Wilder Eukalyptus
fast so was wie alte Bekannte. Die Truppe war ein bunt gemischter Haufen - drei ältere Männer, die bereits kahl oder ergraut waren, und ein junger Praktikant. Unterstützt wurden sie von zwei jungen Frauen, die aussahen, als könnten sie genauso
gut einstecken wie austeilen, und einer älteren Frau, die die Lebensgefährtin von Buster war, dem zweitschnellsten Scherer in der Kolonne. Der Mann an der Presse und der Schleuser hätten auch gut in einer Heavy Metal Band spielen können mit ihren langen Haaren und Spitzbärten.
»Die Tiere sehen gut aus, Gemma«, sagte Kenny, der Chef der Kolonne und selbst ein Scherer. »Die Jungs und ich müssten jeder hundertfuffzig am Tag schaffen. Schätze, in zwei Wochen sind wir durch. Was meinst du?«
»Ja, Kenny, das kommt hin«, antwortete Gemma. »Das macht etwa dreitausend in einer Woche, und insgesamt sind es sechstausend Hammel.«
Nachdem die Scherer die Schafe und die Scheune inspiziert hatten, legten sie ihre Ausrüstung für den nächsten Tag bereit, Schermaschinen, Kammaufsätze und Ersatzmesser sowie ein Radio, bevor sie sich in ihre Quartiere zurückzogen. Gemma, Bulla, Garry und Jack besprachen sich für den nächsten Tag. Jack sollte das Vieh reintreiben, was je nach Entfernung der Weiden schon einmal einen ganzen Tag dauern konnte. Danach war es ein Leichtes, die Tiere in das Gehege zu verfrachten und sie für die Schur einen Tag lang auf Futterentzug zu setzen. Garry war für die Maschinen zuständig und würde in der Nähe der Scheune bleiben, um bei einem Ausfall sofort zur Stelle zu sein. Bulla und Gemma würden im Auslassgehege die geschorenen Schafe gegen Parasiten behandeln und anschließend auf die Koppel lassen.
Als Bulla und Garry sich auf den Heimweg machten, ging Gemma hinüber zu den Gehegen. Sie stellte die Wasserpumpe an, deren Tank voll war, und richtete den
Schlauch auf die umzäunte Fläche. Obwohl Winter war, war der Boden staubig und trocken. Die vielen Lämmer, die zuletzt das Gehege durchlaufen hatten, um ihre Ohrmarken zu bekommen, hatten den Dung und Dreck zu einer feinen Staubschicht pulverisiert. Der Wasserschlauch pulsierte in Gemmas Händen, und Dreckspritzer landeten in ihrem Gesicht. Morgen würde der Boden matschig sein, aber lieber Matsch als dieser rote Staub. Nachdem Gemma das Gehege gründlich gewässert hatte, schaltete sie die Pumpe wieder aus und ging in die Scheune, wo sie vier Kanister mit Lausmittel herausschleppte. Sie stellte sie auf die Arbeitsplatte im Unterstand, an dem der Treibgang vorbeiführte, kontrollierte dann die Spritzpistole und stellte die Dosierung ein. Danach ging sie das gesamte Gehege ab und überprüfte die mit Ketten gesicherten Gatter, um sicherzugehen, dass sie richtig verschlossen waren und die Tiere nicht ausbüxen konnten oder sich unter eine andere Herde mischten.
Anschließend ging Gemma wieder in die Scheune und machte einen letzten Kontrollgang. Sie vergewisserte sich, dass in der Wollpresse ein leerer Container stand für das erste Vlies am nächsten Morgen. Die Säcke und Verschlüsse lagen in unmittelbarer Reichweite. Die Haken, mit denen die riesigen Wollballen angehoben wurden, baumelten an der Presse, und an der Wand hingen die Stempel zum Markieren der Säcke. Gemmas Schritte hallten dumpf auf den Holzdielen wider, und bis auf ein gelegentliches Blöken und Klirren, wenn ein Schaf huf gegen das Gitter schlug, war es ruhig in der Scheune.
Als Nächstes sah sich Gemma die Werkbank an, die sich über eine ganze Wand erstreckte, und kontrollierte
den Schleifstein und den Vorrat an Schmirgelpapier. Hier schärften die Scherer am Abend ihre Messer für den nächsten Tag. Danach überprüfte sie, ob die Klappen der Sortierbuchten, die auf die Rampe führten, richtig verschlossen waren. Es war nämlich schon einige Male vorgekommen, dass eine Klappe vergessen wurde beziehungsweise nicht richtig gesichert war und die Tiere in der Nacht ausbrachen. Am nächsten Morgen bot sich ihnen dann der Anblick einer zugekoteten Rampe, wüst verteilter Wolle und lauter Schafe, die sie verwundert anglotzten.
Gemma wollte nichts dem Zufall überlassen. Dies war die erste Schur, die sie alleine organisierte, und sie war fest entschlossen, sich keinen Patzer zu erlauben.
Als sie über den Hof ging, hörte sie aus der Schererbaracke laute Stimmen und Gelächter dringen. Sie sah auf das einsame Haus und traf eine spontane Entscheidung. Sie ging zum Zwinger und holte zwei Hunde heraus, die glücklich um
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