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Wilder Oleander

Wilder Oleander

Titel: Wilder Oleander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Harvey
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bedrohlicher aus seinem Hosenbund herausragte. Noch nie hatte sie so eine Waffe in natura gesehen. Nachdem das Hemd auf den Teppich geflattert war, öffnete der Besucher erst die Schnalle seines Gürtels, dann den Reißverschluss seiner Hose, griff gerade noch rechtzeitig nach dem Revolver, ehe dieser zu Boden zu poltern drohte, behielt ihn einen Moment lang in der Hand, so als überlegte er, ob er ihn benutzen sollte, legte ihn dann beiseite und stieg aus den hinuntergestreiften Hosen. Stramme Schenkel, umspielt von Kerzenlicht, wurden sichtbar. Seine nicht zu übersehende Erregung ließ Sissys Herz kurz aussetzen.
    Mit einer schwungvollen Bewegung legte er einen Arm um ihre Taille und zog sie an sich, presste seinen Mund auf ihren
und streifte ihr gleichzeitig den Morgenmantel von den Schultern, der auf dem Teppich landete. Sein Mund schmeckte nach edlem Champagner. Fragte sich, wie alles andere an ihm schmeckte.
    Er hob sie auf und trug sie hinüber zu der dampfenden Wanne, nicht ohne leidenschaftliche Zungenküsse mit ihr zu tauschen. Er ließ sie langsam in das heiße Badewasser gleiten, das prompt über den Rand der Marmorwanne auf den dicken rosa Teppich schwappte, lehnte ihren Rücken an die leichte Schräge, winkelte ihr die Beine an und kniete sich dazwischen. Als er erst ihren einen, dann den anderen Nippel mit den Lippen liebkoste, stöhnte sie vor Wonne auf und krallte die Finger in seine harte Rückenmuskulatur. Sie schloss die Augen und dachte an lebensgefährliche Einsätze, an Polizisten, die auf regennassen Straßen Jagd auf Mörder machten, an nächtelange Verhöre in abgedunkelten, von Rauch geschwängerten Räumen.
    Sie half ihm, das Kondom überzustreifen, zog es ihm mit Lippen und Zunge über den Schaft. Es war rosa und schmeckte nach Erdbeer.
    Die Hände an ihrer Taille, stieß er in sie hinein, dass das Badewasser erneut überschwappte und aus dem Badeschaum parfümierte Dampfwolken aufstoben. Sie schlang die Arme um seinen Nacken und die Beine um seine Schenkel, nahm ihn tief in sich auf, schloss wieder die Augen und überließ sich ungekannten wollüstigen Gefühlen. Und wenn das Wissen um den Revolver in nächster Nähe auch unheimlich war, ging etwas zusätzlich Erregendes damit einher. Als sie sich aufbäumte und einen Schrei ausstieß, kam auch er, und gemeinsam erbebten sie, eng umschlungen verschmolz der Wonneschauer des einen mit dem des anderen, bis Sissy im Wasser versank, um prustend und begeistert wieder aufzutauchen.
     
    Wortlos nahm sie es hin, dass er sich von ihr löste, nach seinen Sachen und auch der Pistole griff und ging. Eingehüllt von Dampf schloss sie die Augen und lächelte zufrieden.
    Das also war es, was die Liebesdiener von The Grove zu bieten hatten.
     
    Auf dem Rückweg zu den Unterkünften der Angestellten – eine der Gästesuiten wäre ihm lieber gewesen, aber als Undercover musste man sich in Bescheidenheit üben – pfiff Pierre vergnügt vor sich hin und hoffte, dass der Mann, der ihn engagiert hatte, sich Zeit ließ, den Befehl zum Zuschlagen zu geben. Pierre hatte schon viele Aufträge für seinen Boss erledigt, aber noch nie einen, der so viel Spaß machte. Zumindest wusste er jetzt, auf wen er angesetzt war. Auf Abby Tyler. Als er den Wachmann vor ihrer Tür erblickte, musste er lachen. Ein Garant für ihre Sicherheit war der jedenfalls nicht. Was wohl in dem Umschlag gewesen war, den er ihr vor seinem Rendezvous mit der Lady im Bad unter der Tür durchgeschoben hatte? Es schien etwas gewesen zu sein, was ihr zu denken gab, denn als er jetzt an ihrem Bungalow vorbeikam und an einem der Fenster ihre Silhouette ausmachte, sah er, dass sie wie Hilfe suchend zu den Sternen emporschaute. Demnach musste der Umschlag Brisantes enthalten haben.

DONNERSTAG
    Kapitel 36
    »Meinst du wirklich, du schaffst es allein?« Abby war im Zweifel, ob sie Vanessas Entschluss, in The Grove zu bleiben, gutheißen sollte.
    Eigentlich hatte sie immer angenommen, dass die Freundin hier bleiben würde. Aber jetzt, da man ihr diesen Zeitungsausschnitt mit dem Vermerk »
Du bist die Nächste
« unter der Tür durchgeschoben hatte und somit nicht nur feststand, dass man ihr auf der Spur war, sondern dass der anonyme Absender über kurz oder lang Schweigegeld fordern oder mit einem Haftbefehl drohen würde, wurde es auch für Vanessa brenzlig.
    »Der Polizei ist bekannt, dass ich mit einer Schwarzen geflohen bin«, sagte sie, als sie ein letztes Mal die dunklen Ringe unter ihren

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