Wilder Eukalyptus
Wochenende hier festsitzen.«
»Wenn wir heute Abend nicht fahren können, dann eben morgen«, meinte Paula achselzuckend. »Verhungern müssen wir hier jedenfalls nicht.«
»Bull, kannst du bitte in den Kühlraum gehen und Bier holen? Ich finde, die Leute haben sich das verdient, wenn sie schon die Nacht hier verbringen müssen.«
»Sicher.«
»Und erkundige dich mal nach Jack und Gaz, okay? Jack ist bestimmt draußen von dem Gewitter überrascht worden.«
Wenig später kehrte Bulla mit zwei Paletten Bier zurück, gerade als Jamie das letzte Schaf von der Rampe schob. Alle stürzten sich auf das Bier und verteilten sich dann vor den Fenstern, um den Regen zu beobachten, der sich mittlerweile zu einem Nieseln abgeschwächt hatte. Gemma begann zu zittern und zog ihren Pulloverkragen bis zur Nasenspitze hoch. Nach dem Wetterumschwung hatte die Luft sich deutlich abgekühlt. Gemma öffnete knackend ihre Bierdose und hob sie empor. »Hey, alle mal herhören. Auf eine erfolgreiche erste Woche und auf eine noch bessere zweite. Und ein Dank an Petrus für den Regen.«
»Prost!«, riefen die anderen. Lisa beugte sich zum Radio und stellte es lauter. Kenny und Buster wechselten einen Blick und verdrehten die Augen. Während die drei Jüngeren, die Gemma nicht ganz geheuer waren, beschlossen, sich vom Regen nicht aufhalten zu lassen und in den Pub nach Dawns Rest zu fahren, waren die anderen zufrieden damit, auf dem Hof zu bleiben.
Es dauerte nicht lange, und in der Scheune wurde laut und fröhlich gefeiert. Gemma spürte, dass ihre Wangen von dem Alkohol zu glühen begannen. Garry und Jack hatten sich mittlerweile auch zu der spontanen Party eingefunden, beide klatschnass vom Regen.
Lisa schnappte sich plötzlich eine Schaufel und hielt sie wie einen Mikrofonständer. »Okay, alle mal herhören«, rief sie. »Herzlich willkommen bei Billbinya sucht den Superstar . Buster, Garry und Jackie, ihr seid die Jury. Ihr könnt maximal zehn Punkte pro Kandidat verteilen. Die Regel lautet, jeder muss ein Lied aus dem Radio vorsingen. Oder ihr sucht euch eine CD aus.«
Lisa wurde sofort von den anderen übertönt, die sich lautstark empörten. »Das mach ich nicht.« - »Du hast sie wohl nicht mehr alle!« - »Aber sonst hast du keine Probleme, oder was?« - »Du kannst mich mal!«
Gemma stand lachend auf. »Ach, kommt schon, ihr Feiglinge, traut euch. In meinem Wagen liegen ein paar CDs, die gehe ich jetzt holen. Dann kann jeder sich ein Lied aussuchen und nach Belieben verhunzen.« Und schon war sie nach draußen verschwunden.
»Woohoo«, brüllte Lisa. Die anderen sahen sich entgeistert an. Lisa stellte sich zu Kenny. »Und, Chef, was wirst du uns vorsingen?«
Kenny blickte ratlos. »Was für’ne Schnapsidee.«
»Ach komm, trink noch ein Bier. Hey Jamie, du könntest was von Cold Chisel singen. Auf die stehst du doch!«
»Ja, sicher, und was bekommen wir von dir zu hören, du Showtalent?«, antwortete Jamie. Lisa tänzelte hinüber zu dem Biervorrat und nahm ein Sixpack. Sie verteilte
das Bier und sagte: »Hier, trinkt euch ein bisschen Mut an. Na los, auf ex!«
Nachdem Lisa eine überraschend melodische Version von Melissa Etheridges »Juliet« präsentiert hatte und Kenny zwölf Punkte von zehn möglichen holte für seine gefühlvolle Interpretation von John O’Deas »Old Rusty Ute«, war Jack mittlerweile beim siebten Bier angelangt.
Jack beobachtete Lisa. Die ist bestimmt gut im Bett, dachte er. Stramme Schenkel. Aber an Gemma kam sie nicht heran. Er blickte zu Gemma, deren Gesicht vom Alkohol und vom vielen Lachen gerötet war. Ihre Haare waren inzwischen wieder trocken und hingen offen über den Rücken. Jack stellte sich vor, wie es wäre, wenn Gemmas Haare ihn im Gesicht kitzelten. Heute Nacht, dachte er. Heute Nacht würde er zuschlagen. Danach würde er abchecken, ob die beiden Schnüffler die gestohlenen Mastochsen entdeckt hatten, und zum Schluss würde er zu seinem Cowgirl fahren und sich dort übers Wochenende einnisten. Aber zuvor würde Gemma ihm gehören, noch heute Abend.
Billbinya sucht den Superstar ging fröhlich weiter, und das Bier floss reichlich. Nach langen Diskussionen wurde schließlich Kenny zum Sieger gekürt und erhielt als Prämie ein Sixpack. Es war Zeit für das Abendessen.
Die hungrige Meute machte sich auf zur Baracke, wo Helen, die Köchin, Gemma und ihre drei Arbeiter ebenfalls an den gedeckten Tisch bat.
Eine Stunde später erhob sich Gemma, satt und zufrieden, um
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