Wilder Eukalyptus
dir hatte«, sagte Gemma in unbekümmertem Ton.
»Tja, das wundert mich nicht. Ist doch logisch, dass er das vor dir verheimlicht hat.« Paige näherte sich Gemma und baute sich vor ihr auf. »Der Kontakt zu Adam kam über Brad zustande. Die beiden waren gute Freunde.« Gemma konnte ihre Überraschung nicht verbergen, und Paige fuhr fort: »Brad ist ein richtiger Schatz. Ich wette, du hast nicht gewusst, dass wir verheiratet sind, oder?«
»Nein«, antwortete Gemma so gelassen wie möglich, obwohl sie innerlich zitterte. Konnte sie laut genug schreien, damit Bulla und Garry sie hörten?
»Nun zu dir«, zischte Paige. »Du hattest immer so viel Glück im Leben, im Gegensatz zu mir. Du und deine Freundin, ihr habt mir alle Männer weggeschnappt, die ich geliebt habe. So wie Tim. Ich musste Claire ausstechen, damit Tim auf mich aufmerksam wurde, was mir irgendwann ja auch gelungen ist. Sechs Monate lang habe ich den Himmel auf Erden erlebt. Tim war so gut zu mir, einfach großartig. Allerdings schob er die Trennung von Claire ständig hinaus mit der Begründung, er brauche noch etwas Zeit, weil er nicht wusste, wie er es Claire beibringen sollte. Und plötzlich beschließt er aus heiterem Himmel, mir den Laufpass zu geben. Schiebt mich einfach so aufs Abstellgleis. ›Es tut mir leid, Paige, aber ich habe mich für Claire entschieden‹, hat er gesagt. Hat der etwa geglaubt, ich würde das einfach so schlucken? Nicht mit mir, Freundchen. Dem habe ich es gezeigt, nicht wahr? Und du, Gemma, hast mich dann mit deinen üblen Verleumdungen aus der Stadt vertrieben …«
»Das ist nicht wahr«, fiel Gemma ihr ins Wort, bestürzt über den Vorwurf. So etwas würde sie niemals tun!
»O doch.«
Gemma starrte Paige verwundert an. »Paige, ich habe nichts dergleichen getan. Du musst da was verwechseln. Ich habe dir lediglich eine Szene gemacht und dich angebrüllt, aber wie du dich bestimmt erinnerst, habe ich mich gleich am nächsten Tag bei dir entschuldigt. Ich hatte nämlich erkannt, dass es ein Fehler von mir war. Aber in jenem Moment stand ich noch total unter Schock, so kurz nach Claires tödlichem Unfall.«
»Und dann Adam«, fuhr Paige in schrillem Ton fort. »Wir hatten nur eine Affäre. Er konnte sich nicht von dir lösen. Ich musste ihn mit einer anderen teilen, genau wie Tim. Und jetzt hast du es auch noch geschafft, mir Brad wegzunehmen. Aber weißt du was? Das ist noch nicht einmal das Schlimmste, was du mir angetan hast. Du hast mir die Liebe meines Vaters gestohlen!«
»Paige, du selbst hast doch immer gesagt, dass du deinen Vater gar nicht kennst. Wie kann ich dir also seine Liebe gestohlen haben?«, fragte Gemma.
»Mit achtzehn habe ich Nachforschungen angestellt und herausgefunden, wer mein leiblicher Vater ist. Und weißt du was, Gemma? Als ich ihn kontaktiert habe, ließ er mich eiskalt abblitzen. Er meinte, ich wäre bloß das Ergebnis einiger Nächte, in denen er den Verstand verloren hatte. Und wieder wurde ich aufs Abstellgleis geschoben. Aber ich habe gesehen, dass mein Vater auf Billbinya ein und aus ging. Ich habe gesehen, wie er sich um dich gekümmert hat, wie er dir immer geholfen hat. Dass er dich mit Respekt behandelt hat. Vor allem nach Adams Tod hat er dir seine ganze Unterstützung gegeben, die er mir verweigert.« Paiges Gesicht war voller Verbitterung. »Brad besitzt einschlägige Erfahrung als Viehdieb. Ich
konnte ihn überreden, mir zu helfen, damit ich mich an dir rächen konnte. So hatten wir die Idee, das gestohlene Vieh auf deinem Grundstück abzuladen, um gezielt den Verdacht auf dich zu lenken.«
Gemma war sprachlos vor Entsetzen. Paige hatte offenbar den Verstand verloren. Was, wenn Paige auf sie losgehen würde? Obwohl Gemma am liebsten die Flucht ergriffen hätte, wollte sie andererseits vermeiden, Paige durch eine plötzliche Bewegung aufzuschrecken.
Paige redete weiter. »Willst du wissen, wer mein leiblicher Vater ist, Gemma? Mein Vater ist Ned Jones.«
Gemma verschlug es den Atem. »Das habe ich nicht gewusst, Paige. Das tut mir sehr leid …«
Paige wandte sich ab und stellte sich wieder vor die Bilder an der Wand. »Siehst du, Gemma? Erkennst du das Muster? Du hast mir nicht nur den Mann weggenommen, den ich geliebt habe, sondern auch den, von dem ich geliebt werden möchte. Dafür musst du bestraft werden.« Sie griff in ihre Tasche und hielt plötzlich ein Spritzbesteck in der Hand. »Als Krankenschwester habe ich Zugriff auf die herrlichsten Drogen. Manche
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