Wilder Eukalyptus
krümmte.
»An Ihrer Stelle würde ich schnell wieder aufstehen. So
können Sie sich unmöglich in den Streifenwagen setzen. Wir müssen Sie vorher mit dem Schlauch abspritzen, aber den Geruch von Kuhscheiße wird man so schnell nicht wieder los. Kommen Sie schon, Sie Esel, hoch mit Ihnen, bevor Sie noch einen Huf an den Kopf kriegen. Hey, Jonno, mach mal die Seitenklappe auf, damit dieser Idiot hier aussteigen kann und wir nicht mitten durch die Herde müssen.« Dave wartete, bis Jonno an der Klappe stand, und kletterte zu ihm herunter, um Brad mit vereinten Kräften herauszuhieven. Zwei kräftige Händepaare packten ihn und zogen ihn durch einen frischen Kuhfladen, der sich über sein Hemd und sein Gesicht verteilte. Dann legte Dave ihm Handschellen an und sagte: »Los, gehen Sie rüber auf die Wiese, damit wir Sie abspritzen können. Jonno, verfrachte ihn anschließend in den Streifenwagen. Seine nassen Klamotten kannst du vorn reinschmeißen. Mann, der stinkt ja bestialisch!«
Jonno schnappte sich einen unglücklich wirkenden Brad und sagte: »Los, gehen wir.«
Nachdem die drei Verbrecher in Handschellen auf verschiedene Fahrzeuge verteilt worden waren, fuhren Craig und Dave zurück zur Wache, wo die Festgenommenen verhört wurden. Craig nahm sich vorher kurz die Zeit, um Jess zu verständigen.
»Es hat geklappt. Wir haben Brad und Jack auf frischer Tat ertappt.«
»Mein Held«, hauchte Jess in den Hörer. »Nun zu unserer Verabredung …«
Craig musste lachen. »Ich befürchte, dass ich in den nächsten paar Tagen sehr beschäftigt sein werde, aber danach, meine Schöne, gehöre ich ganz Ihnen!«
Kapitel 31
J ess brach bereits am Sonntagmittag nach Port Pirie auf, um Gemma und Ben etwas Zweisamkeit zu ermöglichen.
Ben hatte am Wochenende im Gästezimmer übernachtet und Gemma und Jess bei der Gelegenheit näher kennengelernt. Seit Brad und Jack verhaftet waren, zeigte Gemma sich von einer völlig neuen Seite. Sie war wie ausgewechselt. Sie lachte und sang - allerdings ziemlich fürchterlich, wie Ben zugeben musste -, und die Anspannung war aus ihrem Gesicht gewichen. Sie strahlte nun vor Lebenslust und Freude. Als Ben dazu einen Kommentar machte, hatte Gemma ihm lächelnd geantwortet: »Jetzt brauche ich vor niemandem mehr Angst zu haben. Die Verbrecher sind alle geschnappt.« Ben hatte sie in den Arm genommen und fest an sich gedrückt.
Ben und Gemma winkten Jess hinterher. Nach einer allerletzten Tasse Kaffee und einem allerletzten Kuss stieg Ben in seinen Wagen und fuhr nach Pirie zurück. Nach Neds Herzinfarkt wartete eine Menge Arbeit auf ihn, um die er sich in der kommenden Woche zu kümmern hatte.
Als Gemma ins Haus zurückkehrte, klingelte das Telefon. Sie stürzte sich darauf in der Erwartung, es sei Ben, obwohl er erst wenige Minuten weg war. Stattdessen vernahm sie zu ihrer Überraschung Paiges Stimme.
»Hallo, Gemma, hier ist Paige. Wie geht es dir?«
Gemma machte es sich in ihrem Sessel bequem, um mit Paige zu plaudern. »Mir geht es prächtig, und dir?«
»Mir geht es auch gut. Was macht dein Arm?«
»Der ist schon fast wieder gut. Ich kann ihn richtig bewegen, und die Prellungen und Schürfwunden sind auch mehr oder weniger verheilt. Also, alles fast wieder normal.«
»Sehr schön. Und wie ist die Schur gelaufen?«
»Super. Die zweite Woche hat meine Erwartungen bestätigt, nachdem schon die erste gut gelaufen ist. Reichlich Wolle von guter Qualität gleich hoher Profit!«
»Das freut mich zu hören, Gemma. Schön, dass es bei dir wieder rundläuft. Hey, ich habe morgen frei, wie wär’s, wenn ich dich besuchen komme?«
»Ja, das wäre toll, Paige«, sagte Gemma aufrichtig. »Dann können wir mal wieder so richtig quatschen.«
»Okay, dann fahre ich gleich morgens los. Soll ich was mitbringen?«
»Nur dich selbst. Ich freue mich auf dich. Bis morgen.« Gemma legte auf. Lächelnd schlang sie die Arme um den Körper. Seit dem Großeinsatz Freitagnacht und Bens warmen Küssen fühlte sie sich so glücklich und entspannt wie lange nicht mehr. Das Leben konnte so schön sein!
Gemma half Garry, den Geräteschuppen aufzuräumen, und checkte gerade den Ölstand an einem Fahrzeug, als Paige eintraf. Gleich darauf stieg diese aus ihrem Kleinwagen und trippelte vorsichtig über den staubigen Hofboden. Gemma kam aus dem Schuppen heraus, um sie zu begrüßen, und wischte sich die ölverschmierten Hände an einem alten Lappen ab.
»Paige, hi! Sorry, dass ich so aussehe - ich hab
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