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Wilder Oleander

Wilder Oleander

Titel: Wilder Oleander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Harvey
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sich am liebsten den ganzen Tag mit ihnen beschäftigen.
    Dann aber schwimmen sie zum Wasserfall. Die eisige Gischt wirkt anregend. Er stimuliert sie mit dem Finger; als er dann
in sie eindringt, bäumt sie sich auf, schlingt die Beine um seine Hüften, jauchzt. Sie reitet ihn in dieser Wasserwelt, schreit mit dem tosenden Wasserfall um die Wette, ihre Brüste wie ein Kissen an seinem Gesicht.
    »Hallo!«
    Kenny schreckte auf. Vom Eingang zum Java-Club aus, in dem er gerade seinen Auftritt beendet hatte, sah er Coco auf sich zukommen. »Ich habe dich erwartet«, sagte er verlegen. Gebe der Himmel, dass ihre hellseherischen Kräfte nicht so weit reichten, die Illusion, der er sich gerade hingegeben hatte, zu durchschauen! »Ich bin ein wenig beschämt über das Ende unseres letzten Treffens, als uns diese beiden Mädchen in die Quere kamen.«
    »Ist schon in Ordnung«, sagte sie und fühlte sich auf unerklärliche Weise wohlig warm und gleichzeitig kribbelig.
    »Es ist die Bühne.« Er räusperte sich und trat einen Schritt zurück, wie um Luft zu holen. »Sobald man auf der Bühne steht, wird man als etwas Besonderes angesehen. Ein Auftritt auf den Brettern, die die Welt bedeuten, und die Frauen liegen einem zu Füßen. Ist man Klempner, sagen sie lediglich: ›Hast du den Schnabel von diesem Kerl gesehen?‹«
    Coco lachte. Aber weil Kenny noch im Smoking war und ihr dadurch die zusammenphantasierte Geschichte mit dem Kostüm aus Metallplättchen einfiel, sollte ihr Lachen in erster Linie ihre Nervosität verschleiern. Konnte er Gedanken lesen? Er fasste sie am Ellbogen. »Komm, wir trinken etwas.«
    Sie begaben sich an die Bar in der Lobby, gegenüber einer Doppeltür mit dem Schild
Hochzeitskapelle
. Als Kenny sah, wie Coco auf dieses Schild starrte, sagte er: »Wenn man entsprechende Vorkehrungen trifft, beschaffen sie einen Friedensrichter. Im Augenblick findet eine Trauung statt.«
    Coco bestellte sich einen großen Mai Tai und überlegte, wie sie das Gespräch beginnen sollte. Vor allem sollte Kenny
nicht den Eindruck gewinnen, dass dies eine Art Date war und sich ihre Beziehung über den jetzigen Stand der Dinge hinaus entwickeln würde. Sie wollte ihm lediglich etwas klarmachen. Und dann merkte sie, dass Kenny auf den Anhänger zwischen ihren Brüsten schaute, nur kurz zwar, aber für sie lange genug, um sie erst einmal den Grund für ihr Kommen vergessen zu lassen. Kenny sah in seinem Smoking wirklich blendend aus, und bestimmt würde sich sein blondes Haar zwischen ihren Fingern wunderbar anfühlen.
    »Kenny, verlässt du The Grove wirklich nie?«, fragte sie, um zum Thema zu kommen.
    »Möchtest du eine rührselige Geschichte hören?«, erwiderte er. Jetzt ließ er seinerseits den Blick über ihren Lockenkopf wandern, so als würde er sich gern daran zu schaffen machen. »Vor drei Jahren kam ich zum ersten Mal her, in meinem Auto. Und blieb sechs Monate, in denen ich mich einer Abmagerungskur unterzog. Dann kam mir die Idee, meinen freien Tag in Palm Springs zu verbringen, ins Kino zu gehen, dies und jenes zu besorgen. Und was passierte? Meine Gier nach Süßigkeiten artete zu einer Fressorgie aus. Wie ein Alkoholiker, der auf Sauftour geht. Ich saß in meinem Wagen und stopfte mich mit Schokoriegeln und Donuts voll. Hemmungslos. Ich kam zurück und bin seither nie wieder weg gewesen. Mein Auto habe ich anderen Angestellten zur Verfügung gestellt. Weil ich mir selbst nicht über den Weg traue.«
    »Du könntest doch in die Schweiz gehen und mit deiner Begabung etwas Sinnvolles anfangen.«
    Er lachte leise.
    »Kenny, bist du weise?«, fragte sie urplötzlich.
    »Wie bitte?«
    »Betrachtest du dich als weise?«
    »Wieso?«
     
    »Weil das meine Seelenergänzung ist. Ein weiser Mann. Das hat mir der Kristall verraten.«
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Schön wär’s! Hör zu, Kenny, ich mag dich, mehr als irgendeinen anderen Mann. Auch wenn wir keine gemeinsame Zukunft haben. Wenn es die gäbe, wüsste ich das.« Jetzt, da sie sich überwunden hatte, fiel ihr das Reden leichter. »Ich habe mal mit einem Mann zusammengelebt. Wir waren verlobt, hatten Pläne, wussten, was für ein Haus wir kaufen wollten, selbst die Namen unserer Kinder standen bereits fest. So ernst war es uns. Eines Tages stand eine Geschäftsreise nach London an. Ich befragte meinen Kristall und sah das Flugzeug über dem Ozean abstürzen. Ich flehte ihn an, nicht zu fliegen. Obwohl es wichtig für ihn war und ein entscheidender

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