der Feier.«
»Oh Paige. Das war für alle Beteiligten eine schreckliche Sache, aber, wie Ben neulich gesagt hat, man muss die Vergangenheit hinter sich lassen und mit sich ins Reine kommen. Nur so kann man in Frieden weiterleben. Du musst dir selbst verzeihen.«
Paige warf Gemma einen verwunderten Blick zu. »Was sollte ich mir verzeihen?«, entgegnete sie. »Ich habe mir nichts vorzuwerfen.«
Gemma stutzte. »Oh, ich dachte…« Sie verstummte wieder.
Paige stand wieder auf und stellte sich vor das Hochzeitsfoto von Adam und Gemma. Zärtlich fuhr sie mit dem Zeigefinger um Adams Gesicht, dann wandte sie sich wieder Gemma zu. Ihre Augen funkelten böse, und Gemma verspürte ein leises Unbehagen.
»Übrigens hatte ich zu Adam einen recht guten Draht - vor allem in der Zeit, kurz bevor er starb«, bemerkte Paige beiläufig. Sie lächelte Gemma vielsagend an, der ganz flau im Magen wurde.
»Ach ja? Adam hat gar nicht erwähnt, dass er wieder Kontakt zu
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