Wilder Eukalyptus
Magen-Darm-Geschichten.«
»Nee danke, geht schon, ich muss mich bloß ein wenig ausruhen. Morgen stehe ich wieder pünktlich auf der Matte.«
»Ja, ruh dich aus. Und gib Bescheid, wenn du was brauchst.«
Jack eilte zurück zur Baracke, so schnell es sein Magen erlaubte, und wählte dabei eine Nummer auf seinem Handy.
»Ich war grad drüben, um mich krankzumelden. Mir geht’s nämlich immer noch zum Kotzen. Hab ein bisschen an der Tür gelauscht«, sagte er sofort, als sein Gesprächspartner dranging.
»Ach ja? Und?«
»Die Witwe hat zwei Gäste. So’ne Rothaarige und ein blonder Hüne. Ich glaube, das ist der Bruder aus Queensland, der sich momentan um die Farm vom Alten kümmert. Jedenfalls habe ich gehört, dass die Witwe die Rothaarige beauftragt hat, die Bücher zu prüfen. Außerdem hat sie die Viehhändler herbestellt. Sie will Ned fragen, ob ihm irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen ist, als er ihr beim Zählen geholfen hat. Offenbar hat einer von
den Viehtreibern die Lämmer gesehen. Sie wussten nämlich alle darüber Bescheid und wollten als Nächstes Ned einweihen.«
»Aha, dann weiß sie es also. Wie trägt sie es?«
»Wie trägt sie was?«
Der Mann am anderen Ende der Leitung stieß ein ungeduldiges Schnauben aus. »Was macht die Witwe für einen Eindruck? Hat sie Schiss gekriegt? Oder ist sie sauer?«
»Nö, die war ganz normal, wie immer. Hat mir sogar Cola angeboten, um meinen Magen zu kurieren.«
»Okay. Gute Arbeit. Bis bald.«
Nachdem der Mann am anderen Ende der Leitung aufgelegt hatte, starrte Jack einige Minuten in die Ferne. Langsam kam Bewegung in die Sache. Und wie ging es nun weiter? Er wählte eine Nummer.
»Ja?«
»Ich bin’s«, sagte er.
»Ich weiß. Dein Name erscheint im Display.«
»Du fehlst mir.«
»Gut so. Gibt’s was Neues?«
»Ja, Gemma weiß von den gestohlenen Lämmern auf ihrer Koppel. Und sie hat Jess gebeten, die Geschäftsbücher durchzuchecken. Außerdem erwartet sie heute noch Ned, um ihn einzuweihen.«
»Okay. Halt mich weiter auf dem Laufenden.«
»Bekommt man in dieser Stadt auch irgendwo einen anständigen Kaffee?«, sagte Craig Buchanan zur Begrüßung, als er an diesem Morgen auf der Polizeiwache eintraf.
Dave hatte mitbekommen, dass Craig erst nach der Sperrstunde ins Motel zurückgekehrt war.
»Du hättest sicher bessere Laune, wenn du gestern nicht die halbe Nacht gesoffen hättest«, antwortete Dave.
»Hey, du hast doch selbst gesagt, ich soll mich unters Volk mischen und meine Lauscher aufsperren. Ich habe nur meinen Auftrag erfüllt«, rechtfertigte sich Craig. »Ich habe gar nicht gemerkt, wie spät es geworden ist.«
»Geschweige denn, wie viele Gläser Bier es geworden sind.«
Craig erwiderte nichts darauf. »Bist du sauer?«, fragte er nach einer Weile.
»Nein, ich habe nur tausend Dinge im Kopf. Was hältst du davon, wenn ich dir meine Notizen vorlese, und du schreibst ein paar Stichworte an die Tafel. Ich möchte mir einen Überblick verschaffen. Vielleicht finden wir ja einen roten Faden.« Dave blätterte durch seine Notizen, bis er gefunden hatte, was er suchte. »Okay, der erste Termin war auf der Brathen Farm, die von Ken und Judy Brathen betrieben wird. Sie haben angegeben, dass sie in den letzten zwölf Monaten ungefähr dreihundert Mutterschafe verloren haben. Nicht alle auf einmal - hier mal zehn, da mal zwanzig. Allerdings gab es nichts, was auf Diebstahl hindeutete. Die Brathens kennen Adam und Gemma Sinclair nur vom Sehen. Ihre Farm liegt knapp hundert Kilometer von Billbinya entfernt.« Dave hob den Kopf. »Ich bin mir sicher, dass Billbinya eine zentrale Rolle spielt. Nicht zu vergessen unser anonymer Tippgeber, der Adam Sinclair schwer belastet hat - darum habe ich allen die Frage gestellt, ob sie mit den Sinclairs bekannt sind. Außerdem habe ich erfahren, dass Adam
Sinclair vor anderthalb Jahren eine Interessengemeinschaft für Farmer gegründet hat. Du weißt schon, so eine Art Diskussionszirkel, die momentan an jeder Ecke aus dem Boden sprießen. Jedenfalls gab dies Adam einen Vorwand, um nach Belieben auf den anderen Farmen unangemeldet aufzutauchen. Aber jetzt kommt der Clou: Gestern Nachmittag habe ich von Gemma Sinclair erfahren, dass einer ihrer Viehtreiber eine fremde Lammherde auf Billbinya entdeckt hat.«
Craig stieß einen leisen Pfiff aus. »Da kommt ja ganz schön was zusammen. Denkst du, dass die Leute untereinander reden werden, weil du sie explizit nach den Sinclairs gefragt
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