Wilder Eukalyptus
sich zurückzuziehen. Für heute hatte sie mehr
als genug Bier, Unterhaltung und gutes Essen genossen. Höchste Zeit, um ins Bett zu gehen.
»Bis morgen, Leute. Ich hoffe, es gibt keine Überschwemmung und ihr könnt losfahren.« Gemma wandte sich zum Gehen, und die anderen wünschten ihr im Chor eine gute Nacht.
Niemand bemerkte, dass Jack kurz darauf ebenfalls verschwand.
Kapitel 25
D ave und Craig hatten den Naturgewalten getrotzt. Es war schon fast einundzwanzig Uhr, als sie endlich den Weg erreichten, der zurück zum Hof führte. Stunden zuvor hatte Dave Craig an seinem Beobachtungsposten eingesammelt. Nachdem Dave die Bilder auf der Digitalkamera gesehen hatte, berichtete er Craig von seiner erstaunlichen Entdeckung, die er am Mittag gemacht hatte. Sie saßen am Lagerfeuer, wo sie eine letzte Pause machten, bevor sie aufbrachen, und Dave berichtete, dass er auf eine fremde Rinderherde gestoßen war.
»Ich habe sie auf der Grenzkoppel entdeckt«, schilderte Dave. »Einhundertfünfzig Jungochsen, alles Herefords. Wie wir wissen, hält Gemma ausschließlich Angus. Ich habe mir daraufhin Bullas Aufstellung angesehen, aber da steht nichts von Herefords. Die Ohrmarken stimmen auch nicht überein. Ich muss mich mit der Landwirtschaftsbehörde in Verbindung setzen und eine Registerauskunft beantragen. Ich möchte nämlich wissen, wem die Ochsen gehören.«
»Komm, sehen wir sie uns mal aus der Nähe an«, sagte Craig. Sie packten ihre Sachen in den Wagen und fuhren dann auf die Grenzkoppel.
Als sie kurz darauf die Herde umrundeten, sah Craig, dass Daves Beobachtung richtig war. Die Tiere gehörten definitiv nicht zu Billbinya.
»Gemma hätte doch bestimmt was gesagt, wenn sie vor Kurzem Herefords gekauft hätte, oder?«, meinte Craig.
»Ja, schätze schon.«
»Gut, treiben wir sie ins Gehege. Und morgen werden wir hören, was Gemma dazu sagt.«
Dave blickte zum Himmel. »Da oben scheint sich ein Gewitter zusammenzubrauen. Könnte sein, dass wir direkt hineingeraten.« Craig wartete auf Daves Entscheidung. »Ach was, du hast recht. Das Gehege ist gleich auf der Koppel nebenan, richtig?«
Craig nickte.
»Gut. Holen wir das Quad vom Hänger. Du treibst die Herde zusammen, ich öffne die Tore.«
Kurze Zeit später brauste Craig mit dem Quad über die Koppel, bis er den Grenzzaun erreichte, wo er wendete und dann die Ochsen zusammentrieb, während er gleichzeitig die schwarzen Gewitterwolken im Auge behielt. Das Tageslicht begann bereits, fahl zu werden, als sich die Herde gesammelt hatte, die Dave auf einer Flanke absicherte.
Die Jungtiere waren nervös und ängstlich und rannten zuerst in die falsche Richtung los, als Craig sie vorwärtstrieb. Das laute Knattern des Quads erschreckte die Ochsen, aber Craig gelang es dennoch, die Herde zusammenzuhalten. Auf dem Weg zum Gehege fegte plötzlich eine scharfe Bö über sie hinweg, und der Wind nahm deutlich zu. Als die ersten Regentropfen herunterklatschten, ging die Herde durch. Craig wusste, wenn sie die Ochsen jetzt verloren, würde es sehr schwierig sein, sie wieder zusammenzutreiben. Er beschleunigte das Quad, stellte sich auf
die Trittflächen und knallte mit der Peitsche. Es gelang ihm, die Ausreißer wieder in Richtung Gehege zu lenken. Die Tiere merkten erst, dass sie direkt in die Falle galoppiert waren, als das Tor hinter ihnen scheppernd zufiel. Dave verriegelte es mit einer Eisenkette und einem Vorhängeschloss mit Polizeisiegel und zog anschließend ein gelbes Absperrband um das gesamte Gehege. Währenddessen scheuchte Craig die Tiere zu einer überdachten Tränke, unter der auch ein alter Heuballen lag. Gleich am nächsten Morgen würden sie das Vieh mit einem Transporter abholen lassen und in Gewahrsam nehmen.
Der Regen prasselte unablässig auf sie herunter und peitschte ihnen ins Gesicht. Die beiden Männer mussten laut schreien, um sich zu verständigen. Sie einigten sich darauf, das Quad unter einen Baum in der Nähe des Geheges abzustellen und sich sofort auf den Rückweg zu machen. Sie mussten sich beeilen, bevor die Wasserläufe weiter anschwollen und alles überschwemmten.
Doch leider schafften sie es nicht rechtzeitig. Beim letzten Bachübergang saßen sie stundenlang am Ufer fest und beobachteten die schmutzige Flut, die die Stämme der Eukalyptusbäume umwirbelte und in hohem Tempo vorübertrieb. Sobald der Regen nachließ, testete Craig, ohnehin bereits völlig durchnässt, wie tief das Wasser war, indem er vorsichtig hineinwatete.
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