Wilder Eukalyptus
Ausschau hielt, eines, das er aus den Akten kannte, verschluckte er sich plötzlich fast an seiner Cola, da er Gemma Sinclair in Begleitung einer hinreißenden Rothaarigen im Eingang entdeckt hatte.
Craig kannte Gemma nur von Fotos, aber er wusste sofort, dass sie es war, als sie den Pub betrat. Die hübsche Rothaarige war ihm jedoch fremd, aber das ließ sich ändern - was sich allein schon wegen ihres Aussehens lohnte.
»Hey«, rief er der Barfrau zu. Er nickte in Richtung Eingang. »Wer ist das?«
Die Barfrau grinste, als ihr Blick auf Jess fiel. »Die Rothaarige ist Jess Rawlings, die größte Partyqueen in ganz
Pirie. Normalerweise kommt sie immer in männlicher Begleitung - ich glaube, ihr Freund heißt Brad. Jess ist in Ordnung, aber nur die wenigsten können mithalten, wenn sie in Feierlaune ist. Dabei hat sie einen stinknormalen Job in einer Bank. Wenn das kein Widerspruch ist, dann weiß ich auch nicht. Die andere kenne ich nicht …« Die Barfrau sah genauer hin. »Hey, ich schätze, das ist Gemma Sinclair. Die hat vor’ner Weile ihren Mann bei einem Flugzeugabsturz verloren. Hey, Kath, ist das da drüben Gemma Sinclair?«, fragte sie ihre Kollegin, die gerade mit einem vollen Tablett vorbeirauschte. Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr sie fort: »Die sieht man sonst nie in der Stadt. Seit sie Witwe ist, führt sie wohl ein ziemliches Einsiedlerleben.« Die Barfrau beugte sich zu Craig über die Theke und flüsterte ihm verschwörerisch zu: »Es wird gemunkelt, dass ihr Mann was mit den Viehdiebstählen zu tun hatte. Das ist im Moment das Thema in der Stadt. Er soll wohl im Hintergrund die Fäden gezogen haben.«
»Wirklich?« Craig mimte den Erstaunten. »Aber warum gehen die Diebstähle dann weiter, jetzt, wo er tot ist und nicht mehr die Fäden ziehen kann?«
Die Barfrau zuckte mit den Achseln und ließ ihn wegen eines anderen Gastes stehen, der bestellen wollte.
Jess bahnte sich einen Weg zur Theke und kam neben Craig zum Stehen. Sie schenkte ihm ein freundliches Lächeln und bestellte zwei Gläser Champagner. Craig erwiderte ihr Lächeln und versank in ihren grünen Augen.
Kurz darauf kehrte Jess an den Tisch zurück, wo Gemma auf sie wartete, und gab ihr ein Champagnerglas. Craig beobachtete, dass Gemma angewidert die Nase rümpfte
und etwas sagte. Er versuchte ihr von den Lippen abzulesen und reimte sich den Satz zusammen: »Ich mag keinen Champagner.« Dann sah er, wie Jess grinste und etwas erwiderte - vielleicht: »Hab dich nicht so.«
Craig fand, Jess war eins der hübschesten Mädchen, das er je gesehen hatte. Sie entsprach nicht dem gängigen Schönheitsideal, aber ihre grünen Augen funkelten schelmisch, und die roten Haare stachen von ihrer hellen, sommersprossigen Haut ab. Sie sah aus wie »das Mädchen von nebenan«, das sich beim ersten Wiedersehen nach Jahren in einen Schwan verwandelt hatte. Sie hatte eine tolle Ausstrahlung. Craig ging auch gerne feiern. Damit hatten Jess und er schon etwas gemeinsam.
Eine Weile und ein paar Drinks später beobachtete Craig, dass Jess einen ärgerlichen Blick auf ihre Uhr warf und ihr Handy hervorholte. Im Pub war es jetzt richtig voll und sehr laut, und Gemma machte einen angestrengten Eindruck. Craig ging hinüber zu den beiden und setzte sich an einen frei gewordenen Tisch daneben.
»… anrufen, dann erfahre ich ja, wo er steckt«, hörte er Jess zu Gemma sagen.
»Jess, ich möchte jetzt wirklich nach Hause«, antwortete Gemma.
»Aber wir sind doch mit Brad verabredet.«
»Nein, du bist mit Brad verabredet. Ich glaube nicht, dass er mit mir rechnet. Gibst du mir den Schlüssel, damit ich nach Hause kann? Du kannst ruhig noch bleiben, ich habe damit kein Problem.«
»Du hast recht«, gab Jess nach. »Lass uns von hier verschwinden. Scheiß auf Brad.« In diesem Augenblick wandte Craig sich zu den beiden Frauen um und sprach sie an.
»Hallo, Ladys«, begann er lächelnd. »Habt ihr einen netten Abend?«
»Wir wollen gerade gehen«, sagte Gemma und stand auf.
Jess musterte Craigs attraktives Gesicht und vergaß darüber ihre Wut auf Brad. »Auch hallo«, sagte sie mit einem strahlenden Lächeln.
Gemma verdrehte die Augen. »Komm schon, Jess, lass uns gehen.«
Craig streckte die Hand aus und sagte: »Ich heiße Craig, und ihr?«
»Jess«, antwortete die Rothaarige und schlug ein. Ihre helle Hand verschwand in seiner gebräunten. »Und das ist meine Freundin Gemma, der Partymuffel.«
Craig hob die Hand. »Warum bleibt ihr nicht noch
Weitere Kostenlose Bücher