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Wilder Eukalyptus

Titel: Wilder Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fleur McDonald
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dafür, dass wir heute aufbrechen.«
    »Also gut. Bulla, die Scherer sind für Dienstag bestellt. Ich denke, wir holen als Erstes die Zweijährigen rein für
die Schur. Die Wolle sieht nämlich sehr gut aus. Ben Daylee wollte demnächst einen Käufer hier vorbeibringen, und bis dahin können die Schnittwunden verheilen. Ich werde nachher zu der hinteren Rinderkoppel rausfahren und mir die Weide ansehen. Wir müssen uns bald etwas wegen der Mastochsen einfallen lassen. Ich glaube, der Liefertermin ist im Oktober«, sagte Gemma. »Übrigens, Bulla, tut mir leid, dass ich heute bei der Morgenbesprechung gefehlt habe. Ich hatte gestern keinen guten Tag, und ich konnte euch einfach nicht unter die Augen treten. Wir treffen uns heute Nachmittag auf dem Hof, dann erkläre ich euch alles, okay? Ned und Ben werden auch da sein.«
    Bulla nickte. »Ja, in Ordnung. Als ich heute Morgen den Wagen von Jess vor dem Haus gesehen habe, dachte ich mir schon, dass was im Busch ist. Gem, hat es irgendwas mit Sinny zu tun?«
    Gemma brauchte einen Augenblick, um ihre Antwort zu formulieren. »Ja, hat es«, sagte sie schließlich und senkte den Blick auf ihre Hände.
    Bulla nickte und verließ das Haus.
    Gemma schwieg kurz, während Jess in den Ordnern mit den Rechnungen blätterte, die Gemma aus dem Büro geholt hatte.
    »Komm mit, Jess«, sagte Gemma plötzlich und sprang auf. »Lass uns zur Scheune rübergehen und dort sauber machen, für die Schur nächste Woche.«
    »Und was ist mit …«
    »Der Papierkram kann warten. Komm, machen wir uns an die Arbeit.«
    Sie schnappten sich Eimer, Schrubber, Besen und Putzmittel und gingen damit zur Scheune.

    »Ich weiß nicht, warum, aber ich habe ein besonderes Faible für Scherschuppen«, sagte Gemma. »Schon als Kind habe ich mich auf Hayelle abends nach der Schur am liebsten in die Scheune gesetzt und gelesen und dabei den Geruch der Schafe eingeatmet.«
    »Ja, ich weiß, was du meinst. Ich kann mich erinnern, dass mein Vater mich früher immer auf den Sortiertisch gesetzt und Karussell gespielt hat. Wir hatten so einen alten, runden Tisch, der im Boden einzementiert war und den man drehen konnte, um die Vliese zu säubern«, erzählte Jess.
    Gemma nickte begeistert. »Ja, ich erinnere mich. Wenn keiner hinsah, hast du immer mit voller Kraft gedreht, und die Flusen sind uns um die Ohren geflogen. Dein Vater war immer stinksauer, wenn er dich dabei erwischt hat, weil die Schurhelfer das nächste Vlies auflegen wollten, aber erst warten mussten, bis der Tisch sich nicht mehr drehte. Schon seltsam, wie verschieden wir sind«, sagte Gemma nachdenklich. »Ich meine, du bist auf einer Farm aufgewachsen, genau wie ich, aber trotzdem war dir schon sehr früh klar, dass du eines Tages weggehen wirst. Dich hat die Stadt gereizt. Jetzt hast du beides: Du lebst in der Stadt, wo du genügend Abwechslung hast, und wenn du dich erholen willst, fährst du einfach raus aufs Land. Ist doch optimal.«
    Sie erreichten die Scheune und gingen die Stufen hoch. Das einzige Geräusch, das zu hören war, stammte von Bulla und seinen Hunden drüben bei den Gehegen. »Zurück, Roady, los, los! Hol sie!«
    »Wuff, wuff.«
    Fliegen kreisten summend an der Decke, und die Sonnenstrahlen
schienen durch die Fenster und die winzigen Löcher in den Blechwänden. Bis auf das Klappern des Dachs im Wind war es still in der Scheune. Schweigend blickten Gemma und Jess sich um. Es war aufgeräumt, aber das Wollwachs von der letzten Schur hatte sich in den Holzdielen festgesetzt, sodass der Boden ganz klebrig war. Er musste ordentlich geschrubbt werden, bevor die Schurkolonne anrückte. Außerdem mussten die Spinnweben entfernt werden, genau wie die übrig gebliebenen Wollf lusen vor und in den Holzcontainern. Adam hatte kurz vor seinem Tod die Flockcare-Zertifizierung erhalten, ein Gütesiegel, wonach bestimmte Qualitätstandards eingehalten werden mussten. Er hatte sich davon einen höheren Preis für die Wolle versprochen. Allerdings waren dadurch die Vorbereitungen für die Schur um einiges aufwendiger.
    »Na los, du Büromensch«, sagte Gemma, und ihre Stimme hallte laut in der hohen Scheune wider. »Krempel die Ärmel hoch. Ich gehe kurz raus und mache Feuer für den Wasserkessel. Du kannst ja schon mal den Besen schwingen.«
    »Du glaubst wohl, ich habe alles verlernt, was? Her damit.« Jess nahm Gemma den Besen ab und begann, den Boden zu kehren.
    »Und mach auch in den Ecken gründlich sauber«, rief Gemma über ihre Schulter

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