Wilder Eukalyptus
zurückverfolgen. Wann fährt die Witwe in die Stadt?«
»Ich glaube, heute Abend.«
»Gut. Sobald sie weg ist, gehst du ins Haus und versuchst, dieses Handy zu finden. Wenn du es hast, schmeiß es weg. Die nächste Tour findet wie geplant morgen Abend statt. Danach hat die Witwe ein echtes Problem. Wir laden das Vieh bei den anderen Ochsen auf der Koppel ab, oder?«
»Ja, allerdings besteht die Gefahr, dass es ziemlich schnell auffällt, weil Gemma ihren Viehtreibern den Auftrag
gegeben hat, am Wochenende die Ochsenweide zu checken. Aber ich nehme an, Bulla wird dort gleich morgen früh nach dem Rechten sehen, bevor er mit Gaz nach Dawns Rest aufbricht. Schätze, danach haben wir erst einmal Ruhe vor den beiden.«
»Okay, das Risiko müssen wir eben eingehen. Ich komme morgen Abend mit dem Transporter. Du siehst zu, dass du im Haus fündig wirst. Notfalls stellen wir morgen die Hütte gemeinsam auf den Kopf.«
»Hast du morgen Abend nichts vor?«
»Doch, eine Hausdurchsuchung, mit dir. Bis dann.«
Nach dem Anruf von Jack wählte der Boss die Nummer, die er schon am Vormittag gewählt hatte.
»Du sollst doch nicht ständig anrufen«, bekam er zu hören.
»Sie weiß Bescheid über Adam. Sie hat wohl sein Handy gefunden und die SMS gelesen.«
»Ist dein bescheuerter Halbbruder eigentlich zu irgendetwas nütze? Er sollte sich doch darum kümmern, alle Beweise verschwinden zu lassen.«
»Ich glaube, er hatte dazu keine Gelegenheit. Sie ist ja meistens in der Nähe.«
»Bring das in Ordnung.« Klick. Die Leitung war tot.
»Hopp, hopp«, rief Jess energisch. »Beeil dich. Du hast noch nicht mal deine Tasche gepackt. Lass uns endlich losfahren!«
Gemma stopfte hastig ein paar Kleider in ihre Tasche und zog kurz darauf die Haustür hinter sich zu.
»Hey, mir fällt gerade ein, Paige Nicholls hat vor ein
paar Tagen angerufen. Wir könnten uns ja am Wochenende mit ihr treffen. Hast du Lust?«
Jess blieb stehen und warf Gemma einen skeptischen Blick zu. »Ich weiß nicht. Was denkst du?«
»Ich finde, wir sollten ihr eine Chance geben. Schließlich ist der Unfall schon lange her.«
»Lass uns später noch mal darüber reden. Hey, hast du die Ordner eingepackt? Vielleicht komme ich ja am Wochenende mal dazu, einen Blick auf die Zahlen zu werfen. Ich schlage vor, wir fahren beide mit unserem eigenen Wagen«, sagte Jess. »Dann muss ich dich am Sonntag nicht zurückbringen, sondern kann am Montag in die Bank gehen und spätestens Dienstagmorgen wieder zu dir rausfahren.«
»Du willst doch nur einen weiteren Abend in der Stadt herausschinden, um dich mit deinem Lover zu treffen«, spottete Gemma. Ihre Stimmung war besser, seit sie reinen Tisch gemacht hatte. Sie spürte die Unterstützung ihrer Freunde, und die Last auf ihren Schultern war leichter geworden.
Jack beobachtete, wie die beiden Pick-ups vom Hof fuhren. Kurz darauf schlenderte er zum Haus hinüber. Die Hunde knurrten ihn an, aber da Gemma ihm nicht in die Quere kommen konnte und Bulla und Garry wahrscheinlich schon auf dem Weg zum Pub waren, ließ Jack sich nicht aufhalten. Er zog die Fliegengittertür auf und drückte dann gegen die Tür aus massivem Holz, die, wie auf den hiesigen Farmen üblich, nicht abgeschlossen war. Nachdem er das Haus betreten hatte, schaltete er das Licht an. Er suchte systematisch alle Räume nach einem
möglichen Versteck ab. Er stöberte in der Holzkiste neben dem Kamin und zwischen den Videokassetten und DVDs im Fernsehschrank. In den Gästezimmern tastete er die oberen Regalbretter der Einbauschränke ab und sah unter jede Matratze. Nichts. Er konnte keinen Aufgang zum Dachboden finden, und auch keine Kellertreppe, was ungewöhnlich war für so ein altes Haus. Er überprüfte, ob sich unter den Teppichen eine Falltür verbarg, erneut Fehlanzeige.
Jack glaubte nicht, dass Adam so dumm war, belastendes Material im Haus zu verstecken. Okay, sein Handy war gefunden worden, aber es gab hier sicher keine geheimen Unterlagen. Jack hatte bisher vergeblich nach dem Handy gesucht, was ihm jedoch keine Sorgen bereitete. Schließlich bekam er morgen Abend Verstärkung.
Während Jack weiter das Haus durchsuchte, kam ihm plötzlich ein Gedanke. Was war eigentlich mit dem Flugzeugwrack geschehen? Er überlegte, ob Adam vielleicht die Unterlagen an Bord versteckt hatte, da außer ihm niemand die Maschine flog. Aber gleich darauf verwarf er die Idee wieder. Das Wrack war sicher gründlich von der Polizei durchsucht worden,
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