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Wilder Oleander

Wilder Oleander

Titel: Wilder Oleander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Harvey
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Deborah Kerr in den Armen von Burt Lancaster in
Verdammt in alle Ewigkeit
.
    Er schlug die Hände vor das Gesicht. Ein Weinkrampf überfiel ihn. Abby wartete still und geduldig. Schließlich sagte er mit gepresster Stimme: »Meine Eltern hatten einen Verkehrsunfall, als Nina acht war. Mein Vater kam um und meine Mutter wurde schwer verletzt. Sie erholte sich nie mehr so recht und tat sich mit der Aufzucht von Nina schwer. Ich war gerade mit dem College fertig, also zog ich wieder zu Hause ein, um meiner Mutter und Nina zur Seite zu stehen. Damals wurde unsere Bindung sehr eng. Ich war wohl mehr eine Vaterfigur für Nina als ein älterer Bruder. Ich arbeitete in verschiedenen Jobs, um meine Mutter zu unterstützen, bis ich schließlich in die Polizeiakademie aufgenommen wurde. Nina machte dann irgendwann einen Universitätsabschluss und ging in die Werbebranche, aber wir blieben eng verbunden und kümmerten uns gemeinsam um unsere Mutter.«
    Er blickte Abby mit tränenverschleierten Augen an und deutete auf das Blatt in ihrer Hand. »An wen ist Ihr Brief gerichtet?«
    »Mein Kind wurde mir weggenommen. Direkt nach der Geburt.«
    Plötzliches Verstehen malte sich in seinen Zügen. »Deshalb haben Sie also mit dem Adoptionsring auf dem Schwarzmarkt zu tun.«
    »Woher wissen Sie davon?«
    »Durch Nina. Abby, Sie besitzen eine Akte über Nina. Ich habe sie auf Ihrem Schreibtisch gesehen! Ich habe sie nicht angerührt, aber ich erkannte diverse Dokumente und etwas, was wie der Rand eines Photos aussah. Montag Abend, als Sie den Pass für das Sicherheitssystem holen gingen, bemerkte ich die Akten auf Ihrem Tisch. Nina war auf der Suche nach ihrer leiblichen Mutter und in ihrer Recherche sammelte sie
die Namen anderer adoptierter Kinder. Die drei Frauen, Ophelia, Coco und Sissy – Nina kannte ihre Namen. Ich kam her, um festzustellen, ob sie weitere Informationen hätten. Ich sah deren Akten auf Ihrem Schreibtisch und ich sah Ninas.«
    »Ich soll eine Akte zu Nina haben?«
    »Aber sicher! Deswegen glaubte ich doch, dass Sie mich dauernd angelogen haben.«
    »Jack, der Privatermittler, den ich beschäftigt habe, ging vielen Hinweisen nach und engte die Information schließlich auf jene drei ein. Aber ich wies ihn an, mir alle gesammelten Akten zu schicken, auch wenn sie mit mir nichts zu tun hatten, denn ich habe vor, sie einer unabhängigen Organisation zur Verfügung zu stellen, die sich darum kümmert, den Kontakt von entführten Kindern zu ihren leiblichen Eltern wiederherzustellen. Jack, ich habe diese anderen Akten nie auch nur angesehen. Ich hatte keine Ahnung, dass es in einer davon um Nina ging.«
    Er strich mit den Händen über sein Gesicht, und als er Abby ansah, erkannte sie tiefe Trauer in seinen Augen. »Es tut mir Leid«, sagte er. »Ich hätte Sie nicht der Lüge beschuldigen sollen.«
    Abby wollte ihn trösten, ihn liebevoll umarmen und halten, aber er wirkte so verletzlich, dass sie nur ihre Hände auf die seinen legte und sagte: »Jack, schreiben Sie einen Brief an Nina, genau wie ich meiner Tochter geschrieben habe.«
    Seine Finger legten sich um ihre Hände und sie spürte die Rauigkeit und die Hornhaut, die sich durch das jahrelange Bogenschießen gebildet hatte. Begehren flammte tief in ihr auf.
    Und dann zog er sie auf einmal an sich und küsste sie leidenschaftlich.
Ja!
, jauchzte es in Abby auf. Als aber seine Umarmung stürmischer wurde, durchschoss es sie:
Nein!
und sie wich zurück. »Jack, ich muss dir was sagen. Etwas, das ich bisher für mich behalten habe.«
     
    Noch ehe ihr Mut sie verlassen konnte, sprudelte es aus ihr heraus, während Jack mit ernster Miene ihrer Geschichte lauschte. Am Ende sagte sie: »Mein Baby kam im Gefängnis zur Welt und wurde mir weggenommen. Man sagte mir, mein Baby sei eine Totgeburt gewesen. Später erfuhr ich, dass die Gefängnisleitung Babys an einen illegalen Adoptionsring verkaufte. Seither bin ich auf der Suche nach meiner Tochter.« Den Rest – ihre Flucht aus dem Gefängnis, das Kopfgeld, das auf sie ausgesetzt war – konnte sie ihm einfach nicht anvertrauen. Jack war Polizist und wäre verpflichtet, sie zu verhaften. Vielleicht, wenn all dies vorbei war …
    »Mit Hilfe eines Privatermittlers hatte ich drei Mädchen ausfindig gemacht, die in Frage kamen. Inzwischen ist es nur noch eine junge Frau. Ophelia Kaplan.«
    Er riss die Augen auf. »Die Frau, nach der wir heute die Wüste abgesucht haben?«
    »Ich glaube, sie ist meine Tochter. Noch weiß

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