Wilder Eukalyptus
Gemma unschuldig ist, sollten wir gemeinsam versuchen herauszufinden, was zum Teufel hier eigentlich gespielt wird.«
Jess musterte Bens Gesicht. »Okay, Sie machen hier
Schluss, und ich gehe mit Gemma in die Küche und setze schon mal den Wasserkocher auf. Wenn Sie fertig sind, kommen Sie zu uns ins Haus. Dann können wir uns in Ruhe unterhalten.« Jess drehte sich wieder weg und ging zu Gemma.
Ben stieß die angehaltene Luft aus und fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht. Verdammt, was für eine vertrackte Situation.
Die Frauen saßen am Küchentisch, als Ben hereinkam. Gemma hatte ihm den Rücken zugekehrt und mied seinen Blick, als er sich dazusetzte.
»Also, was haben Sie, Ben?«, fragte Jess. »Noch mehr schlechte Neuigkeiten?«
Ben holte den hellbraunen Umschlag hervor. Er wandte sich an Gemma: »Hier drin sind sämtliche Unterlagen zu dem Rahmenvertrag mit der Mästerei. Die Polizei interessiert sich ebenfalls dafür. Ich habe mir speziell diese Verträge herausgesucht, weil Sie ja nichts davon wussten, Gemma. Bei den ersten beiden Verträgen gibt es nichts zu beanstanden. Adam hat gegengezeichnet, die Ware geliefert und sein Geld erhalten, ohne irgendwelche Probleme. Allerdings gibt es ein Problem mit den letzten beiden Verträgen. Gemma, auf beiden Dokumenten ist Ihre Unterschrift, aber Ned und mir haben Sie gesagt, dass Sie nichts davon wussten. Haben Sie gelogen?«
Gemmas Hand schnellte ruckartig vor. »Lassen Sie sehen.« Ben gab ihr die Unterlagen. »Das ist nicht meine Schrift«, sagte Gemma sofort. »Jess, gibst du mir mal bitte deinen Stift und einen Zettel?« Schwungvoll setzte Gemma ihre Unterschrift auf das Papier und schob es anschließend
zu Ben hinüber. »So sieht meine Unterschrift aus. Ich kann Ihnen auch gerne meine Kreditkarten zeigen zum Vergleich. Das da«, sagte sie und deutete auf die Verträge, »ist nicht meine Schrift.«
Ben verglich die Unterschriften, bis Jess ihm die Verträge aus der Hand nahm, um selbst einen Blick darauf zu werfen. Es war ziemlich deutlich, dass es sich um zwei verschiedene Handschriften handelte. Ben lächelte.
Jack hatte sich in einem billigen Motel in Adelaide verkrochen. Es lag in einer Nebenstraße, und nach Jacks Einschätzung war das Risiko gering, hier aufgespürt zu werden. Noch fünf Tage, dann wäre alles vorüber. Am Abend zuvor hatte er sich mit seinem Bruder getroffen, um den finalen Coup zu besprechen. Jacks Einsatz war erst am nächsten Freitag, und so musste er noch fast eine ganze Woche herumkriegen, in der er nichts weiter tun konnte, als sich vor den Fernsehapparat zu besaufen, was ihm jedoch durchaus gefiel.
Die Hunde hatte er heimlich in das Zimmer hineingeschmuggelt. Sie machten sich nichts aus dem Luxus, sie freuten sich einfach, bei ihrem Rudelführer zu sein.
Jack musste immer wieder an Gemma denken. Wie ihr Körper sich anfühlte, wie sie geschrien hatte. Jack begriff nicht, warum es ihn anturnte, Frauen Angst zu machen. Er hatte sich sehr bemüht, diesen Trieb unter Kontrolle zu halten - bis er Gemma traf. Er konnte ihr einfach nicht widerstehen.
Jack zuckte mit den Achseln. Ab Freitag wäre die Sache gegessen. Er hatte sich vorgenommen, danach eine Weile im Busch abzutauchen, nur er mit seinen Hunden. Er
musste sich eine Zeit lang von Frauen und Uniformen fernhalten.
Gemma, Jess und Ben waren in den Salon umgezogen, um ihre Unterhaltung fortzusetzen. Jess war ganz in ihrem Element. »Wir müssen unbedingt die Unterlagen von dem Geheimkonto finden. Nur so können wir Gemmas Unschuld beweisen. Ich würde meinen letzten Dollar darauf wetten, dass Gemmas Name nirgendwo darin auftaucht.«
Ben bekam eine Zusammenfassung der jüngsten Entwicklungen, die er sich kommentarlos anhörte. Zum Schluss sagte Jess: »Außerdem habe ich entdeckt, dass die Einnahmen aus dem Rahmenvertrag nicht auf das offizielle Geschäftskonto geflossen sind. Ich vermute, dass sie auf dem zweiten Konto liegen, für das wir keine Vollmacht haben.«
»Wir müssen also zunächst die Kontonummer und Kontobevollmächtigten ermitteln, bevor wir die Auszüge abgleichen können. Habe ich das richtig verstanden?«, fragte Ben.
»Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen«, antwortete Jess. Sie stupste Gemma in die Seite. »Siehst du, ich habe dir doch gesagt, der Kerl ist nicht auf den Kopf gefallen.« Gemma verdrehte die Augen. Sie waren das Einzige an ihr, was sich schmerzfrei bewegen ließ.
»Das kann ich ohne Probleme
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