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Wilder Oleander

Wilder Oleander

Titel: Wilder Oleander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Harvey
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uns weggehen, jetzt gleich, nach Mexiko oder Kanada. Wir treiben einen Geistlichen auf, in irgendeiner entlegenen kleinen Stadt, nur wir beide, sonst niemand.« Sie war selbst überrascht über das, was da spontan aus ihr heraussprudelte, und gleichzeitig sah sie, wie sich ein völlig neues Leben für sie auftat, ein Leben in einem abgeschiedenen Ort in den Bergen, mit einer kleinen Kanzlei, die noch Zeit für die Fliegerei und für Reisen ließ …
    Er zog sie an sich und hielt sie fest umschlungen. »Was würde dein Vater wohl dazu sagen?«, fragte er leise auflachend. Von einer Sekunde zur anderen zerrann Francescas Traum.

Kapitel 41
    »Gefällt mir gar nicht, dieses Wetter.« Zeb griff ins Lenkrad. Geradezu unheimlich, wie der Wind heulte und am Geländewagen rüttelte. Wenn sich das zum Sandsturm auswuchs, würden sie Ophelia Kaplan nie finden.
    Vanessa war außer sich vor Sorge. Seit Stunden wurde Ophelia vermisst. Es war bereits spät. Die Nacht war hereingebrochen, hüllte die Wüste in Dunkelheit, und jetzt fegten auch noch die Santa Anas-Winde aus Nordosten über sie hinweg und drohten alles mit Sand zu überziehen.
    Obendrein war das Bellen von Kojoten zu vernehmen gewesen. Kein Keckern, das sich wie das Lachen kleiner Mädchen anhörte, auch kein Heulen, das fast musikalisch klang. Sondern das scharfe, bedrohliche Kläffen von Kojoten zur Verteidigung ihrer Höhlen. Auf Abbys Anordnung war jeder des Suchtrupps bewaffnet, sicherheitshalber.
    Warum hatte Ophelia The Grove verlassen? Nach Aussage ihres Verlobten stand ihr eine schwierige Entscheidung bevor, und sie hatte einen Spaziergang unternommen, um einen freien Kopf zu bekommen. Vanessa war aufgefallen, wie abwesend Dr.Kaplan seit ihrer Ankunft gewirkt hatte. Hing das etwa mit der Schwangerschaft zusammen?
    So besorgt Vanessa auch war, konnte sie nicht umhin, gleichzeitig freudig erregt zu sein. Nicht nur weil Abby endlich ihre Tochter gefunden hatte, sondern weil sogar Aussicht auf ein Enkelkind bestand! Wie schön wäre es, wenn es tatsächlich
zu einer Wiedervereinigung käme und Abby allen ihre Tochter vorstellen könnte. Wenn Ophelia allerdings nicht wusste, dass sie adoptiert worden war, hatte Abby nicht vor, sie mit dieser Tatsache zu konfrontieren, vor allem dann nicht, wenn Ophelia glücklich war. Außerdem hatte Abby eigene Pläne für die Zukunft, wovon der gepackte Koffer und das Ticket für einen Hinflug zeugten, Pläne, die eine Tochter eindeutig nicht einschlossen. Und auch sonst niemanden.
    Vanessa war nicht entgangen, wie Abby Jack Burns anschaute, wie ihr das Blut in die Wangen schoss, wenn sie ihm begegnete. Da hatte sie so viele Jahre lang der Liebe entsagt, und jetzt fiel sie ihr mehr oder weniger in den Schoß. Zu spät.
    Wie an seinem angespannten Profil zu erkennen war, suchte Zeb aufmerksam die dunkle Wüste nach einer Spur von Ophelia ab. Ganz gegen seine Art war er tagsüber ungemein schweigsam gewesen. Weil ein Gast vermisst wurde? Oder steckte etwas anderes dahinter? Gestern Abend, als er nach der letzten Wüstensafari mit seinen Gästen zurückgekehrt war, hatte er, anstatt wie sonst auch bei einem Drink Dampf abzulassen, Vanessa nur kühl gute Nacht gesagt und sich in seine Unterkunft verzogen. War während seines Ausflugs etwas vorgefallen?, hätte sie gern gefragt, aber da sie sich noch nie in seine Privatangelegenheiten eingemischt hatte, wollte sie das auch jetzt nicht tun.
    »Was ist denn das?« Zeb deutete unvermittelt in Fahrtrichtung.
    Vanessa blinzelte durch den aufwirbelnden Sand. Ein winziges Licht!
    Zeb steuerte bereits auf den nur schwach leuchtenden Punkt zu. Beim Näherkommen fielen die Scheinwerfer auf eine Felsformation. »Dort!«, rief Vanessa. »Da ist doch jemand.«
    Zeb legte eine Vollbremsung hin, sprang aus dem Wagen und rannte los, noch ehe Vanessa die Beifahrertür geöffnet hatte.
»Gott sei Dank«, kam es mit letzter Kraft von Ophelia. »Ich habe die Scheinwerfer gesehen … « Sie ließ den an einer Schlüsselkette hängenden Punktstrahler aufleuchten. Ihre Kleidung war verdreckt, ebenso ihr Haar und das Gesicht. »Ich bin ausgerutscht und habe mir den Fuß eingeklemmt. Ich dachte schon, ich müsste hier draußen sterben.«
    Zeb war bereits in die Hocke gegangen und befasste sich mit Ophelias Fuß, mit dem sie zwischen den Felsen festsaß. Der peitschende Wind wirbelte Sand auf, der ihnen die Augen verklebte. Derweil Zeb die Felsblöcke mit einer Brechstange aus dem Geländewagen auseinander

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