Wilder Eukalyptus
weiß ich leider nicht, aber ein auswärtiges Nummernschild dürfte hier in der Gegend schnell auffallen. Ach ja, an der Heckscheibe klebt eine nackte Frau und auf der Fahrerseite ein paar Bundy-Bear-Sticker …«
Craig kam aus der Baracke zurück, als Dave sein Telefonat mit der Polizeiwache in Port Pirie gerade beendete.
»Und, wie sieht’s aus?«, fragte Dave.
»Sie muss ins Krankenhaus. Er hat sie ziemlich übel zugerichtet. Die Nase ist dick geschwollen, aber ich
glaube nicht, dass sie gebrochen ist. Außerdem hat er ihr zwei hübsche Veilchen verpasst und eine aufgeplatzte Oberlippe. Sie kann ihren Arm nicht richtig bewegen. Sie sagt, er hat versucht, sie am Arm ins Schlafzimmer zu zerren.«
»Okay, du fährst sie in die Stadt. Ich suche so lange mit Bulla und Garry die Farm ab. Offenbar hat Jack seine Siebensachen gepackt und ist mit seinem Wagen verschwunden. Ich glaube zwar nicht, dass wir ihn finden, aber man kann nie wissen. Vielleicht ist er ja zu seinen Hunden rausgefahren. Wenn du unterwegs nach Pirie bist, halte Ausschau nach einem weißen Ford Pick-up mit Victoria-Zulassung und einer nackten Frau auf der Heckscheibe. Das genaue Kennzeichen gebe ich dir durch, sobald die Kollegen sich bei mir gemeldet haben.« Dave sah hinüber zu Bulla, der das Gespräch aus der Nähe verfolgte. »Kumpel, was halten Sie davon, wenn Sie einen Suchscheinwerfer organisieren? Ich bin gleich bei Ihnen.« Dave wartete, bis Bulla außer Hörweite war, dann raunte er Craig zu: »Fühl ihr auf den Zahn, aber setz ihr nicht unnötig zu. Stell ihr direkte Fragen, okay? Ich brauche noch die Kamera, bevor du losfährst.«
»Kein Problem.« Craig sprang in den Wagen, fuhr über den Hof und hielt direkt vor dem Eingang der Baracke. Dave half Bulla, den Suchscheinwerfer auf der Pritsche zu befestigen. Beide unterbrachen ihre Tätigkeit, als Gemma von Helen und Lisa aus der Baracke geführt und behutsam in den Polizeijeep verfrachtet wurde.
»Nicht rumtrödeln«, brummte Bulla und stieg in den Pick-up.
»Okay, Sie machen Folgendes«, sagte Dave zu Buster
und Kenny, die auch draußen standen. »Sie gehen wieder hinein und halten die Augen offen. Falls Jack zurückkommt, tun Sie so, als wüssten Sie von nichts, und geben uns über Funk Bescheid. Versuchen Sie nicht - und das ist mein voller Ernst -, versuchen Sie nicht, ihn zu überwältigen. Und halten Sie sich von seinem Zimmer fern. Ich möchte nämlich die Spurensicherung hineinschicken. Verhalten Sie sich einfach ganz ruhig, okay?«
»Okay«, sagte Kenny.
»Wir sind bald wieder da.« Dave stieg auf der Beifahrerseite ein, während Garry bereits auf der Ladefläche am Suchscheinwerfer stand. Bulla ließ die Kupplung schleifen, sodass die Reifen durchdrehten, bevor er vom Hof jagte.
»Bulla, fahren Sie bitte in Richtung Norden. Jack hat dort oben im Busch seine Hunde versteckt. Es kann sein, dass er hingefahren ist, um sie zu holen.«
»Sie haben ein verstecktes Hundelager gefunden? Jack kann Hunde nicht ausstehen. Warum sollte er sie denn im Busch verstecken?«, fragte Bulla.
»Dazu kann ich Ihnen im Augenblick nichts sagen. Können Sie sich den Übergriff heute Abend erklären? Haben Sie eine Idee, warum Jack auf Gemma losgegangen ist?«
Bulla erzählte Dave von dem Gewitterausbruch, dem Bier, dem Singwettbewerb und dem Abendessen. »Dann hat Gemma uns allen eine gute Nacht gewünscht und ist rüber ins Haus gegangen. Ich habe nicht mitgekriegt, dass Jack ihr gefolgt ist. Allerdings hat er gerne derbe Sprüche geklopft, wenn wir uns über Gemma unterhalten haben.«
»Was meinen Sie damit?«
»Na ja…« Bulla schien sich unbehaglich zu fühlen. »Jack hat gesagt, dass Gemma bestimmt eine Wucht ist im, äh, Sie wissen schon…«
»Im Bett?«
»Äh, ja. Außerdem hat er Garry und mir unterstellt, dass wir mal was mit Gemma hatten.«
»Und, hatten Sie?«
»Nein! Früher war Gemma die Frau vom Boss, und jetzt ist sie unser Boss. Wir lieben Gem, aber nicht so.«
»Können Sie sich erklären, warum Jack Gemma attackiert hat? Glauben Sie, das war aus rein sexuellen Motiven?«
»Zumindest sieht es so aus. Ich weiß, dass Jack auf Gemma stand, aber ich hätte nie gedacht, dass er so weit geht. Ich habe Gemma immer wieder gesagt, sie soll nachts die Türen abschließen, aber das hat sie nicht interessiert. Unsere Gemma ist manchmal etwas zu naiv und vertrauensselig. Und das betrifft nicht nur unverschlossene Türen.«
Die Fahrt auf dem durch die Überschwemmung
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