Wilder Eukalyptus
bis zur Stadt, wenn man mal dringend ein Ersatzteil braucht. Besser, man hat immer alles vorrätig.«
»Und wo bewahrst du die Bedienungsanleitungen für die Maschinen auf?«
»Da drüben auf der Werkbank, in der Blechkiste. Garry hat sie gerne in Reichweite.«
Jess ging hinüber und öffnete die Kiste. Sie sah den Inhalt durch, während Gemma zwischen den anderen Kisten stöberte, in denen die Ersatzteile und das Schmieröl aufbewahrt wurden.
Patricks Suche in der Scheune war nicht von Erfolg gekrönt. Stundenlang hatte er Schubladen und Schränke geöffnet, zwischen Stempeln und Wollbüchern gesucht und mit der flachen Hand über die Oberseite der Container aus massivem Holz gestrichen. Sogar die Wollballen hatte er sich vorgenommen und einzeln angehoben, um sicherzugehen, dass sich nichts darunter verbarg, zum Beispiel ein Versteck im Boden oder in der Wand.
Der Schweiß lief ihm über den Rücken. Heute herrschte ziemlich hohe Luftfeuchtigkeit, und in der Scheune wehte nicht das leiseste Lüftchen. Seufzend schaltete Patrick die Beleuchtung wieder aus, und Dunkelheit machte sich breit. Das Echo der Schiebetür aus Metall vibrierte in der Luft, als er die Scheune verließ.
Er ging hinüber zum Geräteschuppen und musste gleich darauf laut lachen. Jess stand auf einer Leiter und linste gerade hinter das Werkzeugbrett. Ihre Haare waren voller Spinnweben und ihre Hände dreckig. Offensichtlich hatte sie niesen müssen, sich die Nase gerieben und dabei den Dreck an ihren Händen im ganzen Gesicht verteilt. Ihre Kleider waren ebenfalls schmutzig, und sie hatte es wohl irgendwie geschafft, sich in eine Öllache zu setzen, weil ihr Hintern ganz schwarz war.
»Man sieht, dass du heute mal richtig gearbeitet hast«, sagte Patrick. »Steht dir.«
»Verzieh dich, Pat«, gab Jess milde zurück.
In diesem Moment kam Gemma aus der Kaffeeküche. »Was gefunden?«, fragte sie in hoffnungsvollem Ton.
»Leider nein«, antwortete Pat. »Ich habe jede Ritze und jeden Winkel in der Scheune abgesucht, aber es gibt dort nichts, was sich als Versteck eignet. Ich nehme an, ihr seid auch noch nicht fündig geworden, oder?«
»Nein.« Jess stieg die Leiter herab. »Dort drüben in der Ecke war ich noch nicht, Pat«, sagte sie und zeigte auf die Stelle, wo das Zaunmaterial gelagert war. »Kannst du das übernehmen?«
Während der nächsten Stunden arbeiteten sie sich ohne viele Worte durch Staub, Spinnweben und alte Ersatzteile. Schließlich richtete Jess sich auf und sagte: »Mir reicht’s für heute. Mein Rücken bringt mich um. Außerdem könnte ich jetzt einen Scotch vertragen. Was meint ihr?«
Gemma sah auf ihre Armbanduhr. »Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergangen ist. Ich habe auch genug von der Sucherei. Aber wenigstens konnte ich mich heute wieder einigermaßen schmerzfrei bewegen. Ich glaube, ich verzichte heute Abend auf die Tabletten und gönne mir stattdessen einen Drink.«
»Gute Idee«, sagte Jess.
Patricks Kopf tauchte hinter einem alten, verrosteten Mähdrescher auf. »Habe ich gerade was von einem Drink gehört? Auf zum Kühlschrank!«
Gemma fühlte sich besser, als der eisgekühlte Rum
durch ihre Kehle rann. Sie vernahm draußen Hundegebell und stand auf, um aus dem Fenster zu schauen. Sie erspähte eine Schafherde in voller Wolle, die von Roady, Bullas treuem Kelpie, über den Feldweg getrieben wurde. »Ein Glück, dass ich die beiden habe«, murmelte Gemma.
»Was sagst du, Süße?«, fragte Jess.
»Ich habe Glück«, antwortete Gemma und wandte sich zu Jess und Patrick um. »Sogar sehr viel Glück. Ich habe zwei treue Mitarbeiter, die alles für mich tun würden, ich habe eine großartige Freundin, die alles für mich tun würde, und ich habe einen Bruder, der eigentlich ganz okay ist und der wahrscheinlich auch alles für mich tun würde…« Mit einem Grinsen streckte sie Patrick die Zunge heraus, der ihr daraufhin mit seinem Glas zuprostete. »Außerdem habe ich vielleicht einen Verehrer. Und ich bin fest davon überzeugt, dass wir die Papiere finden werden.«
»Darauf stoßen wir an«, sagte Jess und hob ihr Glas empor. »Gut, und was haltet ihr jetzt von einem Abendessen?«
Pat war fertig und schob seinen leeren Teller zur Seite. »So, ich habe genug von eurem Geschnatter. Ich gehe noch mal in den Geräteschuppen und sehe mich in Ruhe um, ohne dass ihr mir ständig in die Quere kommt.«
Er schnappte sich eine Taschenlampe und marschierte hinaus in den Hof.
Die Deckenbeleuchtung
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